Act 7 - Der Kampf der ehrbaren Gerechtigkeit

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„Bei den Göttern!" rief Rittersporn leise aus „Es ist wirklich ein weißer Drache! Seht!"

Die Gruppe kauerte und hockte hinter einigen Felsen und spähte hervor. Der weiße Drache lag vor dem Höhleneingang auf einer teils grasigen, teils felsigen Fläche. Er amtete ruhig und der Kopf und der Schweif hatte er eng um seinen Körper gelegt und lag da zusammengekringelt wie ein Hund oder eine Katze. Auch die mächtigen Flügel waren angelegt und das Ungetüm sah friedlich, nahezu reglos aus, dass man meinen könnte, es sei ein weißer Felshaufen mitten in der Einöde.

„Geralt! So schau doch!" stieß der Barde voller Faszination den Hexer an „Du sagtest es gibt keine weiße Drachen! Aber da! Da vor uns liegt einer!"

„Ja doch, ja, Rittersporn, ich sehs doch!" erwiderte der Hexer etwas gereizt.

„Ein seltener Albino...." nuschelte der Druide „Aber irgendetwas stimmt nicht..."

„Mir schnuppe ob der Drache weiß, braun, rot oder purpurn ist!" murrte Ernhart ungeduldig „Fakt ist, dieses Vieh stirbt gleich durch mein Schwert!"

„So haltet ein!" ereiferte sich der Druide „Das könnt Ihr nicht tun!"
„Aus dem Weg!" keifte Ernhart und stieß den Druiden grob beiseite.

Ernhart, Vakill und Frekkirr verließen die Deckung und gingen zielstrebig und mit gezogenen Waffen auf den Drachen zu.

Der Drache rührte sich kaum. Er öffnete leicht die Augen, schnaubte etwas und sah ansonsten unberührt die drei Feinde an.
„Was ist los mit ihm? Warum rührt er sich nicht und greift nicht an?" fragte Jaskier verwundert.

„Weil er offenbar verletzt, krank oder sehr geschwächt ist." erkannte der Druide besorgt.

„Drache!" schrie Ernhart als verlangte er die Aufmerksamkeit des Ungetüms und war erbost, dass das Wesen ihm die Aufmerksamkeit nicht schenkte „Was soll das! Das wird ja ein Kinderspiel! Fast schon zu leicht, dabei hatte ich mich auf nen harten Kampf gefreut! Wie enttäuschend, nahezu beschämend und beleidigend! Verdammtes Mistvieh, dann verrecke halt so!"

Der Drache beäugte Ernhart und schloss dann wieder die Augen, rückte den Kopf gemütlich zurecht und schien Ernhart entweder nicht ernst nehmen zu wollen oder aber die Kreatur hatte sich mit ihrem Schicksal schon abgefunden. Jaskier ergriff diese Szenerie und dieser Gedanke, dass dieses prachtvolle Geschöpf mit seinem Schicksal bereits abgeschlossen hatte. Eine traurige Befangenheit legte sich um das Herz des Barden.

„Welch ein anmutiges, prachtvolles Geschöpf... ich hatte erwartet Ekel und Furcht zu empfinden, aber nichts dergleichen empfinde ich, eher Schmach und Mitleid..." murmelte der Poet, über sich selbst und seine Empfindungen überrascht.

Der Druide sprang auf und stellte sich den Teufelskerlen in den Weg. Er stapfte wütend mit dem Stock auf.

„Ich kann nicht zulassen, dass ihr diesem armen, wehrlosen Geschöpf Leid zufügt."
„Wehrlos?" lachte Ernhart „Wenn das Scheißvieh wollte, würde es dich mit einem Happs verspeisen oder in ein Aschehaufen verwandeln. Und nun geh mir aus dem Weg, Kräuteropa!"
Lord Zelcert versuchte seine Soldaten und Bogenschützen zu beruhigen und zu ordnen, denen die Frucht über die Kreatur in den Knochen stand. Obwohl der Drache harmlos dalag, fürchteten sich die Soldaten allein vom Anblick des Ungetüms. Die mächtigen Pranken mit den Klauen, das riesige Maul und der prächtige mit spitzen Schuppen bestückte Schweif, zeugten davon, wie gefährlich das Wesen sein konnte, wenn es angreifen würde.

„Mach Platz oder ich mach mir selbst Platz!" drohte Ernhart dem Druiden, der eisern stehen blieb und feste die Hände um seinen Stock legte, so dass sich seine Knöchel schon weiß färbten.

[THE WITCHER] A Dragons Tale: Die Suche nach dem DrachenschatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt