Alleine, mit Spencer

768 31 0
                                    


Danke Kleine, dachte Spencer und startete den Motor. Er bemerkte ihren Blick, sah sie aber nicht an. Irgendwann wendete Jessy sich auch wieder ab. Sie konnte gar nicht ahnen, wie sehr sie Spencer dadurch erleichtert hatte.

Spät abends, schon fast nachts, kamen sie endlich in Spencers Wohnung an. Spencer hatte von einer Tankstelle noch etwas zu essen gekauft. Jessy hatte es im Auto schnell aufgegessen und war dann wieder eingeschlafen, schließlich dauerte die Fahrt etwas länger.
,, Du kannst jetzt endlich schlafen, ohne dass ich dich wecke", lächelte Spencer. Er selbst war mittlerweile genauso müde wie Jessy, bloß sah man ihm das nicht an. Sie grinste schief.
15 Minuten später sah man kein einziges Licht mehr in der Wohnung von Reid leuchten.

Ding Dong
Ding Dong
Ding Dong
,, Verdammt", grummelte Spencer und krabbelte aus seinem Bett. Hoffentlich war Jessy nicht wach geworden, aber dafür müsste sie einen sehr tiefen Schlaf haben...
Leicht taumelnd lief Spencer zur Tür. Verschlafend rieb er sich die Augen und schaute dann durch den Türspion. Seufzend öffnete er die Tür.
,, Hey Kleiner!", begrüßte ihn ein motivierter großer Mann, namens Derek Morgan. Er musterte Spencer lächelnd von oben bis unten in seinen Boxershorts.
,, Morgen...", brummte Spencer und guckte Derek misstrauisch an.
,, Was willst du so früh morgens hier?"
,, Früh morgens? Guck auf die Uhr, Reid! Es ist kurz nach zwei!", lachte Morgan und lehnte sich gegen den Türrahmen.
,, Kann ich rein kommen?"
,, Von mir aus...", murrte Reid und öffnete die Tür etwas weiter.
,, Wo ist Jessica?"
,, Die schläft, naja schlief, vermute ich mal..."
,, Ich habe was für sie, denkst du, ich kann zu ihr?"
Spencer war verwirrt, was wollte Morgan? ,,Was machst du eigentlich hier, musst du nicht arbeiten?", fragte Spencer und zog sich ein Hemd über.
,, Wir haben gerade nicht viel zu tun und ich konnte Hotch dazu überreden, dich kurz besuchen zu können."
,, Und mit welchem Sinn?"
,, Naja, wie du weißt, ist Jessica nicht all zu gut auf mich zu sprechen. Da ich aber denke, dass ich in Zukunft bestimmt des Öfteren mit ihr zu tun haben werde,-"
,, Das denkst du?"
,, Na klar. Ich meine, du bist mein Kollege und bester Freund! Wenn du sie adoptierst, werde ich wohl ab und zu mit ihr in Kontakt stehen. Deshalb-"
,, Wer sagt, dass ich sie adoptiere?"
,, Hör doch mal auf, mich ständig zu unterbrechen. Ich- warte, du wirst sie nicht adoptieren?"
Verlegen biss sich Spencer auf die Lippe. ,,Es ist nicht so einfach, Morgan", flüsterte Spencer, aus Angst Jessy könnte ihn hören, ,, Ich muss mir das alles noch genauer überlegen aber ich werde sie auf jeden Fall nicht im Stich lassen."
Derek nickte ernst, er verstand ihn. Auch er hatte mal mit einem Mädchen eines Falles zu tun. Bloß war Spencer Situation anders, man könnte sagen extremer.
,, Also, kann ich zu ihr?", bat Derek leise.

Morgan betrat, gefolgt von Reid, das Wohnzimmer in dem Jessy schlief.  Sie atmete ruhig und hatte die Augen geschlossen.
,,Denkst du, sie schläft?", flüsterte Derek zu Spencer. Reid zuckte mit den Schultern.
,,Guten Morgen...", flüsterte sie nach einigen Sekunden Überlegung. Sie wollte zwar weiterschlafen, wollte aber auch nicht unhöflich sein. Sie hatte schließlich nur gedöst, diese verdammte Klingel...
,, Morgen Jessy... aber es ist schon Mittag", lächelte Spencer. Er hatte seit Jahren schon nicht mehr so lange geschlafen.
,, Hallo, Jessica", sagte Derek und ging vor Jessys Bett in die Knie, ,, Ich habe dir etwas mitgebracht..."
Er erwartete mehr von dem Mädchen, aber sie schaute ihn einfach nur an. ,,Du magst doch bestimmt gerne Musik hören?"
Leicht nickte sie.
,,Nun ja, ich habe einen IPod von einem Freund geschenkt bekommen, leider kann ich nichts damit anfangen. Ich habe schon einen. Deshalb kriegst du ihn jetzt. Ich habe mich mit Garcia an den Computer gesetzt und dir all mögliche Lieder besorgt, ich wusste nicht, was du gerne hörst."
Misstrauisch schauten Spencer und Jessy Morgan an.
,, Was ist?", fragte Derek und lächelte Jessy an.
,, Äh, danke... vielen Dank, aber ich kann das nicht annehmen", nuschelte Jessy. Irgendwie fühlte sich die Situation falsch an, gerade erst erwacht und dann das.
,, Quatsch, ich mache das gerne."
Unsicher rutschte der Teenager hin und her. Klar, sie liebte Musik. Früher war sie nie ohne ihre Kopfhörer aus dem Haus gegangen, aber konnte sie den IPod wirklich annehmen?
,, Wie auch immer, ich muss gleich wieder los. Ich lasse den IPod hier und du kannst ja mal rein hören. Bis bald, Jessica..."
,, Auf Wiedersehen."
Spencer folgte Derek aus dem Raum. Der junge Mann hatte nur zu gut die Reaktion ins Jessys Gesicht gesehen, sie wollte den Musik-Player gerne haben.
,, Sie sieht total fertig aus, Reid", riss Morgan ihn aus seinen Gedanken.
,, Natürlich, denkst du sie läuft gut gelaunt durch die Wohnung?", maulte Spencer und funkelte ihn an. Derek müsste doch gut genug wissen, dass so etwas lange dauert.
,, Schon gut, Kleiner. Ich muss los, vielleicht sehen wir uns in den nächsten Tagen", er klopfte seinem Kollege leicht auf die Schulter, ,, und gib ihr den IPod. Musik hilft einigen Menschen..."
,, Wir sehen uns", seufzte Spencer, als Derek die Tür hinter sich schloss. Seine Gedanken waren schon wieder bei Jessy. Er musste ihr heute von der Beerdigung ihres Vaters erzählen. Hoffentlich würde sie es gut aufnehmen. Zumindest so gut, wie man so etwas überhaupt aufnehmen könnte.

,, Ist es wirklich okay, wenn ich den IPod benutze?", fragte Jessy Spencer. Sie hatten mittlerweile etwas gefrühstückt und saßen nebeneinander auf dem Sofa. Es war eine entspannte Stimmung, das Mädchen redete viel und ungewöhnlich locker mit Spencer. Es war wirklich schön und er wollte diese Stimmung nicht zerstören...
,, Spencer?", fragte sie noch einmal nach, nachdem sie immer noch keine Antwort bekommen hatte.
,, Natürlich kannst du ihn benutzen, Kleines", lächelte er. Er merkte selbst kaum, dass er ihr einen Spitznamen gab.
,, Was hörst du für Musik?", fragte Spencer und drehte sich leicht zu ihr.
,, Meistens Balladen... Die Texte sind einfach so berührend. Früher haben solche Lieder mir das Gefühl gegeben, nicht alleine mit meinen Problemen zu sein. Ich weiß, dass klingt kitschig, aber...", verträumt lächelte sie.
,, Vielleicht hat Derek dir die richtig Lieder heruntergeladen. Du kannst sie dir nachher mal anhören."
,, Werde ich tun", erwiderte sie. Ihr Stimme war ziemlich fest und man sah ihr an, dass sie sich wohlfühlte. Spencer sah es ihr ebenfalls an und er wollte diese Stimmung nicht versauen, aber es musste sein.
,, Jessy, wir müssen über etwas ernsteres reden. In ein paar Tagen findet die Beerdigung deines Vaters statt. Ich denke, es wäre angemessen dorthin zu gehen, oder?"
,, Angemessen wäre es wohl..."
Es herrschte Stille.
,, Ich will dich zu nichts zwingen, aber bei einer Beerdigung kannst du dich von Personen verabschieden, sie ein letztes Mal würdigen."
,, Ja, ich weiß...Wirst du dabei sein?"
,, Natürlich, ich werde die ganze Zeit da sein."
,, Wann genau ist es...?", sie verschluckte die Wörter fast.
,, In fünf Tagen."
Stumm nickte sie und schloss dann die Augen. Sie wollte dort eigentlich nicht hin. Es würden so viele Erinnerungen hochkommen und sie würde wahrscheinlich vor allen so schwach dastehen. Hoffentlich würden andere Personen nicht so etwas denken wie soll die sich nicht so haben oder reiß dich zusammen. Sie würde die Aufmerksamkeit von so vielen Leuten haben und so viele Bekannte sehen. Sie würde wieder in ihrer alten Welt sein, dabei wollte sie gerade die doch vergessen. Eigentlich wollte sie doch nur alleine hier sein, mit Spencer.

Ich will nicht zurück (Spencer Reid fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt