Das Picknick

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"Entschuldigt, dass Ihr warten musstet Majestät", murmelte ich mit schlechtem Gewissen. "Nicht der Rede wert", beruhigte er mich und er schien es ernst zu meinen.

Ich fühlte mich dennoch schlecht... Einen König ließ man nicht warten. Hinter uns schloss Lynn die Tür und verschwand in einem der Gänge. Nun war ich also tatsächlich mit dem König alleine.

"Setz dich doch", sagte er dann und deutete auf die Decke.

Ich nickte leicht und ließ mich zaghaft auf den Boden sinken. Wer sollte die Mengen von Speisen denn essen? Vor mir standen unzählige güldene Schüsseln gefüllt mit teurem, exotischen Obst, Fleischspießen, aufwendig zubereiteten Häppchen und bestimmt sechs verschiedenen Brotsorten. Der König holte drei Flaschen aus dem Picknickkorb.

"Was möchtest du trinken? Wein, Prosecco oder Champagner?", wollte er wissen.

"Was immer Ihr wünscht Majestät", antwortete ich angespannt und starrte auf meine Knie. Ich spürte, dass sein Blick auf mir lag. Ein Grund mehr meinen Kopf nicht zu heben...

Er begann zu lachen.

"Es ist doch jedes Jahr das gleiche mit euch."

Etwas verwirrt hob ich nun doch meinen Kopf. Wieso wunderte ihn das? Er war der König. Meinen eigenen Wunsch zu äußern wäre mehr als unangemessen gewesen.

Der König legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte freundlich.

"Miko, ich möchte, dass du aufhörst dich so vorbildlich mir gegenüber zu verhalten. Das schafft nur unnötige Distanz", sagte er dann und seine Stimme klang eindringlich und fordernd, so als würde er von mir erwarten keinen Widerstand zu leisten.

Meine Augen weiteten sich. Hatte er mich gerade darum gebeten, mich respektlos zu verhalten? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! War das vielleicht ein Test? Wollte er meine Ergebenheit prüfen? Oder konnte er es tatsächlich ernst meinen? Aber wieso sollte er sowas wollen? Nein, es musste ein Test sein.

"Ich werde Euch niemals respektlos gegenüber treten Majestät", antwortete ich höflich, während ich auf den Boden blickte.

Ich hätte damit gerechnet, dass sich der König mit dieser Aussage zufrieden gab. Stattdessen seufzte er genervt.

"Es ist ein Befehl! Lass das "Majestät" sein und nenn mich bei meinem Namen. Wofür habe ich den sonst?!"

Ich zuckte zusammen und nickte hastig. Nicht mal einen Tag im Schloss und schon wurde ich getadelt... Ich war tatsächlich eine Schande für mein Dorf.

"Verzeiht Majes...K-Kiyan", antwortete ich unsicher und vermied es ihn anzusehen.

"So ist es brav", lobte er mich dann und seine Stimme klang wieder ausgelassen und verspielt.

Es war beängstigend wie schnell seine Stimmung wechselte. Ich wollte ihn niemals wütend erleben, wenn er schon so einschüchternd war, wenn er lediglich genervt war.

Ein lauter Knall ließ mich erschrocken aufsehen. Der König hatte den Prosecco geöffnet und füllte ihn in zwei Gläser.

"Lasst mich das doch machen...", sagte ich schnell und streckte meine Hand nach der Flasche aus.

Ich konnte doch nicht vom König verlangen mir, seinem Untertan, etwas zutrinken einzuschenken! Dass ich überhaupt mit ihm trinken durfte war ja schon mehr, als mir eigentlich zustand.

"Nichts da", lachte er und gab mir eines der Gläser in die Hand.

"Was für ein Gastgeber wäre ich denn sonst? Also dann, auf eine hoffentlich schöne Zeit", sagte er und stieß mit mir an.

The Magician (boyXboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt