Chapter 27

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Neuer Tag, neuer Plan. Schon bevor ich meine Augen öffnen konnte, wusste ich, dass mich ein weiterer Tag des nichts Tuns erwarten wird. Bis jetzt geht es mir noch ganz gut damit, aber bald werde ich es nicht mehr aushalten, nicht raus gehen zu dürfen.

Müde rappelte ich mich auf und sah auf das Tablet. Die Zeiten für die Mahlzeiten waren gleich, aber heute hatte ich vormittags nicht, dafür aber nachmittags einen Termin bei den Doktoren, um meine Werte auszuwerten.

Da ich aber vergessen hatte, mir einen Wecker zu stellen, war es schon fast Zeit für das Mittagessen. Kaum zu glauben, wie gut man schlafen kann, auch wenn man praktisch nichts getan hat.

Seufzend stand ich aus und nahm mir ein weiteres Paar weißer Klamotten heraus, um sie anzuziehen. Weil ich noch einige Zeit bis zum Mittagessen habe, entschied ich, duschen zu gehen.

Meine Füße hinterließen patschende Laute als ich barfuß zum Bad lief. Ich nahm mir ein Handtuch und schaltete die Dusche an, damit das Wasser warm werden kann. Hier dauert es immer ein bisschen, aber bei so vielem Leuten, die hier unterkommen, ist das auch nicht verwerflich.

Nachdem ich mich meiner Kleidung entledigt hatte, stellte ich mich unter die Dusche, die mitlerweile lauwarm war. Besser als gar nichts, versuchte ich mir einzureden.
Beim Einschampoonieren dachte ich noch einmal über gestern nach.

Der Blick von Doktor Lance als ich Lucas erwähnt hatte, war nahezu triumphierend gewesen. Ob Lucas mich auch erwähnt hatte? Vielleicht bekommen wir ja dann die Möglichkeit, einander zu sehen.

Dadurch, dass ich gestern nicht einmal Suji wiederfinden konnte, war mir langweilig und ich wollte mich gerne mit anderen Leuten unterhalten als mit ein paar Angestellten hier, wenn ich mal wieder den Weg nicht finden konnte.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich inne halten. Es war viel zu früh für das Mittagessen. Wer konnte es also sein? Laut Plan habe ich doch jetzt nichts zu tun.
Schnell schaltete ich das Wasser ab, nahm ein Handtuch, um mich darin einzuwirken und stieg aus der Dusche.

Zu meinem Glück war das Handtuch recht groß, weshalb es wie ein Kleid saß und ich es ohne Scham tragen kann, wenn ich die Tür öffne. Ich atmete noch ein weiteres Mal tief ein bevor ich die Tür öffnete. Kaum hatte ich gesehen, wer dort vor der Tür stand, schmiss ich sie wieder zu.

"Mach auf, Katy! Ich bin es doch nur."
Seine raue, aber verspielte Stimme drang nur teilweise zu mir durch. Das Geräusch meines schnell schlagenden Herzens übertönt ihn fast.

"Mist."
Fluchte ich und rannte zum Schrank. Wenn ich mich beeilte, war ich in ein paar Sekunden angezogen. Er konnte ja auch nicht den Raum öffnen. Hauptsache er ging nicht bia ich fertig war.

So schnell ich konnte zog ich mich an und warf das Handtuch in die nächste Ecke. Nur noch meine nassen Haare deuteten darauf hin, dass ich gerade eben duschen war.
Als ich die Tür öffnete, sah ich das Gesicht meines überdrehten Freundes.

"Lucas, was machst du denn hier?"
Ohne mir zu antworten drückte er mich an sich. Überrumpelt erwiderte ich die Umarmung und schloss dabei die Tür hinter ihm. Meine Mundwinkel hoben sich automatisch und ich schiegte mich immer mehr an ihn.

Schweren Herzen löste ich mich von ihm und sah ihn an. Oder eher zu ihm herauf, weil er noch immer größer als ich war.
"Jetzt sag mir endlich, was du hier machst. Dein Timing ist nämlich grauenhaft."
Ich knuffte ihn, was er nur mit einem lächelnd wahrnahm.

Mit sicheren Schritten lief er auf mein Bett zu und setzte sich darauf. Auffordernd klopfte er neben sich und ich tat, was er von mir wollte. Kaum hatte ich mich gesetzt, erfüllte seine Stimme den Raum.

"Bei dem Gespräch mit dem Doktor gestern hat er mich gefragt, wie ich zu dir stehe. Ich habe ihm halt gesagt, dass wir Freunde sind und dann hat er mir gesagt, wo ich dein Zimmer finden kann. Eigentlich wollte ich schon vorher da sein, aber ich habe mega verschlafen."
Das war typisch. Eine der Gemeinsamkeiten, die wir haben.

Aber das er uns schon als Freunde bezeichnet, auch wenn wir bis jetzt nur einen Tag miteinander verbracht haben, war irgendwie niedlich. Innerlich rastete ich aus, dass er mich als eine Freundin sah. Wie ein Idiot musste ich grinsen. Ob er sich so auch immer fühlte?

"Und da dachtest du, dass du mal eben random vorbeikommst?" trotz meines Lächelns versuchte ich, wütend auszusehen. Lucas Blick machte mir aber klar, wie schlecht ich darin bin. Kaum zu glauben, wie ein Mensch meine Stimmung so stark ändern kann.

"Zu meiner Verteidigung. Es ist so spät, dass ich dachte wir könnten einfach gemeinsam essen gehen. Immerhin hatte ich kein Frühstück und verhungern möchte ich nicht."
Auch er boxte mich in die Seite, aber war dabei so viel stärker als ich, dass ich von meinem Bett fiel.

Mein neuer Freund hielt es scheinbar für eine gute Idee, mich auszulachen. Böse sah ich ihn an, während er sich vor Lachen auf mich Bett warf. Na warte, das bekam er wieder zurück!

Hastig stand ich auf und sprang auf ihn drauf. Er windete sich unter der Kitzelattacke, die ich ihm zufügte. Dabei stieß er Lacher aus, welche nicht menschlich klangen, aber irgendwie war das süß. Vielleicht sollte ich damit aufhören, darüber nachzudenken, wie niedlich er doch war.

Ergeben hob er die Hände und ich hörte auf, ihn zu kitzeln. Allerdings ging ich auch ein paar Schritte zurück, damit er nicht gleich zurückschlagen konnte. Enthusiastisch stand ich an der Tür und öffnete sie. Mit einer eleganten Handbewegung deutete ich ihm an, durch die Tür zu gehen.

"Na los. Gucken wir mal, was es schon zu essen gibt."
Wie ein kleiner Hund sprang er auf und lief schnell heraus.

"Worauf warten wir denn noch? Mein Magen füllt sich nicht von selbst."

Lachend folgte ich dem Idioten, den ich wohl jetzt meinen Freund nennen durfte.

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Chosen [SuperM/NCT FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt