chapter 3

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𝑴ü𝒅𝒆 kramte ich meine Geschichtssachen zusammen und stopfte sie so unsanft in meinen Rucksack, dass bestimmt einige Knicke in meinen Heften entstehen würden, doch das interessierte mich in diesem Moment am wenigsten. Außerdem sahen sie bereits verunstaltet aus.

Ich musste definitiv früher schlafen gehen. Das hieß zum Beispiel, kein Netflix nach Mitternacht. Oder, ganz wichtig: keine spontanen Zimmer-Umstellen-Aktionen um zwei Uhr nachts. War ich eigentlich die einzige, die das immer tat? Hoffentlich nicht, sonst wäre das jetzt peinlich gewesen.

Ich seufzte. Ja, ich war definitiv ein hoffnungsloser Fall.

Dies wurde mir auch mal wieder klar, als ich beim Vorbeigehen am Lehrerpult meine Arbeit von letzter Woche abholte und meine Note sah. Ein F, sprich, weniger als 65%. Warum erstaunte mich das nicht? Vielleicht, weil ich mal wieder nicht gelernt hatte und während des Tests Blümchen an den Rand gekritzelt hatte? Möglich.

Ich faltete das Blatt und lief mit ihm in Richtung Spind, um meine bisherigen Sachen gegen die, die ich für die nächsten Stunden bräuchte, auszutauschen. Dabei hatte ich bereits Probleme, diesen zu öffnen, denn der beschissene Spind hatte es offensichtlich auf mich abgesehen und wollte sich, trotz richtig eingegebener Kombination, nicht öffnen. Ich fing also an, wild an diesem zu rütteln, wobei ich einige Blicke auf mich zog, doch ich ignorierte sie, sonst wäre ich vermutlich an die Decke gegangen.

❝ Also so machst du ihn ganz kaputt ❝, wendete sich eine zu bekannte tiefe Stimme an mich. Ich schluckte, denn ich musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wer sich da neben mich gesellte. Spätestens als ich dessen himmlischen Duft wahrnahm, war ich mir ganz sicher, wer es war.

Immer noch geladen ließ ich von dem Spind ab und blickte in das zu tiefst amüsierte Gesicht, dass nur so vor sich hin prustete. Schwer ausatmend verdrehte ich meine Augen.
❝ Ach ja? Dann los, versuch du doch mal ❝, forderte ich ihn auf und verschränkte die Arme abwartend vor meinem Körper.

Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und seine Lippen zierten immer noch dieses verschmitzte Grinsen. Fast geriet ich wieder ins Sabbern und Staunen über sein viel zu gutes Aussehen, doch ich konnte mich noch im letzten Moment beherrschen und den Blickkontakt unterbrechen.

Ich deutete, immer noch herausfordernd, auf meinen Spind. Tatsächlich drehte er sich daraufhin zu diesem, was meine Aufmerksamkeit kurz auf seinen breiten Rücken lenkte, doch dann hatte er es bereits geschafft — nach gerade einmal fünf Sekunden.

Mein Ego heulte.

Mit einem siegessicheren Lächeln sah er wieder zu mir. Ich biss mir auf die Lippe. Tja, scheiße gelaufen, nicht wahr? War ja auch irgendwo klar, dass wenn meine große Klappe einen 1,80m Jungen herausforderte, mich das Universum sicher nicht ich hätte gewinnen lassen.

Außer eines kleinen Schmunzeln ließ ich mir aber nichts anmerken. Ich meine, sein Ego jetzt zu puschen tat ich bestimmt nicht. Wieso sollte ich auch? Ganz dumm war ich dann nämlich doch nicht, obwohl es manchmal schon nah daran angrenzte, aber zurück zum Thema.

Ich nahm also meine Sachen aus dem Spind, stopfte meine Geschichtsarbeit hinein und schloss ihn wieder. Dann machte ich mich, ohne zu Reece zurückzublicken, da ich sonst wahrscheinlich doch versehentlich gelacht hätte, auf den Weg in Richtung Biologie, was ich als Nächstes hatte. Schnell merkte ich aber, dass er himmlische Geruch nicht aus meiner Nase ging, denn er lief direkt neben mir.

ᴇᴜᴘʜᴏʀɪᴀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt