Chapter 19

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Völlig erstarrt sah ich ihn an, unfähig etwas zu sagen. Nicht einmal denken konnte ich. Mein ganzes Leben schien still zu stehen in diesem Moment.
Auch Ten bewegt sich kein Stück.

Noch immer steht er vor mir und hat sich über mich gebeugt. Seine Augen sahen dabei so verletzlich aus, dass es mir die Sprache verschlug.
Doch das blieb nicht lange. Schneller als ich reagieren konnte, hatte er sich abgewandt und ist einen Meter zurückgetreten.

Beinahe vermisste ich die Wärme, die von seinem Körper ausgeht.
"Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Wahrscheinlich war es zu früh."
Er räusperte sich und setzte sein gewohntes Lächeln wieder auf.

"Also. Hast du Lust, noch etwas essen zu gehen? Bei mir ist es schon eine Weile her, dass ich gegessen habe."
Schulterzuckend ging er auf eine Tasche zu, die mitten im Raum lag. Vorher war sie mir gar nicht aufgefallen, aber es musste wohl seine sein.

So langsam erwachte ich auch aus meiner Starre und kam wieder zu mir. Nachdem ich noch einmal tief eingeatmet habe, setzte ich mich wieder normal hin, um ihn antworten zu können.

"Klingt gut, aber kannst du einfach so herumlaufen?"
Genau in dem Augenblick sah ich, dass er einen Hoodie, eine Jeans und einen Mundschutz aus seiner Tasche holte.
"Naja, so geht es."

Amüsiert hielt er seine Sachen hoch und stellte seine Tasche wieder ab.
"Also wenn du mir nicht beim Umziehen zusehen möchtest, was ich dir nicht übel nehmen könnte, solltest du kurz einmal deine Augen schließen."

Er zwinkerte mir zu und griff sich schon an den Bund seines Shirts, um es sich auszuziehen. Schnell kniff ich die Augen zusammen und hielt mir meine Hände vor mein Gesicht, da ich die aufkommende Hitze in meinen Wangen schon fühlen konnte.
Ganz schlechter Moment, um rot zu werden.

Wage nahm ich wahr, dass er lachte, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, meine normale Gesichtsfarbe wiederzubekommen.
Kurz darauf sagte mir Ten schon, dass ich meine Augen wieder öffnen durfte.

Trotzdem bekam ich noch mit, wie er den Hoodie nach unten ziehen musste. Seinen trainierten Bauch hatte ich somit kurz sehen können.
Es kostete mich meine ganze Willenskraft, nicht wie ein Fangirl darüber zu grinsen.

"Kommst du?"
Mit einer Hand winkte er mich zu sich, während er seine Tasche aufsetzt. Da ich nur mein Handy mitgenommen hatte, nahm ich es vom Tisch auf und stand auf.
Nervös ging ich auf ihn zu und dachte dabei an die Situation von gerade eben.

Ob er etwas von mir wollte? Ach, mach dich nicht lächerlich. Wahrscheinlich hat er schon längst etwas mit irgendwem am Laufen.

Er hackte sich bei mir unter und zusammen gingen wir zum Fahrstuhl. Da es schon etwas später war, sah man im ganzen Gebäude kaum noch Leute. Als wir im untersten Stock angekommen waren, ließ Ten mich auf einmal wieder los. Verwirrt sah ich zu ihm.

"Es ist besser, wenn wir so nicht rausgehen. Sonst kommen Fans auf dumme Ideen und folgen einem. Man hat ja schon bei Jongdae gemerkt, dass einige Fans es nicht so gut mit seiner Frau aufgenommen haben."

Verglich er mich gerade mit der Frau von Chen aus EXO? Die Beiden waren doch zusammen und Ten und ich nir befreundet. Komisches Argument von ihm. Er konnte doch gleich sagen, dass er mich doch nicht anfassen will .

Geknickt nickte ich und lief mit ihm nach Hause. Dabei verabschiedete ich mich noch bei der Frau an der Rezeption, die mir zulächelte. Morgen musste ich ihr mal einen Kaffee mitbringen und sie nach ihrem Namen fragen. Sie wirkte sympathisch auf mich.

Kaum zehn Minuten später waren wir an einem kleinen Bistro angekommen, welches angeblich die besten Ramen von Seoul verkaufen soll. Allerdings wird das wohl jeder von sich behaupten..

Es war relativ leer und nur ein älteres Ehepaar hielt sich hier noch auf. Womöglich war das ideal für jemanden wie Ten, da ihn hier weniger Leute erkennen würden und er so in Ruhe etwas unternehmen man. Echt schlau eigentlich.

Ten schob mir den Stuhl zurück, sodass ich mich setzen konnte und im Augenwinkel nahm ich wahr, wie das ältere Ehepaar uns lächelt beobachtete. Als er sich auch hingesetzt hatte, kam eine Kellnerin zu uns und gab uns die Karten.

Schweigend suchten wir uns beide etwas zu essen aus und bestellten. Keiner von uns traute sich, etwas zu sagen. Man hörte nur die Musik, die aus dem Radio kam. Es war Spark von Taeyeon. Den Tanz dazu wollte ich noch lernen, aber bis jetzt war ich zu beschäftigt. Vielleicht mache ich es ja am Wochenende.

Als auf einmal Take off von Moonlight kam, musste ich schmunzeln und auch Ten sah mich lächelnd an.
"Achja, ich wollte dich etwas fragen."
Meinte er plötzlich und verwirrtr mich dadurch.

"Warum seid ihr damals eigentlich nach London geflogen? Wir waren doch in so vielen amerikanischen Städten."
Erleichtert, dass es keine peinliche Frage wäre, wie zum Beispiel ob ich einen Freund habe, lächelte ich.

"Naomi und ich hatten schon einem Projekt zugestimmt, das wir nicht mehr beenden konnten. Außerdem hatten wir zu der Zeit des Ticketverkaufes beide gerade eine Schicht also konnten wir die nicht besorgen. Deshalb habe ich etwas Geld zurückgelegt und einen spontanen Urlaub daraus gemacht. Außerdem hatten wir uns das echt verdient bei den vielen Überstunden. "

Desinteressiert sah ich zu der Kellnerin, die unser Essen brachte.
"Das ist echt cool von dir. Naomi kann froh sein, dich zu haben."
Liebevoll sah er mich an und ich musste mich beherrschen, ihn bei so einem Blick noch mehr zu mögen.
Schnell stopfte ich mur Nudeln rein, um auf andere Gedanken zu kommen.

"Und mit Überstunden kenne ich mich aus. Meine Gruppe wird bald ein Comeback haben, weshalb ich bald auch wieder mehr arbeiten muss als nötig."
Mitleidig sah ich ihn an. Immerhin wusste ich, dass Überstunden Müdigkeit mit sich brachten und die konnte echt grauenhaft sein.

Er wahr womöglich auch oft zusammengebrochen. Arbeit in unseren beiden Branchen war hart und wir haben beide sehr dafür gekämpft. Ten tut es noch immer.

Plötzlich wurde mir eins klar. WayV war keine Gruppe aus Korea. Sie zählten unter Cpop. Nach einem Comeback haben sie immer eine Comeback Stage und ich kann mivh nicht erinnern, dass die jemals in Korea waren.

"Wenn du ein Comeback hast, musst du dann nicht auch bald wieder nach China?"
Auch er sah auf einmal traurig aus und stoppte in seiner Bewegung. Er mied meinen Blick, was untypisch für ihn war.

"Ja, in vier Tagen muss ich zurück."


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Chosen [SuperM/NCT FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt