Liebe im Gepäck

Tankstelle

Schon als ich den Tankstellenshop betrete, schlägt mir kalte Klimaanlagenluft entgegen. Ich lege zwei Wasserflaschen und eine Gummibärchen Packung auf den Tresen und ein alter, bärtiger Italiener beginnt sie in die Kasse einzutippen.

„Woher du kommen?", fragt er mich mit italienischem Akzent. „Aus München", sage ich. „Ah, München schöne Stadt! Ich habe dort als ich jung war gearbeitet. Hast du aber noch weiten Weg nach Hause." „Nein, es geht. Wir haben heute schon ein Stück geschafft. Wir waren in Rom, auch eine schöne Stadt", erkläre ich. Er schaut mich verwirrt an. „Aber nach München ist andere Richtung. Hier ist Süden von Rom. Fast an Neapel."

Ich bedanke mich und zahle, dann renne ich schnell nach draußen, wo Luis im Auto wartet. „Luis,", sage ich aufgebracht, „wir sind in die falsche Richtung gefahren. Hier geht es nach Neapel, nicht nach München!" Er lächelt nur. „Was gibt es da zu lachen? Nicht nur, dass wir jetzt noch nichts vom Weg geschafft haben, wir sind sogar in die komplett falsche Richtung gefahren!"

„Echt? Vielleicht hätte ich doch lieber aufs Navi schauen sollen." Ich schlage mir die Hände vors Gesicht und stöhne laut. „Mist, Mist, Mist", fluche ich leise. „Vielleicht ist es ja gar nicht die fasche Richtung", sagt Luis und blinzelt mich verschmitzt an. „Wie meinst du das? Natürlich ist es die falsche Richtung!"

Ich male mit meinem Finger drei Punkte auf die Autoscheibe, obwohl ich weiß, dass er das hasst. „Da Rom," erkläre ich, als würde ich mit einem Kindergartenkind reden und zeige auf den mittleren Punkt. „Da München", sage ich und zeige auf den oberen Punkt. „Und da wir!" aggressiv haue ich mit dem Finger auf den untersten Punkt. „Pssssst pssst," sagt Luis und nimmt meine Hände vorsichtig von seiner bis eben noch frisch geputzten Autoscheibe. „Weg mit den Patschehändchen und zuhören.

Du kennst doch Lizzy, also natürlich kennst du sie, ich meine, du weißt doch, wie sie ist. Jedenfalls hat sie mich dazu überredet, in die falsche Richtung zu fahren und mit dir deinen wohlverdienten Urlaub zu verbringen. Aber wenn du an meinen Fensterscheiben rumpatscht..." Weiter kommt er nicht, denn ich habe ihn schon in eine stürmische Umarmung gezogen. „Du bist der Beste! Und Lizzy ist die Beste! Man, was seid ihr doch für eine liebe Familie!" Grinsend startet Luis den Motor und fährt aus der Raststätte. Ich hole mein Handy aus dem Handschuhfach und wähle Lizzys Nummer.

„Hallo Lizzy! Du bist so großartig und hast echt immer die besten Ideen. Und du bist ins Team gekommen! Und... Was wollte ich jetzt nochmal sagen? Wie auch immer, du bist die Beste!"

Lizzy antwortet kichernd: "Dann ist die Überraschung ja gelungen. Ich wusste, dass du als Geografie-Trottel erst spät merken würdest, dass ihr Richtung Süden fahrt. Ich freue mich schon so auf das Trainingslager! Ach stimmt, ihr holt mich dann in einer Woche in Südtirol ab. Ich muss dann auch mal auflegen. Packen und so' n Zeug." Wir wünschen uns noch gegenseitig viel Spaß für die nächste Woche und verabschieden uns dann.