chapter 2

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𝑨𝒍𝒔 ich am darauffolgenden Montagmorgen widerwillig meine schweren Augenlider anhob, konnte ich kaum fassen, dass das Wochenende bereits vorbei war und ich heute tatsächlich wieder in die Schule musste. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch genau 10 Minuten hatte, bevor Prudence wie ein Mammut in mein Zimmer gestampft kommen würde und mich lautstark aus meiner Traumwelt reißt.

Ich drehte mich bei diesem fürchterlichen Gedanken in meinem Bett herum und hoffte innerlich, dass sie mich einmal damit verschonen würde. Wer stand schon extra 10 Minuten vor seiner kleinen Schwester auf, nur um sie dann unsanft aufzuwecken? Machten sowas nicht eigentlich Mütter oder war das ein Klischee? Wie auch immer, es war grausam. Sehr grausam.

Die Gedanken an sie verwerfend, versuchte ich meinen Kopf ein wenig frei zu kriegen und meine letzten Minuten friedlich auszukosten. Doch sobald ich sie aus meinem Kopf hatte, schoss mir ausgerechnet die Person in den Schädel, die ich versuchte, die letzten Tage krampfhaft aus diesem zu bekommen und ehe ich mich versah, spielte sich alles unwillkürlich von jener Nacht nochmals in meinem Kopf ab.

Wie ich diesen kleinen Laden am Ende der Welt betrat, nicht wissend, dass mich der wohl attraktivste Junge mit dem schönsten Lachen dort erwarten würde. Den Bann, in den mich seine tiefbraunen Augen rissen, werde ich niemals vergessen können, genau so wenig, wie die unbeschreibliche Atmosphäre, die uns in diesem Moment umgab. Dieses Gefühl von Geborgenheit. Das klang so absurd, wenn man bedenkte, dass ich diesen Menschen nicht kannte und ich mich gerade einmal eine halbe Stunde dort befand. Aber wieso konnte ich dann nicht aufhören, daran zu denken ...

❝ Aufstehen, Alicia. Gibt bald Essen ❝ Meine Tür wurde unsanft aufgerissen und wer stand 3 Sekunden später im Rahmen — Prudence. Ich murmelte, als Zeichen, dass ich sie verstanden hatte, aber natürlich ließ sie nicht locker. ❝ Bist du schwerhörig? Du sollst aufst- ❝

❝ Verdammt ich hab dich gehört! ❝, rief ich gereizt und saß nun kerzengerade auf meinem Bett. Dann verließ sie endlich mein Zimmer. Schwer ausatmend schob ich meine warme Decke beiseite und begab mich ins Bad, wo ich mich mit einer schnellen Dusche frisch machte. Nachdem ich dort fertig war, ging ich wieder zurück in mein Zimmer und zog mich für den Tag an. Nichts besonderes, einfach nur eine blaue Jeans und ein weißes T-Shirt. Ein bisschen Make-up und Schmuck und ich war fertig.

Mit geföhnten Haaren und gepackten Schulrucksack lief ich also runter ins Esszimmer, wo sich bereits alle versammelt hatten. ❝ Morgen ❝, sagte ich und setzte mich, wie gewöhnlich, an die letzte freie Seite des Tisches und began, zu essen.

❝ Guten Morgen, Alicia. Und, wie war die Party am Freitag? ❝ Ich sah auf und stelle fest, dass die Frage von meiner Mutter kam, die allerdings in ihre Zeitschrift vertieft war und wahrscheinlich nur aus Höflichkeit gefragt hatte. Ich schluckte herunter und wollte gerade ansetzten, da unterbrach mich Pru schnaubend.

❝ Pff, wenn sie sich überhaupt noch an irgendetwas davon erinnern kann, ich mein so betrunken wie die war ... ❝

Auf einmal waren alle Augenpaar auf mich gerichtet, sogar mein Vater sah von seiner Morgenzeitung auf und stellte seinen dampfenden Kaffe beiseite. Das hieß nichts gutes. Geschockt schellte mein Kopf zu meinem Gegenüber, doch die zuckte nur unschuldig mit den Schulter und verkniff sich gerade noch ihr dämliches Grinsen. Verdammte Lügnerin.

❝ Du warst betrunken? ❝, fragte mein Vater mit einem gefährlichen Unterton. Ich schüttelte hastig meinen Kopf, doch weiter kam ich auch nicht, denn meine Mutter schaltete sich ein. ❝ Wir hatten doch ausgemacht, dass du nichts mehr trinken darfst! Und wann bist du überhaupt nach Hause gekommen, Fräulein? ❝

ᴇᴜᴘʜᴏʀɪᴀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt