Chapter 20

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Deprimiert starrte ich an die Wand, während Ten die Rechnung bezahlte. Da lernten wir uns gerade erst richtig kennen und schon muss er das Land verlassen. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Doch warum holt er mich nach Korea, nur um dann gleich wieder abzuhauen? Wenn er vorhatte, mich nach China mitzunehmen, dann hat er sich aber gewaltig geschnitten. Ein Umzug war genug Stress für die nächste Zeit.

Außerdem hatte es einige Zeit gedauert, die Erlaubnis für den Umzug zu bekommen. Ohne die Bestätigung von SM, dass die Arbeitsstelle auch wirklich genehmigt wurde, durfte ich Amerika verlassen.

"Kommst du?"
Mein Gegenüber lächelte mich an und war schon von seinem Stuhl aufgestiegen. Schweigend machte ich es ihm nach und am Ausgang hielt er mir wieder die Tür auf. Wo soll ich nur noch so einen Gentleman herbekommen?

Beim Rausgehen fällt mir auf, dass er seinen Mundschutz gar nicht aufgesetzt hatte. Panisch zog ich ihn zurück und schleppte ihn in eine kleine Nebengasse.
"Bist du verrückt? Willst du, das Fans dich erkennen?"

Angepisst nahm ich mir seine Tasche und suchte seinen Mundschutz heraus. Dabei fiel mir auf, dass er auch eine Sonnenbrille dabeihatte. Beides nahm ich heraus und hielt es ihm entgegen.

"Aufsetzen!"
Bis jetzt hatte er nur geschockt daneben gestanden, aber nach meinem Befehl fing er an zu grinsen und wackelte mit den Augenbrauen.

"Macht sich da etwa jemand Sorgen um mich?"
Empört schlug ich ihm auf die Schulter, aber ihn schien das wenig zu interessieren.

Mit den Händen in die Hüften gestimmt sah ich ihn abwartend an. Immerhin sollte er schnell die Sachen anziehen. Ich hatte keine Lust, morgen im Entertainment dafür angemeckert zu werden, dass er alleine in der Öffentlichkeit gesehen wurde.

Immer noch amüsiert legte er den Mundschutz an und setzte die Sonnenbrille auf.
"Besser?"
Eigentlich ja nicht, aber ich nickte. Es war schade, dass er sein schönes Gesicht bedeckt halten musste.

Zusammen gingen wir noch zum Entertainment, weil ich dort meine Tasche gelassen hatte und er noch etwas mit seinem Manager besprechen wollte. Mit einer Umarmung, die meiner Meinung viel zu kurz ausfiel, verabschiedeten wir uns.

Ein wenig traurig, dass ich ihn schon verlassen musste, ging ich zu den Schränken der Mitarbeiter. Einer davon gehörte mir und ich habe mir geschworen, ihn täglich zu benutzen, um weniger mit mir herumschleppen zu müssen.

Ich fand meinen auch relativ schnell, da er sich am Ende des Raumes befand und ich mir somit keine nervige Zahl merken musste. Vielleicht sollte ich mir aber auch einfach ein Namensschild basteln. Wäre eine gute Lösung.

"Hey du da!"
Schrie auf einmal jemand und ich zuckte zusammen. Wer auch immer das war, er hatte eine laute Stimme.
Nachdem ich den Schock verdaut hatte, konnte ich mich auch zu der Person umdrehen.

Ein grinsender Lucas stand vor mir.
Ich rieb mir die Augen, um zu überprüfen, dass ich ihn mir nur vorstelle. Würde mich bei meiner momentanen Anzahl an Stunden, die ich schlafe nicht wundern.

"Hey?"
Im Moment fühlte ich mich echt unwohl. Es lag nicht direkt an ihm, sondern an der Situation, bei der wir uns das erste Mal gesehen haben. Vielleicht dachte er ja immer noch, dass Ten und ich etwas am Laufen hatten.

"Du hast mir damals gar nicht geantwortet als ich dir geschrieben habe."
Schmollend sah er mich an und lehnte sich gegen die Schränke.
Zuerst wusste ich nicht, was er meinte, aber dann fiel es mir wieder ein.

"Achja, da war diese eine Nachricht. Ich war verwundert, wer das war und wollte antworten, aber dann wurde ich abgelenkt. Danach habe ich es wohl einfach vergessen. Tut mir leid."
Von oben bis unten musterte ich ihn.

"Aber wieso hattest du überhaupt meine Nummer? Hättest du sie von Ten bekommen, hätte er mir das doch gesagt. "
Als ich Ten erwähnte, grinste er nur noch mehr. Ja, er hielt uns definitiv noch für mehr als Freunde. Obwohl ich selber nicht einmal wusste, was wir überhaupt füreinander waren.

"Ten hat Dongkyun gefragt und dann dachte ich, dass ich sie einfach belauschen könnte und habe deine Nummer auch mitbekommen. Ich muss doch wissen, mit wem sich mein Bro so trifft."
Er lachte seine typische Lache, die wahrscheinlich tausende Herzen höher schlagen lässt.

Doch seine Aussage machte seinen Charme vollkommen zunichte.
"Dir ist schon klar, dass du wie ein kranker Stalker klingt?"

Dafür hatte er nur ein Schulterzucken übrig, was mich noch rasender machte.
"Das ist echt nicht in Ordnung, Lucas. Wie würdest du dich fühlen, wenn jemand ganz zufällig deine Telefonnummer mitbekommt?"

Seufzend stieß er sich vom Regal ab und kam noch näher.
"Naja. Bei mir wäre es etwas drastischer, wenn Leute meine Telefonnummer bekommen würden. Hast du ja schon bei Ten mitbekommen, stimmts?"

Als ich nickte, freute er sich wieder wie ein Bescheuerter. Irgendwie bezweifelt ich so langsam, dass aus diesem Gespräch noch irgendetwas Gescheites hervorgehen wird.

"Grins nicht so blöd. Ich bin sauer. Außerdem mag ich dich nicht einmal."
Gespielt verletzt griff er sich an seine Brust und kniff die Augen schmerzhaft zusammen.
"Ruf sofort einen Notarzt. Mir muss eine Dose Liebe verabreicht werden."

Das brachte mich dann doch zum Lachen, doch ich versuchte es zu überspielen. Leider hatte er es schon längst mitbekommen und schien sehr zufrieden mit sich selbst.

"Na siehst du. So schwer ist es nicht, auch mal zu lächeln."
Genervt sah ich ihn an.
"Sag einfach, was du von mir willst."
Lucas verdrehte die Augen, wirkte aber immer noch amüsiert.

"Genau das, was ich vorhin gesagt habe. Ich möchte wissen, mit wem sich Ten so herumtreibt. Seiner Blindheit kann man nicht unterstützen. Er vertraut Leuten viel zu schnell. Du hättest ja auch ein verrückter Fan sein können oder jemand, der ihm eigentlich schaden will."

Auf einmal wirkte er traurig und ich spielte mit dem Gedanken, ihn zu fragen, was er wohl durchgemacht haben muss. Doch Lucas schien unter Stimmungsschwankungen zu leiden, denn keine Sekunde später wirkte er wieder so aufgedreht wie immer.

" Aber momentan wirkst du nicht wie ein krasser Fan. Eher wie jemand, der sich nicht eingestehen kann, dass sie mich leiden kann."
Schmunzelt drehte ich mich um und schloss meinen Schrank ab.

"Ok, aber du hast immer noch beantwortet, warum du hier bist."
Verlegen sah er auf den Boden, hörte aber immer noch nicht auf zu lächeln. Wie machte er das bloß?

"Würdest du dich morgen für mich einteilen lassen? Ich würde gerne etwas mit dir reden können."

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Was denkt ihr hat er vor? Lemme know XD😂

Chosen [SuperM/NCT FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt