Der Ball

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Am Abend klopfte es an meiner Tür und ich fühlte Furcht in mir aufkommen. War er das? "Herein", sagte ich, nachdem ich tief durchgeatmet hatte.

Herein trat meine Zofe, die mich mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.

"Seid Ihr soweit Sir?", fragte sie und musterte mich.

Sie hatte eine Purpurfarbene Anzughose und ein weißes Seidenhemd für mich herausgesucht gehabt, dazu eine purpurfarbene Fliege. Es war merkwürdig solch edle Stoffe an meinem Körper zu tragen. Ich wagte kaum mich zu bewegen, aus Angst ich könne sie zerreißen oder beschmutzen.

"Ich schätze mal schon...", antwortete ich grüblerisch und lief auf sie zu.

"Ihr seht hervorragend aus Sir", lobte sie mein Erscheinungsbild, woraufhin ich lächeln musste.

"Herzlichen dank... Wie ist Euer Name?"

Meine Frage schien sie überrascht zu haben, denn sie blickte mich aus großen Augen an. "Mein Name ist Ranya Sir. Bitte seid nicht so höflich zu mir. Das steht mir nicht zu..."

Das stand ihr nicht zu? Wo war ich denn zu höflich gewesen?

"Was meint Ihr damit?", fragte ich nach.

"Es steht mir nicht zu von Euch bei meinem Namen genannt zu werden. Und Ihr könnt "du" sagen, denn alles andere würde nicht meinem Stand entsprechen...", erklärte sie und blickte auf den Boden.

"Ich bin von keinem höheren Stand als Ihr Ranya?", antwortete ich etwas verwirrt.

"Ihr seid vom König persönlich auserwählt worden. Scheinbar seid Ihr euch nicht darüber bewusst, dass euch das fast auf den selben stand wie den König selbst hebt..."

Meine Augen weiteten sich. Bitte was?

"Wir sollten nun gehen Sir", sagte sie dann und bewegte sich in Richtung Tür. Ich schluckte und folgte ihr. Einen ganzen Abend mit dem König verbringen... Eine wahre Horrorvorstellung.

"Geht es Euch gut?", vernahm ich Ranyas Stimme die äußerst besorgt klang.

Hatte ich mich so auffällig verhalten?

"Natürlich", bestätigte ich schnell und lächelte schwach. Sie nickte, erwiderte mein Lächeln und öffnete die Tür zum Ballsaal.

Ich staunte nicht schlecht, als ich den Saal betrat. Der ganze Raum war von Kerzen erleuchtet. Auf dem Flügel spielte eine galant aussehende Frau von außerordentlicher Schönheit. Sie kam mir irgendwie bekannt vor... Ob das eine der ehemalige Auserwählten war? An jeder Wand standen jeweils drei Palastwachen mit der Hand am Griff ihres Schwertes. Nur der König war nirgendwo zu sehen. Ob er es vergessen hatte? Vielleicht hatte er ja auch zu viel zu tun? Etwas erleichtert atmete ich auf und überlegte mich wieder umzudrehen und zurück zu gehen, als ich jemanden hinter mir spürte.

"Ich habe dich erwartet", flüsterte die tiefe Stimme des Königs in mein Ohr, während sich sein Arm um meinen Rücken legte.

"Du lässt ja immer ganz schön auf dich warten."

Er begann zu lachen und zog mich näher zu sich. Mein Körper versteifte sich und ich war wie gelähmt. Da war sie wieder. Diese bedrohliche und beängstigende Präsenz und dieses diabolische Lachen. Wie konnte er so gefährlich wirken, während er gar nichts gefährliches machte? Ich spürte wie er mir über die Wange strich.

"Es sei dir vergeben", flüsterte er wieder, ehe er einen Schritt von mir weg trat und sich bei mir unterhakte.

Er sollte mich loslassen... Ich wollte, dass er mich in Ruhe lässt... Aber er war noch immer mein König. Ich hatte ihm folge zu leisten und wenn das hieß, ich müsste diesen Abend so mit ihm verbringe, blieb mir nichts anderes übrig.

The Magician (boyXboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt