31. Warning

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Die Atmosphäre hatte sich schlagartig verändert, die Aura des Drittklässlers erinnerte die Spieler, die bereits letztes Jahr gespielt hatten, teilweise an ihren Ex Kapitän - Daichi Sawamura. Gruselig
Eingeschüchtert standen Kageyama und Hinata vor dem Dunkelbraunhaarigen, sahen beschämt und Zähne zusammenbeißend, strickt auf den Boden und erwarteten ehrfürchtig ihr Urteil. 
So kannten sie ihren Kapitän nicht, es hatte auch keinen Grund dazu gegeben bisher.
Jetzt aber schienen die zwei Streithähne es wirklich auf die Spitze getrieben zu haben.
Tief hohlte Ennoshita Luft, schloss die Augen, atmete aus und versuchte seine angesammelte Wut und Frust etwas zu zügeln. 
"Ich weiß nicht, was in euren Köpfen vor sich geht und warum ihr so neben euch steht, aber reißt euch wenigstens im Training zusammen! Eure 'schlechte Laune' zieht das gesamte Team nach unten. Euer nicht vorhandenes Teamwork stört die Zusammenarbeit der Anderen! Macht eure Augen auf! Ihr seid nicht alleine im Team!? Ihr beide werdet, bis ihr wieder ihr selbst seid, vom Training ausgeschlossen! - Ich glaube ich drehe durch... Am liebsten würde ich euch ganz aus dem Team schmeißen, so wie ihr euch jetzt anstellt, und wenn das so weitergeht, werde ich das wohl oder übel machen müssen!"

Schlagartig schellten die Köpfe der Nummer 10 und 9 nach oben.
"Was!? NEIN! DAS KANST DU DOCH NICHT-", protestierten sie wie aus einem Mund, doch der Kapitän blieb eiskalt.
"Keine Widerrede! Entweder ihr reißt euch zusammen, löst euer verdammtes Problem oder ihr bleibt bis zum Ende des Schuljahres auf der Bank und werdet nicht spielen dürfen!", verkündete der Ältere seinen Urteil und schneller als die Jungs reagieren konnten, wurden sie schon aus der Halle geschmissen.
"Nein! Ennoshita-san! Bitte nicht!", flehte Shoyo und wollte wieder in die Halle, wurde aber am Kragen gepackt.. 

"Du hast heute keinen einzigen Ball von unseren Settern annehmen können, und ich rede hier nicht von Kageyama, mit dem du wegen deines Stolzes ja nicht mal mehr redest, geschweige denn seine Bälle annimmst! Und du Kageyama, auch nicht besser! Ständig irgendwo in Gedanken, Bälle fallen dir aus der Hand und dein Zusammenspiel mit Hinata... ! Argh!", frustriert griff sich Ennoshita in die Haare.
Total in Rage bekam er kaum mit wie Kinnoshita eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte, in der Hoffnung seinem Kamerad irgendwie beizustehen und ihn zu beruhigen.
"Verdammt nochmal! Ihr seid richtig hohl ihr beiden!", das waren die letzten Worte bevor der Kapitän und Kinnoshita ihnen den Rücken zudrehten und vor deren Nase, die Tür zuknallten.

Stille.

Plötzlich wurde Hinata ein weiteres Mal am Kragen gepackt und hochgezogen, sodass seine Füße den Boden nicht mehr berührten.
Haben die sich heute etwa alle abgesprochen?! 
"BOKE! HINATA BOKE!", brüllte der Jüngere ihn an.
Sein Gesicht war hochrot, die Zähne gefletscht und in den Augen bildeten sich langsam Tränen. "DAS IST ALLES DEINE SCHULD!", beschuldigte er den Kleinen.
Natürlich brachten diese Worte auch den Spiker zur Weißglut und auch Kageyama wurde am Kragen zurückgepackt.
"MEINE SCHULD?! MEINE SCHULD?! WER HAT MICH BITTE EINFACH SO VOR ALLEN AUGEN GEKÜSST UND IST DANN ABGEHAUEN?!", brüllte er zurück, auch bei ihm bildeten sich Tränen. "ACH DAS SOLL ALSO MEINE SCHULD SEIN?!" - "JA DU ARSCH, ES IST DEINE SCHULD!" - "ACH JA!? UND WER IST MIR DIE GANZE ZEIT DANACH AUS DEM WEG GEGANGEN HA?! DU BIST VOR MIR ABGEHAUEN, HAST MICH NICHT MAL ANSATZWEISE ERKLÄREN LASSEN!"
Hinata fletschte mit den Zähnen.
Ja Kageyama hatte in diesem Punkt recht, er hätte ihn sich erklären lassen, ihn reden lassen können, aber er wollte seine Worte nicht hören, er wollte nicht hören, dass dies nur ein Ausrutscher war, das es ihm nichts bedeutet hatte und seine Entschuldigung wollte er bezüglich des Kusses auch nicht hören.
Es hätte ihn nur zerstört.
Obwohl diese Situation nicht besser war.
Er hatte Zeit gebraucht und als er bereit war zu reden, war Kageyama derjenige gewesen der vor ihm floh.
Die Wut war wie verraucht, Reue und Trauer nahmen ihren Platz ein.
Sein Griff lockerte sich, bis er ganz von seinem Gegenüber abließ.
Der Schwarzhaarige schnaubte und ließ ihn ruckartig ebenfalls los.
Für ihn war alles gesagt und die Antwort war ihm scheinbar klar gewesen.
Wütend stampfte er zu den Umkleiden, schnappte sich seine Sachen ohne sich umzuziehen und machte sich auf den Weg nach Hause.
In dieser Kondition wollte er Hinata nicht so schnell wieder begegnen, sonst würde er ihm entweder eine rein scheuern oder seine Gefühle gestehen.
Beides war keine gute Option, zumindest nicht hier und jetzt.

Wie paralysiert stand Hinata noch einige Minuten einfach da und wusste nicht, was er tun sollte. Er war so sauer, aber diesmal nicht auf Tobio, nein.
Er war wütend auf sich selbst!
Als er dann mal die Umkleide erreicht hatte, war weder von Kageyamas Sachen noch von ihm selbst jegliche Spur zu finden.
Ennoshita hatte recht, sie sollen das endlich ein für allemal klären.

*

"Tobiooo~chaaan! Man lässt doch eine Dame nicht warten!", gespielt beleidigt boxte das Mahagoni-braunhaarige Mädchen dem Zweitklässler in die Schulter.
Dieser schnaubte nur und wollte zurück ins Haus treten.
"Oi! Da geht's lang!", die Hände seitlich stemmend grinste sie ihren Kindheitsfreund an und deutete in die entgegengesetzte Richtung, hinter ihr.
Der Schwarzhaarige war immer noch verärgert, wegen dem, was im Training passiert war und hatte für das Treffen eigentlich abgesagt, aber die Nervensäge tauchte trotzdem vor seiner Haustür auf. 
Der Plan "KageHina" hatte begonnen und Melissa akzeptierte keine Niederlage ohne wirklich angefangen zu haben.
Sie schaffte es schließlich den Miesepeter aus dem Haus zu scheuchen, in dem sie drohte peinliche Geschichten aus der Vergangenheit Nishinoya und Tanaka zu erzählen, die dies in der ganzen Schule herumposaunt hätten. 

Zeitgleich holten Yachi und Katie den Orangehaarigen ab.
Dieser wollte, im Gegensatz zu seinem Gegenstück, sich sogar mit den Mädchen treffen und von dem im Training passierten, ablenken lassen.
Er hatte auch kurz mit dem Gedanken gespielt gehabt, das Treffen abzusagen, entschied sich aber dagegen.
Außerdem wollten Yachi und Katie etwas wichtiges besprechen.
Was das wohl sein könnte?
"Vielleicht wollen Onii-chan's* Freunde sagen, wie gern sie Onii-chan haben?", spekulierte seine Schwester.
Zuerst hatte er nicht verstanden was seine kleine Schwester meine, doch desto mehr er darüber nachdachte, wurde ihm auf einmal die Bedeutung ihrer Worte klar. "Yahhoo!* Hinata-saaan!", eine helle Stimme riss den Kleinen aus seinen Spekulationen.
Diese Stimme gehörte Katie, die ihm gemeinsam mit Yachi zu winkten und sich ihm näherten. 
"Oh nein, was wenn sie wirklich...", murmelte Hinata und lief tiefrot an.
Ja, sein Kopfkino spielte mögliche Szenen ab.
Was wenn Katie ihm offenbarte, Gefühle für ihn zu haben oder was wenn Yachi, ihre Managerin ihm ihre Liebe gestand?
Ich werde keine der beiden annehmen können weil-
"Alles in Ordnung bei dir Hinata-san? Du bist so bleich. Geht es dir nicht gut?", erkundigte sich Yachi.
Shoyo schüttelte seine Gedanken ab, setzte sein berühmtes Lächeln auf und versicherte den beiden, ihm würde es gut gehen. 
"Yoshi*! Los geht's!", freudig klatschte Katie in die Hände und schlug bereits den Weg an.
Yachi nickte grinsend und tat es ihrer Freundin gleich.
Nur Shoyo zögerte, folgte ihnen aber.
"Wo gehen wir eigentlich hin? Was wolltet ihr mit mir eigentlich bereden?", wollte er schließlich wissen. 
Eine konkrete Antwort bekam er aber nicht und ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Mysteriös lächelnd, antwortete Yachi mit:
"Alles zu seiner Zeit, alles zu seiner Zeit..."

25.10.2020
✔️Korrigiert✔️
Bearbeitet: 13.03.2024

* Japanisch Vokabeln:

Onii-chan お兄ちゃ(おにいちゃん)) -> großer Bruder

Yahhoo! ヤッホー! -> Hallo!/Hey! in (ich glaube Osaka, bin mir aber nicht sicher) Dialekt (informell)

Yoshi! (das i wird nicht ausgesprochen!!=> Yosh!)-> hier: Ok!/Na gut!/Na dann!

Paragon Rivals [KageHina]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt