'Seine Majestät hat sich nur sehr verausgabt. Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen Sir', wiederholte ich die Worte der Kammerzone des Königs in meinem Kopf. Von wegen er hätte sich nur verausgabt! Der König wurde nicht ohnmächtig, weil er zehn Minuten am Stück getanzt hatte!
Mit verschränkten Armen lehnte ich neben der Tür des königlichen Gemachs. Eintreten durfte ich selbstverständlich nicht. Es nervte mich, dass mir niemand sagen konnte, was genau hier vor sich ging. Es geschahen so viele merkwürdige Dinge. Diese mysteriöse Aufgabe, die mir zugeteilt werden sollte, das Verschwinden des Königs, der Rosengarten und nun sein Schwächeanfall. Der König allein war ja schon das reinste Mysterium. Seine Stimmungsschwankungen, diese einschüchternde Art, seine ganze Präsenz...
"Soll ich Euch zu Eurem Gemach geleiten Sir?", erklang die Stimme einer Frau neben mir. Als ich den Blick hob, entpuppte sie sich als Lynn, die Bedienstete, die dem König und mir das Picknick bereitet hatte.
"Nicht nötig", lehnte ich ab und blickte wieder auf den Boden.
Ich war noch immer sauer, dass sie mich vor Kiyan so hatte auflaufen lassen.
"Sicher? Ich denke wir könnten ein sehr aufschlussreiches Gespräch führen... Das wollt Ihr doch, nicht wahr? Antworten...", sagte sie, während ein mysteriöses Lächeln auf ihrem Gesicht lag.
Damit hatte sie meine Aufmerksamkeit gewonnen.
"Meinet wegen", willigte ich ein und schob mich von der Wand weg.
Sie lächelte triumphierend und lief los. Als wir weit genug vom Gemach des Königs - und den Palastwachen - entfernt waren, begann sie zu sprechen.
"Ist dir nie aufgefallen, dass der König sehr viele Eigenarten hat?"
Schon wieder verhielt sie sich respektlos mir gegenüber. Ob sie das bei jedem so machte? "Natürlich ist mir das aufgefallen...", antwortete ich und unterdrückte die Versuchung ein "Ich bin ja nicht blöd" hinzuzufügen.
Ich sollte mich mit meiner Informantin wohl nicht anfeinden.
"Hast du ihn schon zaubern sehen?", fragte sie weiter.
"Habe ich."
"Und ist dir dabei etwas aufgefallen?"
Sie blieb stehen und starrte mir erwartungsvoll in die Augen, was mich augenblicklich erschaudern ließ. Ich verspürte ein Gefühl der Abscheu. Dasselbe, das ich auch bei Kiyan verspürt hatte, nein, stärker. Sie war noch einschüchternder, als der König. Ich schluckte schwer und versuchte normal weiter zu atmen. War mir dabei etwas aufgefallen?
"Sein Wesen verändert sich, wenn er zaubert...", antwortete ich leise.
"Ist das so?"
Lynn überlegte einen Moment, ehe sie den Kopf schüttelte.
"Schon gut, vergiss meine Frage. Du kannst die Antwort ja gar nicht kennen."
Sie seufzte tief, wandte sich von mir ab und ging weiter.
"Die Magie unseres Königs unterscheidet sich grundlegend von der Magie aller anderen Könige", fuhr sie dann fort.
"Ach das... Ich hörte er wäre der mächtigste unter allen acht Königen?"
Sie begann erneut zu lächeln. Es war dasselbe teuflische Lächeln, dass Kiyan oft lächelte. "In der tat, das ist er. Er trägt eine unglaublich starke Magie in sich und wäre er nicht so ein Spießer, könnte er alle Königreiche auf einmal niederbrennen. Er könnte ohne sich anstrengen zu müssen jeden Magier in einem Duell besiegen und er bräuchte dafür nicht einmal dreißig Sekunden", erzählte sie und ihre Augen begannen zu leuchten.
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The Magician (boyXboy)
Fantasy(Boy x Boy) Ein dunkler Schleier der Hoffnung und Angst legte sich über den Tempel. Wen würde es treffen? Welche Gefahren würde dieser Weg bergen? Nur einer würde die Ehre zu Teil werden, doch über das Opfer, das erbracht werden musste, um mit erhob...