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please just stay at home and wash your fucking hands.

Klassenblogeintrag

Leona Efuna:
Samstag, den 21. März 2o2o um 2o:36 Uhr

Normalerweise verblassen Neuigkeiten nach ein paar Stunden wieder, geraten in Vergessenheit, weil sie nicht mehr so schlimm erscheinen, als in dem Moment, in dem sie noch ganz frisch waren und tief saßen.

Das einzige, was ich ganz am Anfang den Nachrichten entnehmen konnte war, dass es jetzt irgendwo am anderen Ende der Welt ein neuartiges Virus gibt, gegen das man eigentlich nichts tun kann, außer sich die Hände zu waschen.

Ich bin nicht gut in Naturwissenschaften und habe keine Ahnung von Bakterien und Viren und irgendwelchen Sachen, die damit zu tun haben. Meistens verwirrt mich sowas auch nur total.

Und ich dachte, das wäre am nächsten Tag sowieso schon wieder vergessen und würde niemals auch nur im entferntesten irgendwie mein Leben beeinflussen.

Eigentlich traurig, diese Abgestumpftheit für Dinge, die nicht direkt etwas mit einem selbst zu tun haben.

Ich meine, manchmal habe ich dieses plötzliche Gefühl von Weltschmerz, das sich über mich legt und mich hoffnungslos werden lässt, weil ich genau weiß, dass ich sowieso nichts tun kann.

Das kann sogar so heftig sein, dass ich richtig anfange zu heulen und mich dabei oft fühle, als wäre ich wieder fünf Jahre alt und jemand hätte mir gesagt, dass meine geliebte Puppensammlung in ein paar Jahren in meiner Schublade verstaubt.

Aber würde ich alles Traurige auf der Welt beweinen, würde ich nur noch weinen.

Meine Eltern haben schon relativ früh angefangen haben, mir ans Herz zu legen, lieber nicht mehr auf Geburtstage zu gehen und auch keine Freunde mehr zu umarmen, oder anderen Menschen in irgendeiner Form zu nahe zu kommen.

Ich kann das verstehen.

Zwei Leute aus meiner Familie haben Asthma und meine Oma wohnt bei uns im Haus.

Dass ich mich nicht mit vielen Leuten zum Feiern treffe, ist irgendwie das Mindeste, was ich gerade beitragen kann.

Vielleicht ist das, was mir am Anfang am meisten Angst gemacht hat auch die Tatsache, dass die Leute aus der Schule meistens ganz andere Themen im Kopf haben, als meine Familie.

Aber an diesem einen Tag war alles ziemlich merkwürdig. In der Schule wussten die Leute, mit denen ich in der Pause oft Karten spiele ganz genau bescheid und als ich nach Hause kam, wollte meine Mutter unbedingt als allererstes, dass ich meine Hände mit Seife wasche.

Und ich habe ihr da sogar wirklich zweimal „Happy Birthday" vorgesungen, weil es ihr wichtig war, dass ich meine Hände mindestens eine halbe Minute lang wasche.

Damals habe ich noch gedacht, das würde alles ganz schnell vorbei gehen.

Und ich sage damals, dabei ist das alles nur wenige Wochen her, aber es scheint so, als wäre das, was hier gerade passiert eine ganz andere Dimension.

Irgendwie ereignen sich gerade nur filmreife Dinge:
Meine Mutter hat angefangen, sich in jeder Mittagspause diesen „Dr. Drosten-Podcast" über das Coronavirus anzuhören und uns mit Informationen zu bombardieren.
Wir gehen samstags um Punkt o7:oo Uhr einkaufen, damit wir noch irgendwie an brauchbare Lebensmittel kommen und die Virenkonzentration noch nicht so hoch ist.
Die Schule ist geschlossen und ich habe jeden Tag den Struggle, mich zwischen Schulaufgaben und meinem zweiten Buch zu entscheiden.
Ich habe ein Journal angefangen, in das ich sogar Zeitungsartikel über COVID-19 klebe und meine Gedanken zu allem, was gerade passiert, eintrage.
Merkel meinte irgendwas davon, dass das gerade die größte Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg für Deutschland ist.

Und ich sehe, dass meine Eltern auch Angst vor dem haben, was gerade passiert.
Und das macht mir sogar noch mehr Angst.
Denn wenn ich sonst immer mal wieder diesen Anflug von Weltschmerz habe, sind sie es, die mir sagen, dass ich aufhören muss, mir so viele Gedanken zu machen.
Und ich danke ihnen dafür, weil mich das wirklich depressiv machen kann.

Aber das hier ist nicht der Weltschmerz eines manchmal zu emotionalen Teenagers.

Das hier ist wirklich ernst.

Alles, was gerade passiert bringt die Welt aus dem Gleichgewicht.

WORTE AUS MEINEM KOPFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt