•°❍ Kapitel 𝟙𝟛 ❍°•

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Schwach liege ich in seinen Armen und mache gar nichts. Mein Kopf fühlt sich so komisch an. Ich fühle mich, als ob ich auf Wolken schwebe, aber mich etwas aufhält. Mein Kopf fühlt sich einfach nur schwer an und ich bin zu schwach diesen zu heben. Seit einigen Minuten starre ich einfach nur in den Himmel, weshalb meine Augen beginnen zu brennen und sich Tränen in diesen bilden.

Ich rolle meinen Kopf nach rechts, um diese zu verstecken. Man kann natürlich hoffen oder sich gut zu reden, aber in Wirklichkeit hab ich doch eh nie dran geglaubt. Ich bin einfach nicht dazu bestimmt.... Die ganze Behandlung war eh nur Lug und Trug, auch wenn die Verlockung, gesund und glücklich zu sein, zu groß war... Ich wollte doch nur in Ruhe und Frieden glücklich mit meiner einzigen Liebe leben... Doch anscheinend war das auch schon zu viel verlangt...! 

Ein Beben geht durch meinen Körper, als ich zittrig die Luft einatme. Was mache ich mir hier eigentlich noch was vor? Ich werde sterben! Das war mir bereits vor Jahren klar, dass ich nie alt werden würde.... Wieso wurde ich bei dem Gedanken, dass meine Zeit gekommen war, jetzt nicht traurig? 

Ich wische mir über mein Gesicht und wische mir die Tränen von meinen gereizten Augen. Ich lege meine Hand wieder auf meinen Bauch und drehe mit aller Kraft meinen Kopf zurück nach oben, sodass ich Jungkook in die Augen sehen kann. Sein Blick liegt bereits auf mir. Traurig und mit feuchten Augen schaut er mich an, schenkt mir jedoch ein kleines Lächeln, was ich bereits einmal gesehen habe..

[Flashback]

Eigentlich wollte ich nur kurz in die Stadt, um mir ein neues Messer zu kaufen. Für mehr hatte ich kein Geld und wirklich brauchen konnte ich es auch nicht. 

Mit löchriger Kleidung und einigen Münzen in meiner Tasche ging ich demnach in die Stadt.

Ich hätte zu diesen Zeitpunkt nie gedacht, dass ich dich dabei kennen lernen würde. Du standest einfach da, mit deinen freundlichen, einladenden Lächeln und bereits als ich dir das erste Mal in die Augen geschaut hatte, wusste ich, dass ich dich kennen lernen wollte. Du hattest so eine beruhigende, beschützende Ausstrahlung, die mich sofort beeindruckte und in ihren Bann gerissen hatte, doch ich wusste, dass ich nie die Möglichkeit dazu hatte. Du warst mehr, als ich mir je erträumt hatte und die Wahrscheinlichkeit, dass du auch mehr für mich empfinden könntest, war genauso groß, wie als das ich ein langes Leben führen würde...

Und dennoch geschah das, was ich für unmöglich gehalten hatte...

[...]

Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben. Wir hatten den ganzen Tag miteinander verbracht. Langsam ging die Sonne unter und schon bald leuchtete der Himmel von kleinen, hellen Punkten. 

Erstaunt hebe ich meinen Kopf und betrachte die unzähligen Sterne. Ein kleines Lachen nehme ich neben mir war. Ich drehe meinen Kopf zu dir und schaue in deine wunderschönen dunklen Augen, in denen sich das ganze Universum wiederzuspiegeln scheint. Mir bleibt der Atem weg und ich starre dich an. Dein Anblick nimmt mich gefangen und ich weiß nicht, was ich tun soll. Du schaust mich zurück an mit so einem intensiven Ausdruck, dass ich spüre, wie meine Wangen erröten, wodurch ich meinen Kopf schüchtern senke. 

Plötzlich greifst du einfach nach meinen Händen und verschränkst unsere Finger miteinander. 

Verwundert schaue ich wieder nach oben. 

Doch anstatt dein für dich typisches süßes Lächeln zu sehen, schaust du mich traurig an. 

,,Was ist denn los?", frage ich dich schließlich. Du atmest einmal tief durch und antwortest mir dann flüsternd: ,,Wir werde nie eine Zukunft haben... aber ich will auch nicht mehr ohne dich..".

Ich weiß noch zu gut, wie verzweifelt du warst und wie ich dich aufgemuntert habe und dich davon überzeugt habe, dass wir alles schaffen können, wenn wir nur wollen... 

Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Gesichtsausdruck noch einmal bei dir sehen würde, wieder wegen mir... 

Ich schulde dir so viel. Du hast mich gemocht, obwohl du wusstest, dass ich schwul bin. Du hast dich sogar in mich verliebt. Du hast mich nicht anders behandelt. Du warst auch immer an meiner Seite, wenn der Sterbetag meiner Eltern war und hast mich immer beruhigt... Du bist sogar freiwillig mit mir zusammengezogen und hast dich mit in das Chaos von meinem Leben gestürzt. Dir hat es nicht einmal etwas ausgemacht, dass du für uns beide allein arbeiten musst, weil ich einfach nicht konnte. Du hast alles für mich getan und ich hab dich immer nur verletzt oder enttäuscht...

[Flashback Ende]

,,D-Du blutest..", spricht Jungkook plötzlich mit rauer Stimme und streicht mir gleichmäßig durch meine Haare. 

,,Ich weiß!", gebe ich knapp von mir. 

Knapp nickt er und atmet schließlich zittrig die Luft ein. Mehrere Tränen fließen aus seinen Augen und rollen über seine Wangen nach unten. Still beobachte ich ihn, während er um Fassung ringt. 

Ich spüre wie er mich etwas näher an sich drückt und seine Arme komplett um meinen Körper schlingt. Schwer schluckt er und versucht ein Schluchzen zu unterdrücken. Seine Schultern beben unter Anstrengung und Trauer. 

Wieso ist er nur so? Er soll nicht traurig wegen mir sein! Es ist besser so für ihn. Ich hätte nie in die Schmiede gehen sollen und ihn dort treffen! Ihm geht es besser ohne mich, wieso sieht er das nur nicht? 

Ich hebe meine schwachen Arme und streiche zart seine Tränen von den Wangen. Ich lasse meine Hände auf seinen Wangen ruhen und blicke ihm tief in die Augen. 

,,Kannst du mir einen Gefallen tun?", frage ich ihn mit heißerer Stimme. Zaghaft nickt er. ,,Weine nicht um mich! Bitte! Ich kann das nicht mit ansehen...". 

Ein dicker Kloß bildet sich in meiner Kehle. Verzweifelt versuche ich ihn herunterzuschlucken, doch ich bekomme ihn nicht weg. Warum stört es mich nicht wirklich, dass ich bald sterben werde, aber dass ich Jungkook so zurück lasse? Was habe ich damals nur getan? Wie konnte ich mich nur in ihn verlieben? Neben all meinen Fehlern, die ich je begangen habe, war das mein schlimmster? 

Mein Kopf fühlt sich wie mit Watte voll gestopft an und mir rutscht immer wieder mein Kopf runter. Ich habe keine Kontrolle und keine Kraft mehr über meine Arme und Beine, genauso wenig wie über meine Emotionen. Tränen fließen mir aus den Augen, doch ich spüre sie kaum. 

Jungkook zieht mich höher und umschlingt mich mit seinen Armen. Fest drückt er mich gegen seine bebende Brust und vergräbt sein Gesicht in meiner Schulter. Schwach lege ich meine Arme auf seinen Schultern ab und lege meine Hände sanft um seinen Nacken. 

,,Ich liebe dich, Tae! Mehr als ich mich selbst liebe, mehr als ich diese dämliche, ungerechte Welt liebe! Du bist mein Ein und Alles! Ich weiß nicht, was ich tun soll, ohne dich...", vernehme ich seine gedämpfte Stimme wahr. 

,,Lebe dein Leben... ich werde dich beobachten. Ich werde immer bei dir sein und immer bei dir bleiben, wie ich es dir versprochen habe!". Mit zitternden Händen ziehe ich mir den Ring von meinen Fingern und drücke ihn diesen in sein Hand. 

,,Ich liebe dich, Jungkook!". 

Ein Schluchzen entkommt seiner Kehle, doch ich bemerke kaum noch etwas. Weder, wie seine Tränen über meinen Hals fließen, noch seine Finger, die sich in meinen Rücken krallen. Ich höre nicht einmal, wie er verzweifelt mich anfleht bei ihm zu bleiben. 

Mein Kopf wird leer und bald versinke ich in einem schwerelosen Nichts. Mein Körper wird leichter und ich fühle mich, als ob ich abheben würde. Ich schließe erschöpft meine Augen und gebe mich schließlich der endlosen Leere hin, für immer.

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•°❍ Iɴ Yᴏᴜʀ Aʀᴍs ❍°• || ᴛᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt