𝑵𝒂𝒄𝒉 Ende der Schulstunden überlegte ich nicht einmal lange, sondern entschied mich spontan dafür, einen kleinen Abstecher zur Stadt zu machen. Im Laufe des komischen Tages hatte ich nämlich immer mehr dieses Bedürfnis bekommen, mich einfach in mein kleines Lieblingscafé zu setzten und trotz der frühlingshaften Jahreszeit eine heiße Schokolade zu schlürfen. Abschalten, zurücklehnen ... einfach der Realität kurz entfliehen. Klang doch nach einem Plan, oder?Ein leichter Wind säuselte um meine Ohren, während ich gebannt den Himmel betrachtete, an welchem sich schon wieder dunkle Wolken bildeten, die nichts gutes verheißen konnten. Es wunderte mich, dass das gute Wetter dieses Jahr so schleppend kam. Letztes Jahr beispielsweise, schien die Sonne um diese Zeit bereits ununterbrochen und die Leute hofften eher, dass ein Regenschauer die Trockenperiode wenigstens für kurze Zeit beenden konnte.
Aber dieses Jahr war anders, auch in Hinblick auf mein eigenes Leben. Prudence hatte wieder mehr an diesem Teil, da sie ja von der Uni mehr oder weniger freigestellt wurde. Das war allerdings zu meinem Nachteil, denn wir verstanden uns nicht nur immer schlechter, auch das Verhältnis zu meinem war durch sie und ihre ständigen Petzerein besonders angeknackst. Aber wenn ich ehrlich bin, war es davor schon nicht mehr das beste, so ungern ich das auch zugab.
Und natürlich — nicht zu vergessen — mein kleiner Minijob im Jack's, der mir nicht nur ein bisschen finanzielle Unabhängigkeit gewährte, sondern durch den ich auch endlich mal unter neue Leute kam. Kaum zu glauben, dass ich mich darüber mal freuen würde aber mein inneres Gewohnheitstier fand das tatsächlich irgendwie cool.
Da war zum Beispiel Azra, die echt nett war und eine tolle Person zu sein schien. Oder auch ... Reece. Bei dem Gedanken an den großen Braunschopfhoben sich meine Mundwinkel unwillkürlich. Er war ein Idiot und das nur, weil er ständig da oben bei mir herumspuken musste. Ein überdurchschnittlich großer, attraktiver, hilfsbereiter, sympathischer, humorvoller, heißer — ok stopp. Ein wenig geschockt schluckte ich. Das artete ja beinahe in eine kleine Schwärmerei aus. Und so toll war er ja dann doch nicht.
❝ Bist du dir da sicher? ❝. fragte mich das kleine, imaginäre Engelchen auf meiner Schulter unschuldig. Überzeugt nickte ich.
❝ Ja klar, ich meine hallo? Mag ja sein, dass ich mich in seiner Nähe komischerweise recht wohl fühle und mich diese Augen meine Umgebung kurz vergessen lassen oder dass sein Geruch meine Sinne vernebelt und- ❝❝ Das hört sich definitiv nach einer Schwärmerei an ❝, belehrte mich das rote Teufelchen auf der anderen Schulter. Ertappt hielt ich mitten auf dem Bürgersteig inne und erntete dafür die ein oder anderen merkwürdigen Blicke, doch ich war viel zu beschäftigt damit, die zwei Kerlchen aus meinem Kopf zu kriegen. Es musste aussehen, als wäre ich komplett bescheuert, aber für mich ergab das Sinn.
Erleichtert stellte ich fest, dass ich endlich an meinem Ziel angekommen war und das kleine Café direkt vor meiner Nase lag. Und das genau zum richtigen Zeitpunkt, denn ein lauter und furchteinflößender Donner ertönte von oben, so dass ich schnell in den einladend geschmückten Laden hopste.
Als die Tür endlich zufiel und das Glöckchen aufhörte zu klingen, ummantelte mich sofort diese unglaubliche Atmosphäre. Wärme, Geborgenheit — einfach alles, um mich von 180 wieder auf 0 zu bringen. Das war das Beste hier, denn nur durch das Betreten dieses bescheidenen und nicht einmal besonders teuren Ladens konnte man meinen, man sei in einer anderen Welt. Einer Welt, in der es durchgehend nach frischem Gebäck riecht und wo die Kaffeemaschinen Tag und Nacht laufen. Eine Welt, in der ich mich gerne aufhielt.
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ᴇᴜᴘʜᴏʀɪᴀ
Teen FictionSie war nie dumm, obwohl es manchmal vielleicht danach aussah. Sie war nicht naiv. Niemals. Ein wenig introvertiert, das mochte stimmen. Aber deswegen war sie keinesfalls schüchtern. Sie war diese Art von Person, die nicht auf den Mund gefallen war...