Kapitel 1

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So wahr es auch sein mag, (D/N) leugnete ihre Unentschlossenheit jedes Mal, wenn man sie darauf ansprach. Denn sie wollte nicht zugeben, dass es ihr schwer fiel Entscheidungen zu treffen. Aber was ist so schlimm daran, sich nicht zwischen zwei Dingen entscheiden zu können? Zeigt das nicht eher, dass diese Person beiden Dingen ihre Aufmerksamkeit schenken will, weil sie in Beiden interessiert ist?
Unentschlossenheit heißt in dem Fall dann auch, sich über die Entscheidung viele Gedanken zu machen. Man setzt sich viel mehr mit den Dingen auseinander als Personen, die schon von vornherein entschlossen sind. Das betäubt zusätzlich den Drang, leichtsinnig zu handeln. Und das scheint doch gut zu sein, denn wer leichtsinnig handelt, der bereut sehr schnell sehr viel. Doch auch Leichtsinn hat etwas Gutes in sich. Denn wenn man leichtsinnig ist, handelt man oft, ohne zu denken, was dabei passieren könnte. Das hat etwas Unbeschwertes und Sorgloses an sich. Es lässt einen so zusagen das heute genießen ohne sich über das morgen zu sorgen.
Das Im Moment leben.

(D/N) hätte ab und zu gern etwas Leichtsinn, denn sie sorgte sich viel zu sehr. Zum Beispiel, wenn es um Entscheidungen ging. Sie stand vor der Entscheidung, auf welche Schule sie nun sollte. Sie würde bald die Mittelschule abschließen und musste sich für eine Oberschule entscheiden. (D/N) wusste nicht wohin sie sollte. Sie hatte die Möglichkeit auf zwei sehr beeindruckende Schulen zu gehen. Zu einem wäre da die Aoba Joshai, eine Privatschule mit einer beeindruckenden Vielfalt an Kursen und Klubs. Zum anderen die Shiratorizawa Akademie. Keine Privatschule, jedoch eine Art Eliteschule, welche jeden einzelnen in seinen Stärken und Schwächen fördert. Es war jedoch ziemlich schwer in diese Schule reinzukommen. Entweder man bekam ein Stipendium oder man bestand die Aufnahmeprüfung. (D/N) hatte die Aufnahmeprüfungen beider Schulen bestanden. Sie hatte gehofft, in einer der beiden durchzufallen, damit sie sich nicht entscheiden muss. Doch nun hat sie den Salat. Ihre Gedanken waren immer noch ein reines Durcheinander. Es raubte ihr die Energie. Im Moment würde sie am liebsten jemanden anderen die Entscheidung überlassen. Aber das konnte sie nicht machen, schließlich war es ihre Zukunft und ihr Leben.

Es ist zum Haare-Ausreisen!

(D/N) atmete hörbar aus. Sie hatte nur noch wenige Tage Zeit, bis sie sich entscheiden musste. Sie hatte sich sogar einen Notfallplan ausgedacht, falls sie sich bis dahin nicht entscheiden konnte. Sie würde dreißig Mal einen Würfel werfen und die Ergebnisse addieren. Wenn die Zahl größer als 105 ist, geht sie auf die Aoba Joshai, wenn sie niedriger ist, auf die Shiratorizawa. (D/N) hoffte nicht auf diesen Plan zurückgreifen zu müssen. Er hieß ja nicht um sonst Notfallplan. "(N/N)-san!!"
(D/N) zuckte zusammen. Sie hatte beinahe vergessen, dass sie im Unterricht saß.
"Ja?", fragte sie zögerlich. Man konnte die Farbe aus ihrem Gesicht für einen kurzen Moment weichen sehen, ehe sie ihr in voller Kraft in die Wangen schoss.
"Kannst du bitte den nächsten Abschnitt  lesen?", meinte ihr Lehrer und schob sich seine runde Brille zurecht.
(D/N) fing an den Text über die Nervenbahnen vorzulesen. Er handelte von verschiedenen Bestandteilen, die für das Weiterleiten eines Reizes notwendig war. Ein Thema, dass eigentlich erst in der Oberschule behandelt wurde. Da war man schon kurz vor der Zeugnisvergabe, die Noten standen sowieso schon fest und der Lehrer in Biologie hat nichts besseres zu tun, als mit einem neuen Thema anzufangen. Für (D/N) war das nicht wirklich ein Problem, aber ihre Kameraden beschwerten sich oft darüber.

Den ganzen Heimweg über, machte sie sich Gedanken über die Schulen. Sie stellte eine imaginäre Liste mit Pro und Kontra Argumenten auf. Diese brachte sie zu keinem wirklichen Ergebnis. Am Ende des Monologs war sie vor der Wohnungstür angekommen. (D/N) war nicht bewusst gewesen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Sie schloss die Tür auf und trat in die Wohnung. Sie war nicht besonders groß, aber sie reichte vollkommen für (D/N) und ihre Eltern. (D/N) zog ihre Schuhe aus und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer um dort ihre Hausaufgaben zu machen. Diese bestanden aus einigen Matheaufgaben und einer aus einer kreativen Schreibaufgabe, die sie in japanischer Literatur aufbekommen hatte. In Biologie hatten sie ausnahmsweise keine Aufgaben bekommen. Sie sollte vor der nächsten Stunde das neue Thema nochmal wiederholen. Sie begann mit Mathe. Es waren relativ einfache Aufgaben, aber auch Anwendungsaufgaben, die etwas anspruchsvoller waren. Komischer Weise plagten sie die Gedanken an die Oberschulen während der Bearbeitung der Aufgaben nicht im geringsten, weshalb (D/N) auch innerhalb von einer Stunde mit allem fertig war.
Draußen fing es schon an zu dämmern. Als (D/N)s Eltern nach Hause kamen, half (D/N) ihrer Mutter beim Kochen.

"Wie war die Schule?", fragte ihre Mutter während sie das Gemüse zurecht schnitt. "Gut, und wie war die Arbeit?" (D/N)s Mutter arbeitet als Sekretärin einer Mittelschule die neben der Oberschule lag, an der (D/N)s Vater unterrichtete. "Arbeitsreich, wie immer!", meinte sie und schmunzelte. Das Essen verlief relativ ruhig, es wurde hauptsächlich über den vergangen Tag geredet. Doch irgendwann kam das Gespräch auf (D/N) und auf welche Oberschule sie gehen sollte. Als (D/N) ihren Eltern sagte , dass sie sich noch immer nicht entscheiden konnte, schauten sie sie kritisch an.
"Du weißt, dass du nicht mehr viel Zeit hast", meinte ihr Mutter. "Ja,aber-" "Du weißt, dass es nicht jeder an solche Schulen schafft, oder?", unterbrach ihr Vater sie. "Ja, und ich gebe ja auch mein bestes, aber die Entscheidung ist nicht so einfach", sagte (D/N). "Was gibt es denn da noch zu Überlegen? Die Aoba Joshai ist eine hervorragend Schule"
(D/N)s Vater hatte einen Kollegen an dieser Schule, mit dem er zusammen studiert hatte. Die Beiden sind immer noch sehr gut befreundet. "Die Shiratorizawa aber auch. Zudem fördern sie dort meine Stärken und helfen mir meine Schwä-"
"Also ich wäre dafür, dass du auf die Aoba Joshai gehst", meinte (D/N)s Vater. Und damit war das Thema für ihn gegessen.

Nach dem Essen, ging (D/N) auf ihr Zimmer. Ihre Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum und sie wusste jetzt noch weniger, auf welche Schule sie gehen sollte. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte. Sie brauchte dringend einen Rat. Sie wusste nicht ob sie sich auf die Meinung ihres Vaters verlassen konnte, denn dieser war als Lehrer voreingenommen und könnte die Sache nur subjektiv betrachten.
(D/N) fiel nur eine Person ein, bei der sie sich sicher war, dass diese ihr weiterhelfen konnte.

Satori Tendou x Reader//EqualWo Geschichten leben. Entdecke jetzt