Ich wache vor Luis im Krankenhausbett auf. Erleichtert stelle ich fest, dass in sein Gesicht wieder etwas Farbe zurückgekehrt ist. Nachdem ich eine Weile seinen Atemzügen zugehört habe, stehe ich vorsichtig auf. Etwas verwirrt blicke ich nochmal zu ihm. Was war das letzte Nacht gewesen? Nicht nur, dass ich trotz meines Schwurs einen jungsfreien Sommer zu genießen, mit einem männlichen Wesen meinen Urlaub verbringe – nein, jetzt habe ich sogar die Nacht neben einem verbracht! Aber wenigstens war es nur ein Krankenhausbett und zwischen uns ist ja auch nichts.
Oder?
Mit meinen Gedanken beschäftigt trete ich leise auf den Flur vor dem Zimmer. Aus dem Fenster blickend stelle ich fest, dass gerade ein wunderschöner Sommertag in Neapel hereinbricht. Kurzerhand beschließe ich, einen kleinen Spaziergang in den nahe gelegenen Park zu machen. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und sehe schon auf dem Sperrbildschirm das Nachrichtenzeichen leuchten. Zum Glück ist die Nachricht entgegen meiner Erwartung nicht von meiner Mutter, sondern von Lizzy. Es ist eine Audionachricht, in der sie mir erzählt, dass sie gerade im Bus nach Südtirol ins Trainingslager sitzt und fragt, wie es uns geht.
Ich versuche, das schlechte Gewissen zu ignorieren und versichere Lizzy, dass alles in Ordnung sei. Zum Glück geht lügen per Nachricht leichter als im echten Leben. Ich lasse mich auf einer Parkbank nieder und öffne den Chat mit Luis.
O Luis online
Ich: Guten Morgen! Ich bin im Park spazieren
Luis: Alles klar! Es ist gleich Visite und dann werde ich schon entlassen
Ich: Super, treffen wir uns dann vor dem Krankenhaus?
Luis: Ja, perfekt😊
Wenig später warte ich vor dem Krankenhaus auf Luis. Er lässt nicht lange auf sich warten und stellt sich mit einem breiten Grinsen neben mich. „Also, was machen wir jetzt? Ich habe einen riesen Hunger. Ich habe nämlich das Frühstück ausfallen lassen, damit wir jetzt was Essen gehen können." „Nichts da", bremse ich seine Unternehmungslust. „Du sollst dich doch noch ein bisschen ausruhen. Ich kann uns Essen aufs Zimmer holen."
Nur mit größten Überredungskünsten schaffe ich es, Luis davon zu überzeugen wenigstens den Vormittag noch im Bett zu bleiben. Als ich ihm ein Panino aus dem Hotelbistro bringe, hält er mein Handgelenk fest.
„Elenor?" Ich schaue erstaunt zu ihm hoch. „Ja?" Er räuspert sich verlegen. „Ich... Ehm... wollte mich noch bei dir bedanken." Mit großen Augen blickt er mich an. Verwirrt antworte ich: „Wofür? Dafür, dass ich dich ins Krankenhaus gebracht habe? Das war doch selbstverständlich! Hätte ich dich im Bad verrecken lassen sollen?" Er fährt sich durch die Haare. Ich kann buchstäblich sehen, wie er mit sich ringt, das folgende auszusprechen. „Nein, also doch schon auch dafür, aber eigentlich für alles. Dass du zugehört hast und so." Ich versuche ihm in die Augen zu blicken, doch mein Blick wandert immer wieder zu seinen perfekten Lippen hinunter. Sein linker Mundwinkel zuckt kaum merklich nach oben. Wir sind doch nicht kurz davor uns zu küssen, oder etwa doch?
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Liebe im Gepäck
RomanceElenor, die nach einer Trennung von ihrem Freund den besten Sommer ihres Lebens verbringen will. Lizzy, die ihr dabei hilft. Ein Versprechen, jedes männliche Wesen zu meiden. Als Elenor mit ihrer besten Freundin und deren Bruder Luis zu einem Roadtr...