1.

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Da war ich nun, naja was heißt nun, das gehörte schon so ziemlich zu meinem Alltag. Ich lag im Bett, den Kopf ins Kissen gedrückt, weinen konnte ich nicht mehr, egal wie sehr ich es versuchte, aber ich war wohl schon leer. Ich dachte an all die Male wie ich hier lag und darüber nachgedacht habe wie ich all das noch aushalten soll..mein ganzes Leben hängt mir schon so ziemlich zum Hals raus. Immer wieder versuchte ich dann doch noch einen Sinn zu finden an dem ich mich halten kann, doch schon wie so viele Male davor fand ich einfach keinen. Es schien mir unmöglich. Ich dachte an all die glücklichen Menschen, an all die Menschen die nicht Vorhaben zu sterben,doch sie müssen trotzdem..wieso konnte ich nicht an ihrer Stelle sein? Ich hatte schon längst mit allem abgeschlossen und wäre bereit, eigentlich schon überfällig.

Mit einem Ruck riss mich die Stimme meiner Mutter aus dem Schlaf. "Laura! Steh jetzt auf sonst kommst du zu spät zur Schule, Frühstück hab ich schon vorbereitet, ich muss jetzt aber los zur Arbeit, viel Spaß in der Schule. Das Geld für den Bus hab ich dir auf den Tisch gelegt", rief sie von unten.
Ohne auf meine Antwort zu warten hörte ich kurz darauf auch schon die Tür zu knallen.

Widerwillig machte ich mich daran aus meinem Bett zu kriechen, ich wollte nicht zur Schule..ich kann die teilweisen mitleidigen und spöttischen Blicke und Bemerkungen nicht ab. Seit vier Jahren muss ich sie ertragen, aber mit wem kann ich schon darüber reden, ich habe ja keinen.

Immer noch im Gedanken versunken kam ich in meinem Badezimmer an. Ohne in den Spiegel gucken zu können, zog ich mich auf schnellstem Wege aus und stieg in die Dusche. Warmes Wasser regnete auf meinem Körper runter und für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und genoss die wohltuende Wärme. Dann öffnete ich sie wieder und blickte auf meinem Körper. Meine Arme und Beine waren voll mit feinen Narben, einige dicker und einige dünner. Und da kam er zurück, all der Schmerz der letzten Jahre. Ich drehte das Wasser zu und stieg aus der Dusche, nun fällt mein Blick wohl doch zum Spiegel und ich guckte mich an. Ich wünschte einfach ich wär jemand anderes, ich hasste mich so sehr. Leise fragend flüsterte ich meinem Spiegelbild zu, warum dieses Mädchen nicht einfach sterben dürfte. Doch wie erwartet kam natürlich keine Antwort. Voller Schmerz blickte ich mich weiterhin an, musste den Blick dann aber doch abwenden. Dafür wanderte er auf mein oberstes Regal, ich griff rein und nahm sie raus. Ich weiß es ist dumm, aber was soll ich denn machen? Ich fühlte mich so Tod an..doch sie hilft mir wieder etwas zu fühlen. Es ist eine Art Erlösung für einen kleinen Moment bis der stechende Schmerz abnahm.
Ich guckte mir meine kleine Rasierklinge genau an..wie konnte mir sowas kleines so viele verschiedene Gefühle übermitteln.
Ich nahm sie fest in die Hand, schloss die Augen und drückte sie fest in meine Haut, ich spürte wie sie aufriss und das warme Blut runterlaufen. Ich wiederholte den Vorgang bis ich mich dann endlich besser fühlte. Schnell wusch ich das Blut ab, zog mir einen dicken Pullover an und machte mich fertig, damit ich noch den Bus erreichen konnte.

Bis zum Suizid.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt