Chapter 11

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Nach ein paar Runden hatte ich verstanden, wie man Billiard spielt, auch wenn mir Ten noch ein paar Mal helfen musste.
Dennoch musste ich zugeben, dass ihn manchmal nur gefragt habe, ob er mir noch einmal hilft, damit er mich wieder berührt.

Eigentlich ist das ja moralisch verwerflich, aber mir war das momentan egal. Wann bekommt man schon mal die Chance, einen Idol nahe zu sein?

Nach der vierten Runde hatte Naomi vorgeschlagen, dass wir zusammen eine Flasche Cherry Whiskey bestellen und leeren könnten und nach einigen Drinks war die Stimmung auch viel heiterer. Zwar wurde es immer schwerer, die Kugeln auch wirklich zu treffen und nicht durch den Raum zu schmeißen, aber es machte immer mehr Spaß.

"Man Katy!" rief Naomi und stemmte die Hände in die Hüften.
"Das ist jetzt schon die dritte Kugel, die du in meine Richtung schießt. Dieses Mal kannst du sie dir alleine holen gehen. "

Trotzig setzte sie sich neben Dongkyun, der sich gerade mit Ten unterhielt. Währenddessen machte ich mich auf der Suche nach der Kugel, die ich versehentlich durch den Raum befördert habe.
Wo war sie denn? Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie hier irgendwo sein muss.

"Suchst du das hier?"
Eine Hand hielt mir die Kugel hin, die ich suchte. Wow, schöne Finger.
Ich wünschte ich hätte so perfekte Nägel. Meine sind nur immer spröde und weich von der vielen Haarfarbe und den anderen Chemikalien, mit denen ich arbeite.

"Taemin, was machst du denn hier? Wolltest du nicht mit Kai essen gehen?" rief Ten und ich erstarrte.
Taemin?!?! Vor mir stand doch nicht ermsthaft mein Bias, oder?

Zögernd guckte ich hoch und sah das niedliche Gesicht von Taemin, der mir immer noch die vermisste Kugel entgegenhielt. Auf einmal tauchte Ten neben uns auf und schlug Taemin freundschaftlich auf die Schulter.

Taemin lachte und ich hielt mein inneres Fangirl in Schacht, damit ich ihm nicht vor die Füße viel und ihm versicherte, wie toll er ist. Warum musste er off-stage nur immer so niedlich sein, aber on-stage das absolute Gegenteil? Mein armes Herz.

Da er immer noch die Kugel hielt, nahm ich sie ihm vorsichtig ab, drehte mich um und flüchtete zu Naomi, die ein 'Oh mein Gott' mit den Lippen formte. Dongkyun saß nur daneben und schaute uns verwirrt an, doch wir beachteten ihn gar nicht.

"Wie fühlt man sich so, wenn dein Bias und ein Typ, der vielleicht auf dich steht, nebeneinander stehen und gut aussehen?" flüsterte Naomi, aber sie war nicht leise genug, denn Dongkyun mischte sich ein. Er hatte sie wohl gehört.

"Wer steht hier auf wen?" fragte er stirnrunzelnd und verschränkt die Arme. Weil ich eh nur ein unverständliches Stottern herausgebracht hätte, antwortete Naomi und ich wandte mich wieder Ten und Taemin zu, die sich gerade zu necken scheinen. Uff, war das niedlich. Sie beide lächeln zu sehen, machte mich schwach. In solchen Momenten hätte ich das Video angehalten und einen Screenshot gemacht, aber das geht gerade schlecht.

"C'mon, Dongkyun. Ten sieht sie und will sie sofort kennenlernen. Wahrscheinlich hat er dich auch noch befragt und gezwungen, dir ihre Nummer zu geben. Es ist klar, dass er etwas von ihr will. Vielleicht sind sie ja Seelenverwandte."
Den letzten Teil sagte sie im Spaß und schlug sich lachend auf die Oberschenkel. Jap, für sie gab es heute keinen Drink mehr. Zum Glück hatten wir jetzt Asperin zuhause. Der Flug wird trotzdem nicht angenehm für uns.

" Wer ist seelenverwandt? " fragte auf einmal Ten neben uns. Anscheinend war Taemin weg und er war wieder zu uns zurückgekehrt. Innerlich hasste ich mich dafür, dass ich nicht die Gelegenheit genutzt habe, Taemin kennenzulernen.

"Niemand."
Antwortete ich schnell, damit Naomi nicht auf dumme Ideen kam und etwas sagte, was mir peinlich sein könnte. Ten sah mich nur verwirrt an und setzte sich dann neben mich.

Schon wieder überkam mich dieses Gefühl, mich einfach gegen ihn lehnen zu müssen. Doch anders als im Auto verspannte ich mich nicht und genoss seine Nähe. Es ging eine überwältigende Wärme von ihm aus, der ich kaum widerstehen konnte.

Plötzlich legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab und fing an, leise mit Dongkyun zu reden. Auch ich tat etwas völlig untypisches für mich und lehnte meinen Kopf an seinen.

Ich hörte noch Naomi, die neben mir 'aww' rief und mich in die Hüfte knuffte, doch ich hörte ihr nicht zu. In Gedanken ging ich alle Momente durch, die ich bis jetzt mit Ten erlebt habe.

Der Moment am Telefon, bei dem wir uns beide geschockt angesehen habe, der Abend des Konzertes, an dem er mir mein Handy gegeben hat, nach dem ich so lange gesucht hatte und die Sache bei der Apotheke, an dem wir zum ersten Mal wirklich miteinander geredet haben, ohne dass uns einer gestört hat.

Na gut, Lucas kam uns dazwischen, aber er hatte auch nicht viel gesagt also zählte das nicht.
Dann kam noch heute.
Ten hatte mir eine solche Freude bereitet damit, dass wir einen schönen Abend zu viert erlebt haben und ich genoss ihn immer noch. Es war geradezu traurig, dass wir morgen wieder getrennte Wege gehen müssen.

"Katy?"
Sprach mich jemand an und ich erwachte aus meiner Trance. Es war Ten. Schnell blinzelte ich die Tränen weg, die mir aufgekommen sind. Ich verhielt mich absolut lächerlich.

"Ja?" antwortete ich zögernd, weil ich nicht wusste, was jetzt kommen wird. Wenn er mir jetzt sagt, dass ich gehen muss, fange ich wirklich noch an zu weinen. Ich war ein viel zu emotionaler Mensch.

"Ihr müsst morgen auch wieder nach Hause fliegen, nicht?"
Schwer atmete ich ein, um mich zu sammeln. Genau in solchen Momenten hätte ich meine beste Freundin gebraucht, aber sie unterhielt sich gerade mit Dongkyun. Na super.

"Ja, gegen Mittag ist unser Flug zurück nach Miami."
Er nahm seinen Kopf von meiner Schulter und sah mich an. Beinahe hätte ich protestiert und seinen Kopf dort wieder raufgedrückt.

Schmerzvoll lächelnd sah er mich an, was meine Mauern brechen lies. Ich umarmte ihn und schmiegte mich an seine Brust. Er sollte nicht gehen. In den letzten Tagen hatte ich ihn lieb gewonnen und wollte nicht, dass es plötzlich vorbei wäre. Sein Herz pochte laut in seiner Brust. Wir waren uns so nahe.
Ein letztes Mal....

"Katy, ich muss dich etwas bitten, ok?"
Er legte seinen Kopf auf meinem ab und streichelte meinen Rücken. Morgen würde ich mich bestimmt fragen, was mich dazu geritten hat, aber jetzt genoss ich es einfach.

"Komm mit mir nach Korea."

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Chosen [SuperM/NCT FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt