•°❍ Kapitel 𝟜 ❍°•

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Eine kleine Flamme flackert vor mir und beleuchtet den größten Teil des Tisches und spendete uns etwas Licht. Der Mond scheint hell am Himmel, jedoch nicht ansatzweise hell genug, dass wir das Haus beleuchten könnten. 

Ich starre in die kleine Flamme und schaue ihr dabei zu, wie sie bei jedem noch so kleinen Luftzug leicht wackelt und sich ihre rot orangene Flamme in die Luft züngelt. Lustlos beiße ich von dem Stück trockenen Brot ab, welches ich in meiner Hand halte. Zäh kaue ich auf dem Zeug rum, dass bestimmt schon seit Tagen in unserer Küche liegt. 

Ich richte meinen Blick von der wunderschönen Flamme auf, die mich für einige Momente gefangen genommen hat und mich in eine angenehmes Nichts gebracht hat, wo man sich keine Sorgen um Geld, Essen, Licht, Wärme oder sonstiges machen muss. Wo man nicht jede Sekunde Angst davor haben muss, dass es wieder anfängt. Wo jede Mauer, die man sich selbst gebaut hat, um nicht noch komplett zu verzweifeln, einfach nicht vorhanden ist, weil man sich um nichts Gedanken machen muss. Beruhigende Leere. Frieden. Nichts.

Ohne wirklich bei Sinnen zu sein, reiche ich ihm den Rest meines Brotes, da ich genau weiß, dass er noch nicht satt ist. Seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten hatten wir nichts Richtiges mehr zu essen.
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich sehe, wie er mir gegenüber sitzt und fast schon gierig auf das Stück in meiner Hand starrt. Augenblicklich reiche ich ihm den Rest und biete es ihm an. Auffordernd schaue ich ihn an. Ich habe eh keinen wirklichen Hunger. Mit großen Augen erwacht er aus seiner Starre und schaut mich entsetzt an. Ich nicke ihm bestätigend zu, doch er erwidert nur mit einem Kopfschütteln. 

,,Nein, iss ruhig! Ich bin satt! Ich brauche das nicht...", antwortet er mir, während er seinen Kopf langsam auf die Tischplatte vor sich senkt. 

,,Nimm endlich! Ich habe eh keinen Hunger und du brauchst mir auch nichts vormachen. Ich verstehe das", erwidere ich. Vehement schüttelt er mit dem Kopf und schaut mir schließlich in die Augen.
,,Nein! Du brauchst das, um gesund zu bleiben. Du brauchst die Kraft...". 

Verbissen schaue ich ihn an.
,,Fang jetzt nicht schon wieder damit an! Ich habe da keinen Bock drauf!", werde ich etwas lauter. Ruhig schaut er mich an und versucht mich wieder runterzukriegen, doch ich denke gar nicht daran. 

,,Tae-...Ich will doch nur, dass wir dir endlich Hilfe suchen, denn du brauchst welche. Und zwar dringend! Hör mir doch einfach mal bitte kurz zu!", versucht er verzweifelt mir einzutrichtern, doch ich stelle mich stur. Wütend klatsche ich das Brot auf den Tisch und springe von meinem Stuhl, sodass dieser nach hinten geschmissen wird und auf dem Boden landet. 

,,Nein, du hörst mir jetzt zu! Wir halten diese Diskussion jetzt schon zum wie vielten Mal? Ich hab da keine Bock mehr drauf! Merkst du nicht, dass dich das an den Rand deiner Grenzen bringt? Das es mich bricht, wenn ich sehe, wie du dieses trockene Etwas hier gierig anschaust? Merkst du nicht, dass daran unsere Beziehung noch kaputt gehen wird? Ich bin echt nicht dafür bereit, nur wegen einem beschissenen Arztbesuch sämtliches Geld auszugeben, wenn der uns am Ende eh nicht helfen kann oder wird? Wer gibt uns denn eine Absicherung, dass das was bringen wird? Wir sollten das ganze Geld lieber in sinnvolle Sachen stecken, wie eben in Nahrungsmittel. Unser Grundstück müsste an manchen Stellen auch mal repariert werden. Die Tür vom Schuppen wird bald noch abfallen...!
Wie lange willst du noch in der Schmiede am Tag arbeiten? Ich sehe dich mittlerweile nur noch abends! Ich schaff das hier alles einfach nicht mehr! Es ist zu viel!".
Tränen der Verzweiflung treten mir in die Augen und laufen mir die Wange hinab, während laute Schluchzer meinen Körper beben lassen.

Jungkook springt auf und kommt auf mich zu gelaufen. Sanft zieht er mich in seine Arme und drückt mich an sich. Leise flüstert er mir zu und versucht mich zu beruhigen. Ich kralle mich an sein Shirt und versuche mich zu beruhigen. 

,,Wir schaffen das schon! Ich liebe dich zu sehr, als das ich nicht versuchen würde, dir zu helfen". Leicht drückt er mich von sich weg, um mich anzuschauen.
,,Ich würde das nicht alles tun, wenn du mir nicht wichtig wärst! Wir finden schon einen Weg, nur bitte lass uns einfach zu einem Heiler gehen. Ich flehe dich an! Er wird dir helfen können, ganz bestimmt. Es wird alles wieder wie früher werden...Bitte!". 

Mit glasigen Augen schaue ich in sein verschwommenen Gesicht und überlege einen Moment. Langsam beginnt meine Mauer zu bröckeln und ich beginne einzuknicken. Ergeben nicke ich dann kurz mit meinem Kopf. 

Ein glückliches Lächeln schmiegt sich auf seine Lippen, welches mir jedes mal den Tag verbessert und alles um mich herum vergessen lässt. Schniefend wische ich mir die letzten Tränen weg und schaue ihn vorwarnend an. 

,,Wenn das alles nur Lügen waren, die du mir hier gerade aufgetischt hast, nur um mich zu überzeugen, dann Gnade dir Gott!".
Ein kleines Lachen entkommt ihm, während ich mich daran mache meinen Stuhl wieder aufzuheben.

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•°❍ Iɴ Yᴏᴜʀ Aʀᴍs ❍°• || ᴛᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt