13. Karaoke

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An sich war es ein ganz netter Abend gewesen, der allen Teilhabenden sogar Spaß gemacht hatte.

Ja, sogar Kageyama.

Auf dem Weg zum Karaoke, wirkte das russische Mädchen aus Deutschland offen und auch sehr aktiv, aber noch sehr zurückhaltend und angespannt.
Trotz ihrer mangelnden Kenntniss an der Japanischen Sprache, verstand sie sich super mit Hinata, was Kageyama irgendwie so ganz und gar nicht gefiel, während Melissa die ganze Zeit Kageyama über die Vergangenheit und anderes Zeugs volltextete. 
Erst im Karaoke merkten beide Volleyballer, dass sie noch gar nicht den Namen der Austauschschülerin kannten, obwohl von ihr in der ganzen Schule geredet wurde und sie schon eine Weile gemeinsam unterwegs gewesend waren.
Doch am Ende hatten alle ihre LINE Kontakte ausgetauscht, selbst Kageyama wurde von Melissa überredet dies zu tun.

LINE ist das japanische WhatsApp, wenn man das so nennen darf, nur mit ein paar mehr zusätzlichen Funktionen und Eigenschaften.

Das klingt vielleicht komisch, aber sehr wenige Japaner haben WhatsApp, wenn überhaupt.
Die Mehrheit nutzte nur die App LINE zur Kommunikation, manche Japaner, auch Jugendliche, haben noch nie was von WhatsApp gehört.

Nachdem der Kontaktaustausch stattgefunden hatte, begannen sie endlich mit dem Karaoke Abend.
Anfangs waren alle noch etwas verkrampft und schüchtern.
Natürlich alle, außer Melissa.
Das Mädchen schnappte sich mit Tatendrang ein Mikro und wählte das erste Lied aus.
Somit kam der Spaß ins Rollen.
Selbst Hinata sang ein paar Lieder, die er teilweise - na gut seien wir ehrlich, er traf fast keinen Ton.
Ob er das extra tat oder ob er wirklich so schlecht sang, war allen ein Rätsel.
Doch Kageyama interessierte sich dafür nicht, ob sein Kamerad die Töne traf oder nicht, sein Blick war gebannt auf den kleinen, zierlichen und dennoch gut gebauten Körper.
Er wusste nicht wieso, aber er konnte einfach seine Augen nicht von dem Wirbelwind abwenden. Ihn so ausgelassen, fröhlich, lächelnd zu sehen und lachen zu hören, löste etwas in ihm aus, was er sich nicht erklären konnte, aber da es sich alles andere als negativ anfühlte, lies er es zu.
Dann war Kageyama an der Reihe.
Erst weigerte sich der taffe König, bis Hinata ihn zu provozieren begann. 
"Du hast doch bloß Schiss zu verlieren, weil du bestimmt beschissen singst!", - und was tat Kageyama?, natürlich, er ließ sich auf die Provokationen ein.
"Sei still Boke! Du hast keinen einzigen Ton getroffen und willst mir weis machen du kannst singen! Haha!" 
So ging wieder eine hitzige Diskussion los, bis Kageyama sich endlich das Mikrofon schnappte und nach einem Lied suchte.
Er wusste ganz genau welches Lied er singen würde und ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht - nebenher bemerkt, DAS gruselige Lächeln- , als er dieses endlich fand.
Nach wenigen Sekunden spielte endlich die Melodie.
Und als dann die Worte auf dem Bildschirm erschienen, Kageyama die ersten Zeilen zu singen begann, hielt Hinata seinen Atem an. 

Nie in seinem Leben hatte er Kageyama je singen gehört, er hätte auch nie erwartet, er würde diesen Tag je erleben und am Wenigsten hatte er erwartet, dass sein verhasster Rivale,- für den er auch noch "komische" Gefühle empfand, die er noch nicht als Liebe akzeptieren wollte, - eine verdammt gute Singstimme hatte! 

Der Arme saß einfach entgeistert da und kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
Die ungewöhnlich weiche und sanfte Stimme seines Crushes, zog ihn in eine Art Bann, aus dem er keinen Ausweg mehr fand und wenn er ehrlich zu sich selber ist, auch nicht mehr aus diesem Bann entlassen werden wollte.
Dazu noch der Text des Liedes und die Augen, die sich regelrecht in Hinata bohrten.
Warte was?, Shoyos Herz begann zu rasen.
Er konnte nicht wegschauen, er konnte nichts dagegen unternehmen, er ertrank in den Augen des Sängers.
Die zwei Spieler waren so sehr in den Blicken des jeweils anderen versunken, dass sie nicht merkten, wie die zwei Mädchen Videos und Bilder von diesem Szenario machten. 

~*~

Wieder herrschte Stille zwischen den zwei Kameraden.
Schweigend liefen sie nebeneinander her und zu ihrem Unglück, begann sich das Wetter zu verschlechtern.
Es konnte gut sein, dass ein kleines Ungewetter aufzog, oder aber sie hatten Glück und es würde nur kurz regnen und dann wieder aufhören.
Beide Optionen gefielen den beiden nicht und somit steigerte sich ihr Tempo.
"Ich hoffe es wird nicht Gewittern, meine Mutter kann mich nicht abholen, wird wirklich beschissen, wenn ich im Unwetter erst zur Schule zurück laufen muss, um dann wieder bei dem Durcheinander mit dem Fahrrad nach Hause zu radeln.", brach Hinata endlich die Stille, in dem er einfach laut aussprach, was er gerade dachte.
Kageyama musterte den Älteren mit einem neutralen Blick.
"Wenn es Gewittern sollte, bleibst du einfach bei mir.", meinte er ernst.
Hinata jedoch interpretierte seine Worte nicht so wie Kageyama es gemeint hat.
Er nahm sie nicht ernst und dachte sich nichts dabei, reagierte darauf aber auch nicht. 
Sein Herz legte dennoch einen Gang zu und ein komisches Gefühl breitete sich in seiner Bauchgegend aus.
Dieses Gefühl war nicht wirklich schmerzhaft, aber auf eine angenehme Weise aufregend.
Mit Hinatas Worten ausgedrückt, so GWAH! und SHHHHHHHH!  und SHIUSHIUSHIUSHIU! 

Die Nummer 9 jedoch, hatte seine Worte nicht realisiert und lief wortlos weiter.
Auch das rot angelaufene Gesicht von Hinata bemerkte er nicht, da er, so gut es ging, versuchte Hinatas Anblick zu meiden. 
Der Zuspieler verarbeitete seine Aktionen im Karaoke, die er sich nicht erklären konnte. 
Hatte Hinata schon immer solche wunderschöne braun gelben Augen, die je nachdem wie das Licht fiel, manchmal sogar orange schimmerten? 
Sahen Hinatas Haare schon immer so fluffig und flauschig aus?
Kageyama hatte so oft das Verlangen gehabt, seine Hand in dieses Orangene Gestrüpp gleiten zu lassen und dort hängen zu bleiben.
Doch er konnte sich jedes mal noch rechtzeitig zurück halten. 
Tief in Gedanken versunken, merkte Kageyama nur so nebenher, wie es zu tropfen begann und mit jedem Tropfen, wurden es immer mehr bis es begann heftig zu regnen.
Außerdem fiel ihm auf, dass sie gerade an seinem Haus vorbei gelaufen waren. Ups.

"Verdammt!", fluchte er und drehte um.
Verwirrt und in der Hoffnung endlich bei Kageyama zu Hause anzukommen, folgte ihm Hinata einfach. 

Und endlich verkündete Kageyama die rettenden Worte:

"Wir sind da."






19.04.2020
✔️Korrigiert✔️
13.01.2023, bearbeitet

Paragon Rivals [KageHina]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt