❝ 𝑰𝒄𝒉 habe einen Plan ❝, verkündete Missy stolz an jenem neuen Wochenbeginn und wechselte somit das Thema, über das wir so eben noch gesprochen hatten. Oder besser gesagt, über dass nur sie gesprochen hatte, nämlich der Clubbesuch.In Kurzfassung: sie war dort mit Olivia, Charlotte, Chloé und Regina hingegangen und die Fünf feierten mit vielen Unbekannten, überwiegend männlichen Unbekannten, bis tief in die Nacht. Alkohol durfte da natürlich auch nicht fehlen.
Ich runzelte die Stirn nach einiger Zeit.
❝ Was für einen Plan denn? ❝Die Blondine legte eine lange Redepause ein, in der sie sich eine dicke Schicht des bordeaux-roten Lippenstiftes auftrug. ❝ Wie ich den Neuen auf mich aufmerksam machen kann natürlich ❝, sagte sie als wäre es das offensichtlichste auf der ganzen weiten Welt.
Etwas verblüfft nickte ich nur zögerlich. Sie schien mit ihrem Vorhaben mehr als überzeugt zu sein, was mich ziemlich neugierig machte.
❝ Und wie sieht der Plan aus? ❝, fragte ich also und beobachtete vom Fenstersims der Mädchentoilette aus, wie sich Missy zum bestimmt hundertsten Mal während der letzten paar Minuten vor dem Spiegel zurechtmachte.
Sie sah makellos aus. Mit ihrem stylisch, pastellfarbenen Rock und dem creme-ähnlichen Pullover, der ihrer sanduhrförmigen Figur schmeichelte, konnte sie glatt als Model durchgehen. Das gelockte, blonde Engelshaar hing ihr locker über die Schultern und erreichte sogar ihre Brust. Dazu kam noch der auffällige Lippenstift, der perfekt mit ihren grünen Augen harmonierte. Tja, und dann kam mein Kleidungsstil, der meistens nur aus irgendeiner einfachen Jeans und einem Hoodie bestand, dazu noch mein unspektakuläres Haar.
Missy war bildschön, weswegen ich die kritischen Blicke die sich oft selbst gab, kaum nachvollziehen konnte.
❝ Es ist ein drei Stufen Plan, der eigentlich ganz simpel ist — aber streng geheim. Ein Zauberer verrät nie seine Tricks ❝, erläuterte sie. Ich schüttelte den Kopf schmunzelnd aufgrund ihres einfallsreichen Vergleiches, sagte jedoch nichts mehr zu ihrem Plan. Ich würde ihn vermutlich sowieso nicht verstehen.
Die Schulklingel ertönte. Wir verließen die Mädchentoilette und begaben uns zu unseren nebeneinander liegenden Spinden, wo wir unsere Sachen für die letzten Stunden austauschten. Schon als ich nur mein Geschichtsbuch im hintersten Eck meines versifften Spindes entdeckte, überkam mich eine Welle der absoluten Lustlosigkeit. Dabei mochte ich Geschichte sogar früher sehr gerne und ich würde mich auch jetzt noch als interessiert an Historischem bezeichnen, aber Lehrer und Noten spielten nun mal auch eine große Rolle wenn es darum ging, wie gern man ein Fach mochte. Und Beides war in meinem Fall nicht gerade herausragend.
❝ Sehen wir uns spä- ❝, wollte ich gerade an Missy gewandt fragen, bemerkte allerdings, wie die Blondine anderweitig beschäftigt war, denn der größte Fuckboy und Frauenheld stand auf einmal dicht an meine Freundin gepresst und steckte ihr seine Zunge tief in den Hals: Ethan Russell.
Die Hände der beiden, insbesondere die von ihm, wanderten an jede erdenkliche Körperstelle des anderen und verharrten für meinen Geschmack etwas zu lange an den intimen. Immer wieder stöhnten beide in den wilden, ja beinahe verschlingenden Kuss hinein und schienen nicht genug von einander bekommen zu können, doch auf eine sehr komische Art und Weise, die einen eher sexuellen als leidenschaftlichen Touch trug.
❝ Ich hab gerade so Bock ... ❝, murmelte Ethan hörbar unter seinem schweren Atem und unterbrach so die Make-out-Session mitten auf dem Schulflur.
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ᴇᴜᴘʜᴏʀɪᴀ
Teen FictionSie war nie dumm, obwohl es manchmal vielleicht danach aussah. Sie war nicht naiv. Niemals. Ein wenig introvertiert, das mochte stimmen. Aber deswegen war sie keinesfalls schüchtern. Sie war diese Art von Person, die nicht auf den Mund gefallen war...