chapter 9

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𝐷𝑖𝑒 Nachmittagsstunden zogen dahin und eine gemütliche Abendstimmung legte sich langsam aber sicher über Denham Springs. Die Sonne näherte sich dem Horizont und der Himmel nahm allmählich eine andere Farbe an. Es war ein Zusammenspiel aus lilafarbenen Tönen, die die Wolken ummantelten. Ich liebte dieses Farbspiel. Es war immer so magisch und fühlte sich so surreal an. Wenn ich konnte, sah ich der Sonne jeden Abend dabei zu, wie sie unterging. Wie sie unser Städtchen an den Abend heranführte.

Ich lag auf meinem Bett und beobachte mit etwas entspannender Musik im Hintergrund das Spektakel am Himmel. In solchen Momenten hatte ich auf jeden Fall das richtige Zimmer abbekommen. Es war zwar nicht das größte und deutlich kleiner als das, meiner Schwester, aber mein Bett stand genau unter dem großen Fenster an der Dachschräge, so dass ich immer einen herrlichen Ausblick hatte, wenn ich einfach nur dalag und nach oben blickte.

Ich befand mich in so einem Rausch der Glücksgefühle, dass ich gar nicht merkte, wie Prudence auf einmal hereinkam. Erst, als sie die Musik abstellte, richtete ich mich langsam auf.

❞ Der Hund muss raus ❞, meinte sie kühl. Ich wusste, dass dieser Auftrag von Mum kommen musste, denn selber wäre Prudence niemals auch nur auf die Idee gekommen.

Ich blickte sie fragend und abwartend zugleich an. ❞ Ja ... ? ❞

❞ Ja und, auf was wartest du denn? Ich geh sicherlich nicht mit ihm ❞, stellte sie sofort klar.

❞ Mit ihr ❞, verbessert ich sie augenrollend.
❞ Wie auch immer ❞, sie verließ das Zimmer wieder. Seufzend rappelte ich mich auf und streckte mich erstmal ein bisschen, da mein Körper halb eingerostet vom Herumliegen war.

Dann kam mir eine Idee. Warum nicht das Gassigehen mit ein bisschen Joggen verbinden? Ich war schon lange nicht mehr laufen gewesen, die Gründe dafür waren jetzt mal dahingestellt. Aber ich mochte es eigentlich sehr gerne, auch, wenn ich sonst eher ein Sportmuffel war. Es bescherte mir immer dieses ganz besondere Gefühl von Freiheit, vor allem in den Abendstunden. Ich konnte einfach kurz abschalten, während sich der Tag dem Ende neigte und ich an der frischen Luft durch unser kleines Städtchen lief.

Ich nickte entschlossen; Faulpelz Alicia würde nach einer Ewigkeit tatsächlich wieder joggen gehen, das ging definitiv in die Geschichtsbücher. Mit neu gewonnener Energie — fragt nicht, was heute mit mir los war — zog ich eine schwarze Sportleggings aus dem Schrank, den passenden Sport-BH und eine alte Trainingsjacke. Zusätzlich dazu band ich mein Haar zu einem einfach Pferdeschwanz zusammen, ehe ich mit Handy und Kopfhörern aus meinem Sumpfzimmer trat und nach unten lief.

Charlie saß bereits vor der Haustür und schien ganz genau zu wissen, was ich vorhatte, als ich auf sie zu kam. Hunde waren wohl doch schlauer, als wir Menschen dachten.

❞ Gleich, meine Süße ❞, beruhigte ich die ungeduldige Hündin und nahm noch schnell einen großen Schluck Wasser in der Küche zu mir.

❞ Ich bin dann mal weg ❞, gab ich Pru im Wohnzimmer Bescheid, die jedoch nicht den Hauch von Interesse zeigte. Naja, ihr Pech. Ich leinte Charlie an, band mir meine Schuhe und verließ das Haus.

Draußen kam mir sofort die kühle Abendluft gefolgt von einem erfrischenden Luftzug entgegen. Beides prallte auf meinen warmen Körper und ließ mich mein Vorhaben kurz überdenken, doch so schnell die Zweifel gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder und ich startete meine Runde mit Charlie enthusiastisch. Ich entschied mich für einen einfach Weg, der über einige Abzweigungen am Rande der Stadt zum Park führte und nicht allzu lang, aber auch nicht zu kurz war. Es war genau die richtige Streckenlänge für mich und Charlie.

ᴇᴜᴘʜᴏʀɪᴀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt