4 | Ich mag dich

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(Spielt nach Kapitel Zwei)

Diffuse Erinnerungen pulsierten in Izuku. Sie verschwammen ineinander und ließen in ihn Emotionen hochkommen, die er nicht fühlen wollte. Waren alle Entscheidungen, die er seit jener schwülen Sommernacht getroffen hat, nur ein Produkt überkochender Empfindungen und hatten zu einem Fehler geführt, der nie mehr ungeschehen gemacht werden könne?

Katsuki ekelte dieser durchtriebene Ausdruck in Izukus leuchtenden Augen an. Doch widerlicher waren für ihn die blasse Haut, die hervorstehenden Wangenknochen und die grünen Locken, welche widerspenstig in die Stirn fielen. Er wusste nicht, was Izuku seit seinem Verschwinden durchstehen musste, aber es schien grausam gewesen zu sein. Die schleichende Erkenntnis, dass er der Trigger für die Kette der Ereignisse war, packte ihn und ließ ihn nicht los.

"Hey, sag mal, hast du Schuldgefühle?"
Izukus Worte waren wie tausend Messerstiche. Plötzlich klang er wie ein Kind, als wären sie wieder Mittelschüler.
"Du hast es verdient, du warst nur ein dummer Normalo!", rechtfertigte sich Katsuki. Es war nicht Izuku, den er davon überzeugen wollte. Es war sein eigenes Herz, das er belügen wollte. Das Durchtriebene in Izukus Blick und Stimme wich, als er sprach:"Ich dachte als Kind, wir wären gute Freunde. Als wir zusammen auf die Oberschule kamen, dachte ich, das könne ein Neuanfang für uns werden. Doch beides endete in einer bitteren Enttäuschung für mich." Er verstummte für einen Augenblick. "Weißt du, das führt zu nichts. Beenden wir es, ja?"

Mit diesen Worten und einem Lächeln auf den Lippen durchtrennte er die Seile, die Katsuki fesselten.

-

Trotz der Tatsache, dass es erst Anfang April war, schien die Sonne unerträglich. Nervös tippte Ochako mit ihren Füßen auf den Boden. Vereinzelt landeten  Kirschblüten vor ihr, im hellsten Farbton eines zarten Rosas tanzten sie. "Uraraka-san, bist du dir sicher?", fragte Ejirou. Sie zuckte zusammen. "Ja, ich bin mir sogar sehr sicher", sagte sie mit zitternder Stimme. "Alles in Ordnung?", erkundigte sich der rothaarige Junge. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. "Ich..."
Sie suchte nach den richtigen Worten. "Er war einer meiner besten Freunde. Ich weiß nicht, was ich nun fühlen soll, aber ich habe Angst", gestand sie, "aber wir müssen Bakugo-kun retten."

Ejirou legte eine Hand auf Ochakos Schulter und lächelte. "Ich weiß zwar nicht wie", sagte er, "doch wir werden beide retten. Immerhin sind wir Helden, vergiss das nicht". Ochako beneidete seinen Optimismus. "Und dann kannst du herausfinden, was du fühlen sollst."

"Wir werden es schaffen", bestätigte Shoto die Worte seines Klassenkameraden. Ja, dachte Ochako, sie müssen es einfach schaffen. Es war ihre letzte Mission zusammen als Klasse. In wenigen Wochen würden sie die Oberschule abschließen. Es wäre schrecklich, wenn bei der Abschiedszeremonie nicht alle anwesend wären. Vielleicht war es dieser Gedanke, der ihr half, ihre Emotionen an zweite Stelle zu stellen, als sie das Gebäude vor ihnen argwöhnisch musterte.

-

"Vielleicht hast du einen Fehler gemacht", erklärte Izuku ruhig und beobachtete Katsuki, der nun seine Freiheit wiedergewonnen hatte. "Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, aber es tut nichts zur Sache. Im Endeffekt sind wir beide Opfer dieser verkorksten Heldengesellschaft."

Katsuki musste sich eingestehen, dass Izuku mit diesem Punkt durchaus richtig lag. Ohne die Heldengesellschaft hätten sie als Freunde aufwachsen können, ohne die Heldengesellschaft wäre er nicht der Mensch geworden, der er ist, ohne-

"Warum tust du das?", zischte er Izuku an und deutete auf das auf dem Boden liegende durchtrennte Seil. "Oh", Izuku zuckte die Schultern, "weil ich dir vertraue. Ist das so seltsam?"

Es gab viele Situationen, die für Katsuki ein Rätsel waren und diese war eine davon. Er hatte die Bewunderung seines ehemaligen Freundes für ihn nie nachvollziehen können, hatte sie immer verabscheut, doch nun begann er langsam zu verstehen, dass er diese endlose Bewunderung falsch gedeutet hatte.

Izuku sah nie auf ihn herab. Das hätte er niemals tun können, da er sich selbst immer als minderwertig ansah. Nein, seine Bewunderung war aufrichtig. Dieses Schicksal mag schon vor langem beschlossen sein, aber Katsuki beschloss, kein Sklave dieses Schicksals zu sein.

"Ich werde nicht lügen und sagen, dass ich dich retten kann", sagte er. Izuku lächelte als würde ihn die blanke Ehrlichkeit glücklich machen. "Danke", erwiderte er nicht minder ehrlich. "Ich bin froh, dieses Gespräch mit dir zu führen bevor es zu spät ist."

Bevor es zu spät ist. Die Worte halten in Katsukis Gedanken wider während er versuchte, sie zu entziffern. Niemand von ihnen konnte sicher sagen, was in unmittelbarer Zukunft passieren würde, aber sie konnten es ahnen.

"Hey Nerd", gab Katsuki von sich, "ich mag vielleicht verstehen, wie meine Aktionen zu dieser Situation führen. Du schuldest mir jedoch noch eine Erklärung, was in dem vergangenen Jahr geschehen ist."

Izuku legte verwirrt seinen Kopf schief. "Was im vergangenen Jahr geschehen ist?" Er fuhr mit einem Finger über die verblassten Narben auf seinem Arm und seufzte. "Nun gut."

-

Nachdem Izuku seine Erklärung beendet hatte, lehnte er sich erschöpft gegen die weiße Wand und streckte seine Beine aus. "Ich möchte kein Mitleid", stellte er mit ungewohnter Sicherheit fest.

"Deine Frage von eben", fing Katsuki darauf an zu sprechen, "Ja, verdammt. Ich habe Schuldgefühle und ich würde es anders machen, aber sich von der Vergangenheit aufhalten zu lassen, ist... Schwachsinn."

Izuku starrte ihn mit müden Augen an. "Wahrscheinlich liegst du richtig", lachte er schwach. "Wir können nur sicherstellen, dass wir unsere jetzigen Entscheidungen nicht bereuen werden. Sag, warum hast du keine Angst?"

"Weil ich dir vertraue."

In diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Alarmsignal. Aus anderen Teilen des Gebäudes vernahmen die beiden, wie Glas aus Fensterrahmen sprang und in tausende reflektierende Scherben zerbrach.

"Game over", sagte Izuku trocken als er aus dem Fenster blickte und seine ehemaligen Klassenkameraden erkannte. "Sieht so aus, als würdest du gewinnen."

Katsuki wusste nicht, wer das Feuer eröffnete, doch im unteren Stockwerk fing der Kampf an. Wie zur Hölle sollte er sich verhalten?

"Es gibt nur noch eine Sache, die zu sagen ist", riss Izuku ihn aus seinen Gedanken. Sein Blick war auf den wolkenlosen Himmel gerichtet, dann drehte er sich um und Katsuki hätte schwören können, dass Izukus Augen in diesem Moment leuchteten.

"Ich mag dich", verließen die Worte seine Lippen als gäbe es an ihnen nicht den geringsten Zweifel.

Die Türklinke wurde brutal Richtung Boden gedrückt und als der Riegel sich löste, sprang die Tür binnen Millisekunden auf.

"Deku-kun!"

***

Hallo!
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob das jemand liest, aber ich danke auf alle Fälle jedem, der es tut.
Ich hatte nicht vor, noch zu schreiben und upzudaten, doch da ich sowieso momentan 'ne lästige Entzündung auskurieren muss, ist dieses (relativ kurze) Kapitel entstanden. Dazu kommt, dass es im Manga gerade echt wild zur Sache geht! :)

Ich hoffe sehr, man liest sich bald wieder!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 28, 2020 ⏰

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