10. Strange

73 6 1
                                    

"Und wenn einer seine andere Hälfte trifft, die wahrhaftige andere Hälfte seiner selbst, so wird das Paar von wunderbarer Freundschaft, Vertraulichkeit und Liebe ergriffen und sie werden die Blicke nicht mehr voneinander wenden können, auch nicht für einen einzigen Moment.", sagte einst Platon.
Doch so ganz funktionierte diese Philosophie bei unseren zwei Rivalen nicht.
Dazu waren Tobio und Shoyo zu chaotisch und.... Wie soll ich sagen... Zu sehr Shoyo und Tobio!
Trotz seiner kühlen Art und dem oft genervten Blick, war Kageyama genauso verrückt wie Hinata, okey vielleicht etwas weniger verrückt, als Hinata und dennoch verrückt.
Hinata hingegen war sehr energisch, hyperaktiv und laut, ein kleiner Wirbelwind und verrückt auf der Skala von 0 bis 10 definitiv 12!
Wenn dazu noch der Libero, Nishinoya und die Nummer 5, Tanaka, dazu kamen eskalierte die Crazyness auf 20 oder mehr. 
Deshalb fiel jedem, wirklich jedem, auf, wie deprimiert Hinata im Moment war, da seine Laune von 12 auf -1 gesunken war. 
Auch, dass mit Kageyama etwas nicht stimmte fiel dem einen oder anderen ebenfalls auf.
Tsukishima Kei, der mit Abstand größte des Teams und vielleicht auch der "Normalste", ist dünn wie ein Lauch, hat aber trotzdem einen Sixpack, blonde, kurze, leicht struppige Haare und trägt eine schwarze, schmale, quadratische Brille mit abgerundeten Ecken.
Seine gelblich-braunen Augen hatten immer einen kühlen, ruhigen und meist desinteressierten Blick. 
Die Position des Mittelblockers passte sehr gut zu ihm und trotz seiner vorgespielten Desinteresse an Volleyball, nahm er seinen Job schlussendlich doch sehr ernst.
Sein scharfer Verstand und seine bemerkenswerte Beobachtungsgabe, hatten schon oft den Krähen zum Sieg in Spielen verholfen.
Diese Verbesserung hatten sie ihren Freunden aus der Nekoma und Fukurōdani zu verdanken. Darauf aber griffen sie in naher Zukunft noch zurück. 

Wo wir schon von seiner Beobachtungsgabe reden, diese zeigte sich natürlich nicht nur während der Spiele, sondern auch im alltäglichen Leben.
Somit war er der Erste, dem die Merkwürdigkeit von dem Knirbs und dem "König" auffiel.
Sagen tat er aber nichts dazu, außer vielleicht ein paar bissige Sprüche an den "König".
Die Demotivation Hinatas aber stach jedem ins Auge.
Der Wirbelwind, war wie ausgewechselt, er glich eher einem harmlosen, ruhigen Windchen, als einem aufgedrehten Wirbelwind.
Eine Auswirkung auf die Qualität seines Spiels aber hatte diese Veränderung zum Glück nicht, weshalb das Training auch reibungslos wie immer verlief.
Dennoch störte Kageyama diese viel zu ruhige Version von seinem Partner.
Am meisten, weil er sich wieder die Schuld gab, der Grund für sein derartiges Verhalten zu sein. Doch was er falsches gesagt haben könnte, konnte er nicht verstehen.
Bevor sie die Halle betreten hatten, war Hinata noch der Alte gewesen, doch kurz danach, war er wie ausgewechselt.
Auf die Idee, was Kageyama angerichtet haben könnte, kam der Zuspieler jedoch nicht. 
Auch wenn das für Kageyama schwer war, beschloss er nach dem Training Hinata endlich anzusprechen.
Musste er ja so oder so, wegen der Tasche und den Sachen. Zu seinem Pech, hatte er sie ja noch. 

Nach dem Training riefen der Coach und Herr Takeda alle zusammen und besprachen noch die Details für den Trainingscamp in Niigata, das schon nächste Woche stattfinden würde.
Zum Schluss ließen sie alle aufräumen und gehen.
"Hinata! Kageyama! Ihr bleibt bitte noch kurz hier!", befahl Coach Ukai in einem strengen Ton. Vielleicht sogar strengeren, als er es eigentlich klingen lassen wollte.
Die Betroffenen, blieben Augenblicklich stehen und ein Schauer erschütterte sie, wie ein Blitzschlag.
Langsam drehten sie sich zu dem Coach um und waren bereit Anschiss zu kriegen.
Ukai schmunzelte, sein Lachen verkneifend.
Für ihn war es immer wieder amüsant zu sehen, welche Wirkung seine Autorität und Strenge hatte. Er genoss es regelrecht.
"Hey! Ich weiß nicht was da zwischen euch los ist, aber für euer eigenes Wohl und für den Wohl des Teams, solltet ihr das so schnell wie möglich klären! Nächste Woche sind wir auf dem Trainingscamp in Niigata, da solltet ihr zwei in Topform sein... 
Entspannt euch, das ist keine Standpauke, ihr habt heute auch gut gespielt, aber irgendwas scheint bei euch los zu sein, zumindest laut Ennoshita-san. Mein Rat, wenn ihr das nicht alleine klären könnt, wendet euch an euren Kapitän oder einem Vertrauenslehrer. Eure Spielqualität ist um einiges besser, wenn ihr zwei keine ernsten Konflikte habt. Oh und verkackt die Tests nächste Woche nicht, ihr wisst ja, sonst könnt ihr nicht zum Trainingscamp mitkommen!"

Verwirrt und teils panisch sahen Hinata und Kageyama Coach Ukai an.
Woher wussten er und Ennoshita dass zwischen denen Zweien etwas nicht stimmte?, wunderten sich beide und beim Thema Test zuckten beide zusammen.
Nach dem Ukai zu ende geredet hatte, waren sie endlich entlassen. 

In der Umkleide herrschte erstmal Schweigen, bis auch die letzten nach Hause aufgebrochen waren. 
Nun standen nur noch Tobio und Hinata in dem kleinen, aber breiten Raum.

Nur sie alleine. 

Zu zweit. 

Keiner wagte es etwas zu sagen. 
Die Stimmung war angespannt.
Beide überlegten fieberhaft was sie jetzt tuen oder sagen sollten.
Während Hinata das Verlangen hatte sich für sein Benehmen zu entschuldigen, überlegte Kageyama wie er am Besten mit dem Gespräch anfangen konnte.
Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff Kageyama das Wort, mit dem Ersten was ihm in den Sinn kam. 

"Oi! Hinata Boke! Deine Tasche steht bei mir zuhause, weil du sie vergessen hast und ich sie mitgenommen habe..." 
Der Angesprochene zuckte zusammen, als er die tiefe, monotone Stimme von seinem Mitspielers hörte.
Das erklärte das Verschwinden seiner Tasche, weshalb er heute beim Umziehen schon bei Tanaka Panik geschoben hat, sie hätte jemand gestohlen.
 " Heyyy! Du warst das also! Du bist also der Taschendieb!", beschuldigte er ihn, was Kageyama genervt die Zähne knirschen ließ.
"Uruse*! Dumbass! Ich habe nichts gestohlen! Ich habe nur dafür gesorgt das sie niemand stiehlt!", verteidigte sich der Beschuldigte und sah Hinata finster an. 
"Urgh. Was willst du jetzt von mir?", er sah Kageyama mit einem ironischen, missbilligenden Blick an. 
"Ich will nichts von dir, aber wenn du deine Tasche mitsamt der Sachen heute schon wieder haben willst, kannst du sie heute gerne wieder haben, nur musst du sie bei mir zu Hause abholen."
Empört sprang der Kleine auf, "Waaaas? Niemals!"
Als ob ich zu Kageyama, meinem Cru-... RIVALEN gehen würde, nur um meine Sachen abzuholen!? , dachte er sich empört, doch dann traf ihn die Erkenntnis wie der Blitz!
Kageyama hatte noch NIE jemanden seiner Kameraden zu sich nach Hause eingeladen oder sonst was.
Keiner von seinen Freunden war jemals bei Kagehina, geschweige denn in der Nähe seines Hauses.
"Wie du willst... Dann siehst du deine Sachen halt nie wieder, Pha!, als würde ich für dich Lieferdienst spielen!", provozierte der Schwarzhaarige weiter.
Er wusste selber nicht wieso, aber jedesmal wenn Hinata solche Antworten von sich gab, reizte das ihn und irgendwie mochte er es nicht wenn der Knirbs das so gleich abstritt.
Schließlich hat er ihn gerade zu sich nach Hause eingeladen, was er sonst wirklich bei keinem tat.
Stop... Kuso! Was habe ich da bloß angestellt!?, plötzlich überkam leichte Panik den Zuspieler. Doch bevor er auch etwas korrigieren konnte platzte es bereits aus Hinata raus:
"Okey! Diesmal hast du gewonnen, ich hole sie bei dir ab! Das heißt aber noch gar nichts! Nächstes Mal gewinne ich!" 

Und da haben wir halbwegs unseren alten guten Hinata wieder, dessen Augen pure Zielstrebigkeit ausstrahlten und bereit waren jede Wette mit Kageyama einzugehen und alles zu tun um zu gewinnen!





08.04.2020
✔️Korrigiert✔️
bearbeitet 05.12.2022

------------------

*Jap. Wörter:

Uruse (うるせー)= Halts Maul/Sei still/Du bist laut (Kontext abhängig/sehr unhöflich/"maskuline",grobe Art "Bitte sei Still" zu sagen)

Paragon Rivals [KageHina]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt