"Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt. Ich hockte noch immer auf dem Boden, während Kiyan völlig begeistert auf und ab hüpfte. "Ich meine, dass wir den Pakt mit dem Teufel nun auflösen können. Du kannst zaubern! Wir brauchen also keine fremde Magie mehr!" Glücklich lächelnd blieb er stehen und zog mich auf die Beine. "Lass uns das nicht hier besprechen. Komm mit..." Er lief los und begann mich mit sich zu ziehen. "Wohin?!", wollte ich wissen und entriss ihm meinen Arm. Kiyan hielt inne und verzog für einen Moment das Gesicht. "Zum Trainingsraum..." Ich nickte und lief an ihm vorbei.
Ein paar Minuten später kamen wir im Trainingsraum an und Kiyan verschloss die Tür hinter uns. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich verfiel in Panik. Wie sollte ich ihm denn jetzt noch entkommen können? "Was du da eben erlebt hast..." "Bleib wo du bist!", unterbrach ich ihn, da er während er redete auf mich zugekommen war. Der König seufzte leicht, ehe er wieder zu sprechen begann. "Was du da eben erlebt hast, war die Aktivierung deiner Magie. Es ist ein Zaubertrick am eigenen Körper: Der Geist spielt einem vor, es würden dem Körper schreckliche Dinge widerfahren, dabei passiert eigentlich gar nichts mit dir. Wenn man es jedoch nicht unter Kontrolle bekommt, kann diese Illusion schnell der Psyche schaden und du verlierst den Verstand", erklärte er mir, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Schweigend lauschte ich seinen Worten, doch konnte ihre Bedeutung nicht begreifen. Ich sollte tatsächlich Magie in mir tragen? Aber wie sollte das möglich sein?
Lange Zeit standen der König und ich uns schweigend gegenüber. Er schien über irgendetwas nachzudenken. "Dass meine Familie von der Magie verlassen wurde, kann eigentlich nur einen Grund haben...", murmelte er dann. "Der da wäre?", hakte ich nach und verschränkte die Arme. "Mein Urururgroßvater König Desok hatte eine Affäre mit deiner Urururgroßmutter und schwängerte sie, bevor er mit seiner Frau ein Kind gezeugt hatte. Doch euer magisches Potenzial ist bisher nie erwacht!", schlussfolgerte er und schien beeindruckt von sich selbst zu sein. Ihm schien eine neue Erkenntnis gekommen zu sein, denn er begann verblüfft zu lachen. "Du hast Angst vor mir, weil du gespürt hast, dass meine Magie bösartig ist! Ich hätte das früher bemerken müssen! Die anderen Auserwählten hatten nie Angst vor mir!" Er schüttelte den Kopf, wieder und wieder, schien völlig von Euphorie überwältig zu sein.
"Ist es nicht möglich, dass du dich irrst?", wand ich in seine Überlegungen ein. Ich konnte -vielleicht wollte ich auch nicht- dem ganzen einfach keinen Glauben schenken. Das alles klang so absurd logisch, dass ich es nicht wahrhaben wollte. "Ich weiß, dass das gerade ein unglaublicher Schock für dich sein muss... Aber es gibt keine andere Möglichkeit als diese. Genaufgenommen ist es eigentlich das beste, was uns passieren konnte!", räumte er meine Zweifel aus dem Weg und begann sofort wieder zu grübeln. "Wir müssen dich auf den Thron bringen!", teilt er mir dann entschlossen mit und seine Augen begannen zu leuchten. "Was redest du denn da?", fragte ich verwirrt. "Du gehörst auf den Thron! Du bist mit Magie auf die Welt gekommen!", fuhr er fort. "Ist das dein Ernst? Ich will kein König sein!", fuhr ich ihn entgeistert an. Kiyan schien ziemlich verwundert über meine Äußerung zu sein. "Willst du nicht? Ich dachte das wäre der Traum eines jeden Menschen? Selbst die Macht zu haben..." Ich schüttelte den Kopf. Das dachte er also von seinem Volk?
"Okay... Was hältst du hiervon: Ich bleibe König, aber du wirst mein Stellvertreter und Sicherheitsbeauftragter und kümmerst dich um die Verteidigung?", schlug er vor und lächelte schief. "Wieso willst du denn kein König bleiben?", erkundigte ich mich vorsichtig, woraufhin sein lächeln verschwand. "Um weiter König zu bleiben, müsste ich jedes Jahr weiter Menschen opfern. Du selbst hält doch auch nichts davon! Und ich ertrage das einfach nicht mehr..." Er klang Vorwurfsvoll, als ob ich für all das hier verantwortlich wäre. "Das schien dich bisher doch auch nicht wirklich zu kümmern", dachte ich laut. "Du denkst es kümmert mich nicht? Du denkst ich kann es ertragen jedes Jahr einem netten und unschuldigen Menschen die Seele aus dem Körper zu schneiden, während er sich unter Schmerzen windet und mich voller Qualen anfleht aufzuhören und ihn doch bitte zu verschonen? Du denkst tatsächlich, dass ich so kaltherzig bin?" Ich hatte das Gefühl, als würde der Boden unter meinen Füßen beben. Kiyan klang unendlich verletzt, doch noch viel mehr enttäuscht darüber, dass ihm ihm so etwas zutraute. Und während er mir all das erzählte, spürte ich wie mir übel wurde, bei der Vorstellung an dieses Szenario. Was für eine unmenschliche Grausamkeit.... "Diese seelische Belastung ist so groß, dass mein Vater völlig verrückt wurde und sich selbst und meinen Großvater anzündete. Er konnte all das nicht mehr ertragen! Für ihn gab es keinen anderen Weg, als diese Bürde seinem elf jährigen Sohn aufzuerlegen! Und als dieser versagte und eine Frau einfach nicht umbringen konnte, da nahm sich der Teufel einfach die Seele meiner Mutter mit! Durch mein Versagen, verlor ich den letzten Menschen der mir geblieben war. Seit dem wandelt sie in ihrer menschlichen, leeren Hülle umher. Sie fühlt nichts, sie sagt nichts. Sie existiert einfach nur willenlos und leistet jedem meiner Befehle folge. Eine Marionette, die ein Klavier bei einem Ball spielen, aber für ihren eigenen Sohn keine Zuneigung empfinden kann. Wie kannst du es also wagen zu behaupten die ganze Sache hier würde mich nicht stören?"
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The Magician (boyXboy)
Fantasy(Boy x Boy) Ein dunkler Schleier der Hoffnung und Angst legte sich über den Tempel. Wen würde es treffen? Welche Gefahren würde dieser Weg bergen? Nur einer würde die Ehre zu Teil werden, doch über das Opfer, das erbracht werden musste, um mit erhob...