Schule

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"Geht's dir wirklich gut?" Lizzy sieht mich fragend an und drückt mir einen Eisbecher in die Hand. Ich reiße meinen Blick von der Gruppe Zwölftklässler los, die heimlich rauchend in einer Ecke des Pausenhofes steht. Geistesabwesen nicke ich und esse einen Löffel Eis. Es ist zwar nur das Eis vom Pausenkiosk und schmeckt nur nach Süßstoff und Billigaroma, aber es hilft trotzdem gegen Liebeskummer.

"Hör mal", sagt meine beste Freundin, "ich weiß, dass mit Justin ist blöd, aber ab morgen sind Sommerferien, und die wollen wir uns doch nicht von so einem Idioten versauen lassen, oder? Ich habe außerdem einen Masterplan, wie ich dich von deinem Ex ablenken kann."

Ich stöhne. "Ich kenne deine Masterpläne schon zu gut. Willst du wieder, dass wir eine Girlband gründen, wie damals, als du die Reportage über die Spice-Girls gesehen hast? Oder, dass wir die Schule abbrechen und einen Hundefrisör-Salon eröffnen?"

"Ne, ne diesmal ist es eine wirklich gute Idee und wir werden den Spaß unseres Lebens haben. Glaub mir!", versichert mir Lizzy.

Sie setzt schon an, um mich in ihren großen Plan einzuweihen, als es klingelt.  Hunderte Schüler drängen sich an uns vorbei um in das Schulgebäude zu gelangen und um sich die Zeugnisse abzuholen.

"Lizzy, kannst du es mir später erzählen?", frage ich sie über den Trubel hinweg. Sie hebt ihren Daumen und zischt wie ein Wirbelwind zu ihrem Klassenzimmer. Ich mache mich in die entgegengesetzte Richtung auf. Während mein Lehrer noch krampfhaft versucht die Zeit zu strecken, um die letzte Stunde dieses Schuljahres zu füllen, schweifen meine Gedanken in Richtung Lizzys Plan ab. Was hat sie diesmal wieder ausgeheckt?

Ich höre meinen Klassenlehrer "Elenor Monroe" sagen und stehe auf um mein Zeugnis abzuholen. Ungläubig blicke ich auf das Dokument in meinen Händen. Ich hatte es schon als ganz gut erwartet, aber ich wusste nicht, dass meine mündlichen Beiträge noch so viel verbesern würden.

Vor der Schule begrüßt mich Lizzy mit einem Luftsprung, der förmlich "Endlich Sommerferien!" ruft. Ich umarme sie und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zu ihrem Haus. Meine Eltern sind die Ferien über auf einer Geschäftsreise, weshalb mir Lizzys Eltern nach der Trennung freundlich angeboten haben, den Sommer über bei ihnen zu wohnen.

"Also, willst du jetzt meinen Plan hören?", plappert sie los und ohne die Anwort abzuwarten beginnt sie: "Du hattest ja mit Justin diesen super teuren Urlaub in Frankreich gebucht. Du weißt schon mit 4 Sterne Hotel und so weiter. Deswegen habe ich gedacht, wir machen einen Gegenteil-Urlaub!"

"Einen Gegenteil-Urlaub?"

"Ja, wir fahren mit dem Zug nach Italien und nehmen uns ein Zimmer in einem heruntergekommenen Bed & Breakfast"

"Das hört sich ja nicht gerade spaßig an."

"Oh, doch, das wird es! Wir gehen an den Strand, shoppen auf diesen kleinen Märkten und weißt du was das tollste an dem Plan ist? Wir machen reinen Mädelsurlaub, also keine Jungs. Gar keine! Und außerdem würde so ein Urlaub Justin überhaupt nicht gefallen, d.h du musst keine Sekunde an ihn denken. Komm schon: Nur wir zwei, irgendwo in Italien...das hört sich doch nach jeder Menge Spaß an!"

"Lizzy, das ist eine vollkommen unvernünftige und verrückte Idee, und...ich bin dabei! Du hast Recht, ein bisschen Ablenkung kann nicht schaden. Jetzt müssen wir nur noch deine Eltern überzeugen."



Liebe im GepäckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt