26. Shock

32 2 2
                                    

Wir brauchen Krisen, denn sie bringen uns dazu, uns wieder zu fokussieren.
Wir brauchen den Schmerz, denn er lehrt uns Dankbarkeit.
Wir brauchen Probleme und schlechte Erfahrungen, um herauszufinden, was wir eigentlich wollen.
Was aber unser Shoyo vielleicht nicht gebraucht hätte, war diese unerwartete Aktion seines Kameraden. 

Das Gebrüll und der Jubel verstummten fast schon in Sekundenschnelle.
Selbst das Spiel in dem anderen Feld wurde abrupt abgebrochen, sodass der Ball , der bis eben noch geflogen war, auf den Kopf von Kenma fiel.
Dieser zischte kurz auf, doch schenkte dem Ball keine wirkliche Beachtung.
Aller Aufmerksamkeit lag auf dem Krähenduo, welches sich gerade mitten auf dem Feld küsste.
Ja ihr habt es richtig gelesen! Kageyama Tobio und Hinata Shoyo küssten sich!
Natürlich hatten es die einen oder anderen bereits schon vermutet, dass da zwischen ihnen was lief, doch niemand hätte erwartet, dass dies vielleicht sogar stimmen könnte oder, dass sie so öffentlich damit umgingen. 
Es wusste ja keiner, dass die beiden eigentlich zu dämlich oder zu stur waren ihre wahren Gefühle zu verstehen, geschweige denn diese einander zu offenbaren!
Yachi schlug sich die Hände vor den Mund um ihr aufkommendes Quieken etwas zu dämpfen, während Katie und Melissa mit großen Augen die zwei Verliebten anstarrten und innerlich hundert Tode starben und vor fangirling ausrasteten. 
Sobald ihr Lippen sich berührt hatten, schaltete sich Hinatas Gehirn automatisch aus und sein Herz übernahm die Steuerung seines Körpers und er erwiderte den Kuss. Es war kein erotischer oder zu leidenschaftlicher Kuss.
Ganz im Gegenteil, er war zwar lang aber sehr liebevoll und sanft. Kageyama legte all seine Gefühle und Gedanken in den Kuss, die er sich selbst nie eingestehen wollte oder realisiert hatte. 
Lösen taten sie sich jedoch nicht aus Luftmangel, sondern ein Räuspern holte die Verliebten zurück auf den Boden der Tatsachen.
"Ehem... Also ehm, ich störe euch Turteltauben unger-", weiter kam Ukai nicht, aus Gründen der unerwartet ruckartigen Bewegungen der Angesprochenen. 
Kageyama stolperte paar Schritte zurück, sodass er sich im Netz verhedderte, während Hinata auf der Stelle zusammen sackte.
Beide Jungs waren hochrot im Gesicht und starrten sich mit weit aufgerissenen Augen an. 
"Alles in Ordnung bei euch? Was ist-", zum zweiten Mal wurde der Trainer unterbrochen, diesmal von Kageyama. "I-Ich.... Es.... Ich muss hier weg...", im nächsten Moment stürmte der Schwarzhaarige raus und lies alle verwirrt, besonders Hinata, hinter sich. 
Shoyo starrte ungläubig Kageyama hinterher, doch er schaffte es nicht einen Ton aus sich rauszubringen.
Gerade eben wurde von der Person die er liebt sein erster Kuss geraubt und diese ist gleich danach abgehauen.
Was sollte das? Bereute er es ihn geküsst zu haben und haut jetzt deswegen ab? Aber wieso hat er ihn dann überhaupt geküsst? So sanft. So liebevoll. So... So... So....
Hinata verstand die Welt nicht. Dieser Kuss hatte den Funken Hoffnung in eine Flamme verwandelt und der Entfacher dieser Flamme hat diese auch gleich darauf gelöscht.
Der Kuss war so atemberaubend gewesen, dass seine Beine nachgaben und er sich nicht mehr halten konnte.
Jetzt wo Kageyama auch noch so einen Abgang gemacht hatte, fühlte er sich auf einmal so leer und so zerbrochen.
So als wäre etwas in ihm zerbrochen worden, als hätte jemand ihm sein Herz herausgerissen.
Vielleicht übertrieb er es bloß und dies hatte nichts schlimmes zu bedeuten. Vielleicht war es Kageyama auch nur peinlich das vor aller Augen getan zu haben.
Aber wieso tat auch diese Vorstellung weh? 
Er war so sehr abgedriftet, er merkte nicht einmal, dass sich seine Freunde und Kameraden um ihn versammelt hatten und Coach Ukai sowie Takeda Sensei versuchten zu ihm durchdringen.
Zwecklos. Keiner drang zu ihm durch.
Melissa konnte sich das Spektakel nicht länger ansehen.
"Katie, bitte bleib bei Shoyo und leistete ihm mit Yachi und den anderen so viel Beistand wie möglich. Ich gehe und suche Kags auf und versuche mit ihm zu reden.", erklärte sie ihrer Freundin auf deutsch, worauf Katie nur nickte und Yachi suchte, um ihr daraufhin so gut sie konnte zu wiedergeben was Meli ihr gesagt hatte. 

Melissa machte sich auf die Suche, sie suchte und suchte, fand ihn aber nicht.
Angestrengt überlegte sie, wo jetzt ein verwirrter Volleyballspieler stecken könnte, der gerade etwas getan hatte was er selbst nicht erwartet hätte zu tun?
Sie suchte jedes Zimmer ab, selbst die Jungsklos scheute sie nicht zu betreten.
Doch auch dort war keine Spur von ihm.
Angestrengt überlegte sie. 
In der anderen Spielhalle war er auch nicht aufzufinden. 
Das Mädchen wollte gerade umkehren und zurück zu den anderen gehen, als sie eine Silhouette bemerkte auf der anderen Seite des Schuldachs. Sofort drehte sie um und rannte auf die andere Seite, die Treppen hoch und dann auf das Flachdach.
Mit einem Wumps öffnete sich die Tür und Kageyama zuckte leicht zusammen, da er nicht erwartet hätte, dass ihm jemand folgen würde, geschweige denn finden.
Der Junge wusste nicht wohin mit sich, er wollte nur weg von dem Ort, weg von all den Blicken, weg von Hinata.
Sein Herz und Verstand waren ausnahmsweise mal einer Meinung und ermahnten ihn, er solle zurück, er solle nicht gehen und sich bei Hinata entschuldigen, doch der Sturkopf ließ sich nichts sagen und suchte das Weite.
Das die Dachtür nicht verschlossen gewesen war, passte ihm in dem Moment ausgezeichnet.
Er hatte gehofft,  niemand würde ihn hier so schnell finden.
Falsch gedacht, er war vielleicht maximal zehn Minuten auf dem Dach gewesen und hatte sich aufgeregt hin und her laufend die Haare gerauft, als Melissa reingestürmt kam und sein "Versteck" aufflog.
Verzweifelt und irgendwie auch wütend biss sich Kageyama die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, er konnte schon kommen hören, was seine Kindheitsfreundin zu ihm sagen würde. 
Zu seiner Überraschung, setzte sich die Mahagonihaarige einfach neben ihm, obwohl er noch stand und blieb stumm.
Solche Sätze wie "Was war das!?", "Du musst zurück kommen!", "Was hast du Hinata angetan A*schloch!? Geh und entschuldige dich!", blieben aus. 
Vielleicht kommt das noch?, dachte er sich, doch selbst nach einer gefühlten Minute regte sich nichts.
"Tobio," begann sie dann doch und der Angesprochene spannte sich wieder leicht an.
Er wollte nicht ihre -
",wer oder was ist Shoyo für dich?"
Verwundert riss der Zuspieler seine Augen auf, seine Wut und Verbissenheit lösten sich in Nullkommanichts wieder auf, nur Verwunderung blieb.
Mit dieser Art Frage hatte er ganz und gar nicht gerechnet.
"Ich...",-
"Ist schon gut. Du musst mir auf diese Frage nicht antworten. Du musst mir allgemein nichts sagen oder erzählen. Wer bin ich schon... ein Mädchen aus deiner Vergangenheit, die sich als deine Freundin behauptet und dabei die Person verletzt die dich wirklich verdient hätte... Wir waren mal beste Freunde, doch das liegt Jahre her, deine Probleme und dein Leben gehen mich nichts an. Aber ich mag Shoyo, wie einen Bruder, auch wenn er mich als potentielle Bedrohung sieht," sie kicherte, doch dieses Kichern klang eher wehmütig und ihr leichtes Lächeln, das ihre Lippen schmückte hatte einen traurigen Hauch, "dabei hat dieser nichts zu befürchten... Zumindest nicht von meiner Seite aus. Tobio... auch wenn mich deine Gedanken, Leben, Gefühle und so weiter nichts angehen, will ich dir trotzdem einen Rat geben. Ob du ihn annimmst oder nicht ist deine Sache. Lass dir aber gesagt haben: Spiel nicht mit den Gefühlen rum. Ich rede von deinen Gefühlen. Werde dir endlich klar wie du fühlst und überdenke ganz gut, was ist Shoyo für dich, oder was willst du , dass er für dich ist? Wenn du weiter gegen dein Herz ankämpfst, verletzt du nicht nur dich damit, sondern auch Hinata. Vielleicht bin ich auch nicht die Person die es dir sagen sollte, aber du bist Shoyo sehr wichtig. Fall du das nicht bemerkt haben solltest, bist du blind...", Melissa setzte eine Pause ein und seufzte. 
Der Stehende wollte etwas erwidern, was dazu sagen, sich äußern, widersprechen, doch kein Ton verließ sein Mundwerk.
Schweigend hörte er sich alles an was die auf dem Boden Sitzende zu sagen hatte und war wieder überrascht, als sie sich aufrappelte und gehen wollte.
"Ich gehe jetzt, so hast du Zeit zum über-" - "Bitte bleib!", fiel er ihr ins Wort.
Überrascht machte sie am Absatz kehrt und zog fragend eine Braue hoch.
"Ich ... weiß nicht mehr weiter..."




23.06.2020
✔️Korrigiert✔️
Bearbeitet: 13.03.2024

Ich wünsche euch allen schöne Pfingsttage❤️❤️❤️🫶🏼🫶🏼🫶🏼

Paragon Rivals [KageHina]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt