Act 1 - Ein gewöhnlicher Tag in des Barden und des Hexers Leben

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Jaskier spielte nervös mit den Fingern und kaute unruhig auf seiner Unterlippe. Sein Blick schwankte unstet umher zwischen dem Waldrand, in den der Hexer vor einiger Zeit bereits verschwunden war und zwischen dem Kiesweg, der hinab ins Tal führte, wo erst kürzlich zwei werte Herren entlang gegangen waren.

Der Barde seufzte schicksalsergeben und rückte die Laute auf seiner Schulter zurecht, da der Riemen ihm etwas von der Schulter geglitten war.

„Das wird Geralt nicht begeistern...." murmelte der Troubadour neuerlich seufzend, als er wehleidig den leeren Pfad entlang sah.

„Was?" hörte er plötzlich hinter sich, weswegen Jaskier erschrocken herumwirbelte.

„Oh Himmel, Geralt! Bei den Göttern, du bist wohlauf! Du warst verdammt lange weg! Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht und war kurz davor gewesen dir hinterher zu gehen und dich zu suchen! Aber ich hätte wissen müssen, dass du hartnäckig bist! Hast du den Waldgeist nun erledigt? War es überhaupt einer?"

Die Frage könnte sich der Barde eigentlich sparen, denn der Hexer sah etwas mitgenommen aus. Matsch und Erde klebten an seiner Wange. Seine weißen Haare sahen auch etwas schmutzig aus. Seine Kleidung war mit etwas Blut befleckt und sah leicht in Mitleidenschaft gezogen aus. Sein rechter Ärmel war aufgerissen und ein paar Striemen in Form von Kratzern prangten rot auf seiner Haut. Und unverkennbar und eigentlich nicht zu übersehen, war der vor Blut triefende Kopf mit dem mächtigen Geweih, wie der bei einem Hirsch, den Geralt in der rechten Hand hielt.

„Was wird mich nicht begeistern?" hakte der Hexer nach, anstatt auf die Fragen und Aussagen des Barden einzugehen.

Noch bevor der Poet jedoch antworten konnte, fiel Geralt selbst auf, was ihn nicht erfreute.

„Wo sind mein Pferd und meine Habe?!" fragte der Hexer gereizt an den Barden gewandt.

„Ah nun..." setzte der Barde entschuldigend lächelnd an „...die werten Herren - Halunken ist wohl treffender, waren es offenkundig leid auf dich zu warten und...also sie sind auf und davon und haben deine Sachen allesamt mitgenommen."

Geralt verrollte genervt die Augen. Die Mimik des Hexers sprach Bände von Begeisterung.

„Na toll..." murmelte er brummend „Und dich haben sie hier zurückgelassen? Sehr gütig... Und du hast nichts dagegen unternommen?"

Jaskier sah den Hexer ein wenig empört an „Ich schwöre auf meine Laute, ich habe es versucht" plusterte der Barde sich etwas auf.

„Wie hast du es denn versucht? Versucht sie zu Tode zu quasseln oder zu bekehren mit deinem Gesang, wie es eine Nymphe versuchen würde?" spottete Geralt ein wenig bissig und strich sich seufzend eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn.

Jaskier stemmte etwas beleidigt die Arme in die Hüfte „Nun, mein Gesang ist erstklassig und hat schon manch eine Dame verführt!"

„Verscheucht... meintest du wohl. Wie viele Damen hat es gegeben die dich verließen, als du ihnen vorgesungen hast?"

Der Troubadour schürzte beleidigt die Lippen und ging nicht weiter auf dieses Thema ein, sondern kehrte zum eigentlichen Punkt zurück „Wie dem auch sei...ich habe versucht die Herren aufzuhalten, aber mit Vernunft kam man bei diesen stümperhaften Halunken nicht weit. Was hätte ich sonst tun sollen? Ihne meine Laute über den dämlichen Holzschädel ziehen?"

Geralt zuckte mit den Schultern und bewegte leicht den Kopf „Wäre immerhin etwas gewesen."

„Ich ruiniere doch nicht meine fabelhafte Laute!" erboste sich der Barde voller Empörung „Sie ist eine wundervolle Schönheit, die Perfektion und Formvollendung eines Musikinstruments und der Klang! Himmel, der Klang! Wie von einer Göttin! Die perfekte, geschwungene Form, so leicht wie eine Feder, die detaillierte Arbeit, die perfekt eingespannten Saiten. Ich besudle dieses reine Holz und diese vollendete Detailarbeit doch nicht mit Blut von irgendwelchen Dämlacks und riskiere dieses ehrwürdige Instrument an zweien Holzschädeln zu zertrümmern! Dieses Instrument ist heilig! Nicht nur, weil es ein Geschenk war und ich niemals eine wunderbarere Laute in Händen hielt, sondern auch, weil das Instrument die Waffe eines Künstlers ist, so wie es deine Schwerter für dich sind, Geralt!" schweifte der Poet in aller Ausführlichkeit aus „Ich riskiere doch nicht mein Hals für ein dummen Gaul und ein bisschen Habe und ruiniere dabei mein Heilig!"

[THE WITCHER] A Dragons Tale: Die Suche nach dem DrachenschatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt