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Fuck it

»Du versuchst genug zu sein. Deine Instagrambilder haben bunte Afterlightfilter. Dein Lachen darauf ist so, dass man nur gerade noch die Zähne und nicht den ganzen Mund sehen kann, weil mal jemand meinte, das würde hässlich aussehen.

Deine Worte sind manchmal gewählt, aber oft sprudelt alles einfach irgendwie aus dir hinaus.

Du kannst nicht kontern, oder dissen, oder rappen, oder überhaupt ungeplant irgendwas ausdrucksstarkes von dir geben. Als dich wer gefragt hat, ob er dir für deinen mündlichen Unterrichtsbeitrag einen Stift in die Fresse werfen soll, warst du so geschockt, dass du nur »nee« und nicht: »soll das ne rhetorische Frage sein?« geantwortet hast.

Wenn du schreibst, dann streichst du alles durch, weil du es nicht dort stehen haben möchtest, so schwarz auf weiß, so für alle lesbar.

Menschen verstehen dich meistens nicht. Du willst niemanden reden hören, kannst aber irgendwie auch nicht alleine sein. Du kannst dich kaum in deinem Zimmer orientieren, aber willst die ganze Welt bereisen. Du wolltest eigentlich lernen, aber liegst nur da und philosophierst stumm und sehr naiv vor dich hin.

Du solltest denken, aber rennst einfach drauf los während du dir: »Fuck it, fuck it all« denkst, und es auch so meinst.
Du kannst nicht mal richtig Mathe, das ganze Parabelzeug liegt dir eben nicht, oder spanische Verben im Imperfecto konjugieren, die Staaten der USA benennen, oder rechts von links unterscheiden. Du bist die komische mit dem neongelben Fahrradhelm, die seit zwei Jahren ein Buch schreibt und sonst nicht wirklich mehr kann, als ein paar Gitarrenakkorde zupfen. Du zeichnest mit großen wackeligen Strichen, unsicheren Gesten und wirren Gedanken.
Und das macht man einfach nicht so.

Deine Texte haben keinen roten Faden, keine pädagogische Message, sie sind nicht mal witzig, oder spannend, oder gut genug. Sie sind so wie du, nicht perfekt, aber wenigstens irgendwie echt.«

WORTE AUS MEINEM KOPFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt