Am nächsten Morgen wurde ich von meiner Kammerzofe geweckt. Ich hatte kaum geschlafen und fühlte mich leicht kränklich.
"Seine Majestät erwartet Euch bereits beim Frühstück Sir", erinnerte mich die Zofe, während sie mir ein paar Anziehsachen aufs Bett legte.
"Er will mit mir Frühstücken?", fragte ich und spürte einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen.
Ich hatte damit gerechnet mehr Zeit zu haben, bis ich ihn wiedersehen musste.
"Das ist die Tradition Sir", antwortete sie.
"Könntet Ihr euch selbst umkleiden? Mir ist es nicht gestattet Euren Körper unbekleidet zu erblicken", sagte sie und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
"Was? Aber natürlich!", versicherte ich ihr und begann mich umzuziehen, sobald sie das Zimmer verlassen hatte.
Ob die Zofen den König umkleideten? Dachte sie daher ich würde verärgert sein? Ich lächelte etwas über den Gedanken, dass der König sich nicht selbst ankleiden konnte.
Als ich fertig war, öffnete ich die Tür und folgte der Zofe zum Speisesaal. Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum, während die Tür geöffnet wurde und trat in das Zimmer. Der mindestens fünf Metern Länge. Der König saß am Kopfende, am anderen Kopfende stand ein freier Stuhl. Ich entspannte mich etwas. Wenigstens beim Essen musste ich nicht neben ihm sitzen.
"Guten Morgen Miko", begrüßte er mich freudig und winkte mir leicht zu.
"Hast du gut geschlafen?"
Er musste relativ laut sprechen, damit ich ihn hörte.
"Ja, danke", log ich und setzte mich auf den Platz.
Während des Essens herrschte Ruhe und ich entspannte mich ein wenig.
"Lass uns spazieren gehen", schlug er vor, sobald wir fertig gegessen hatten.
"Im Rosengarten?", fragte ich nach, woraufhin sich seine Miene verfinsterte.
"Ich gehe nicht in den Rosengarten", sagte er dann und setzte sich in Bewegung.
"Das Schloss reicht völlig, um darin zu spazieren."
Etwas perplex setzte ich mich in Bewegung und folgte ihm. Verließ er das Schloss denn nie?
"Gibt es etwas, was du dir von mir wünschst?", fragte er, nachdem wir eine Weile durch einen der vielen Gänge gewandert waren.
Was ich mir von ihm wünschte? Zu wissen was er vor hatte, was mich erwarten würde, die Zeremonie rückgängig zu machen, mich zurück zu meiner Mutter zu schicken... Doch nichts davon konnte ich laut aussprechen. Egal wie unangenehm es mir war mit ihm Zeit zu verbringen, er war der König und ich hatte meiner Mutter versprochen meiner Pflicht nachzukommen.
"Ich würde Euch gerne zaubern sehen", antwortete ich schließlich.
Der König blieb stehen und begann zu lächeln.
"Dein Wunsch sein mir Befehl... Aber erst möchte ich ein bisschen über dich erfahren!" "Und was?", wollte ich wissen.
"So viel wie möglich! Wie bist du aufgewachsen, was ist mit deiner Familie, wie viele Freunde hast du? Wie war dein Leben bisher?", begann er mich mit Fragen zu löchern. "Mein Vater ist bei einem Brandt verstorben, als ich noch sehr jung war...", erzählte ich leise.
Ich mochte es nicht darüber zu sprechen.
"Bedauerlich", antwortete er und klang ziemlich unbekümmert.
Ich begann wieder auf meiner Lippe herum zu kauen.
"Aufgewachsen bin ich also zum Großteil bei meiner Mutter alleine. Ansonsten hatte ich keine besonders aufregende Kindheit", fuhr ich fort.
Ich wusste nicht, was er von mir hören wollte. Mein Leben konnte doch kein bisschen mit seinem mithalten!
„Hast du Geschwister?", wollte er wissen.
"Nein", antwortete ich knapp.
"Bist du in einer Beziehung?"
Ich verneinte erneut.
"Gut", sagte er zufrieden und bog um eine Ecke.
Ich folgte ihm.
"Wie war die Zeremonie für dich?"
"Komisch...", gab ich zurück.
Je länger wir spazieren gingen, umso unwohler fühlte ich mich. Ich wollte nicht, dass er so viel über mich wusste.
"War Samu nett zu dir?", fragte er weiter.
"Er war äußerst professionell."
"Der ärmste war völlig Ahnungslos! Ich hätte so gerne sein Gesicht gesehen, als du nicht geblutet hast!", sagte er voller Genugtuung.
Hatte es ihm Vergnügen bereitet Samu so zu kompromittieren?
"Er hat sich nicht die Blöße gegeben, seine Verwunderung zu zeigen...", berichtete ich. War Samus gestriges Verhalten etwa angebracht gewesen?
"So ist er nunmal... Aber ich möchte nicht weiter über Samu reden", unterbrach der König meine Gedanken dann und öffnete eine riesige Tür an der wir inzwischen angelangt waren.
Auch diesen Raum hatte mir die Bedienstete nicht gezeigt gehabt. Es sah aus wie ein Trainingsraum. Überall im Raum standen Trainingsmatten, Trainingspuppen, Sandsäcke und Zielscheiben.
"Was ist das hier?", wollte ich wissen und blickte mich verwirrt im Raum um.
"Du wolltest mich doch zaubern sehen", erinnerte er mich und lächelte breit.
"Also dann..."
Er hielt seine offene Hand vor seinen Körper. Ein orangenes Licht begann über seiner Hand zu leuchten. Er umschloss das Licht mit der Hand und warf es mit voller Wucht auf eine Zielscheibe zu seiner rechten, ohne nur einen Moment in die Richtung dieser geguckt zu haben. Das Licht traf in die Mitte der Zielscheibe, die im nächsten Moment in Flammen aufging. Der König schritt auf die Zielscheibe zu und begann die Flammen zu lenken, nein, er begann sie zu formen. Er verwandelte die Flammen in zwei Figuren, die miteinander tanzten. Nach und nach kamen mehr Figuren dazu, bis nach einer Weile ein ganzes Orchester die beiden tanzenden begleitete. Die Flammen bewegten sich durch den ganzen Raum und Kiyan war ihr Dirigent. Verzückt folgte ich jeder seiner Bewegungen. Die Gefahr, die zuvor von ihm ausgegangen war, war verschwunden. Seine Bewegungen waren weich und anmutig. Er sah unheimlich elegant aus.
Ich hätte seinem Feuerspiel noch ewig zusehen können, doch irgendwann versammelte er die Figuren wieder in seiner offenen Hand und formte sie zu einer Faust. Dampf entwich seiner Hand und als er sie wieder öffnete, waren die Flammen verschwunden.
"Das war wunderschön", flüsterte ich andächtig.
"So ist die Magie. Sie kann wunderschön sein... Aber auch grässlich und widerwärtig..."
Er klang nachdenklich. Für einen Moment starrte er auf seine leere Hand, dann begann er wieder zu lächeln und kam auf mich zu.
"Ich möchte heute Abend einen Ball veranstalten", verkündete er mir dann und strich mir eine Wimper von der Wange.
„Wer wird dort sein?", fragte ich und spürte Hoffnung in mir aufkommen.
Ob ich meine Mutter einladen durfte?
"Du und ich...Und ein paar Palastwachen", sagte er lächelnd.
Natürlich... Es war töricht von mir gewesen zu denken ich könne meine Mutter einladen. Es war schließlich niemandem gestattet den König zu sehen.
"Kannst du tanzen?", erkundigte er sich dann, was ich mit einem Nicken bestätigte.
Ich hatte schon oft mit meiner Mutter auf unseren Dorffesten getanzt gehabt.
"Sehr gut", flüsterte er und musterte mich genau.
Ob er wusste, wie unangenehm seine Blicke für mich waren?
DU LIEST GERADE
The Magician (boyXboy)
Fantasía(Boy x Boy) Ein dunkler Schleier der Hoffnung und Angst legte sich über den Tempel. Wen würde es treffen? Welche Gefahren würde dieser Weg bergen? Nur einer würde die Ehre zu Teil werden, doch über das Opfer, das erbracht werden musste, um mit erhob...