Kapitel 10

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Kapitel 10

Ich saß am großen Esstisch bedeckt mit Silberbesteck, Porzellanteller und Kristallgläser. Eine weiße Tischdecke mit zierlichen, silbernen Blumen verdeckte, das teure, dicke Holz. Kerzenständer standen wie Soldaten eins nach dem anderen in die Länge. Zwischen jeder Kerze standen eine Kahne mit Wasser und eine Weinflasche. Kellner in Pinguinanzüge brachten eilig die nächste Speise. Sie waren alle Sterbliche blass und ohne Funke Leben in den Augen. Es gab Gerüchte, dass die Königsfamilie ihre Mitarbeiter als Blutgeber nutzten. Sie tranken direkt das Blut dieser armen Menschen. Ich schauderte innerlich und musste zugleich lachen. Vampire aßen kein richtiges Essen. Sie schmeckten zwar die verschiedenen Geschmäcke jedoch war es nicht für sie Lebenswichtig. Blut hingegen war das A und O in ihrem Leben. Warum also diesen ganzen Esssaal einrichten, wenn sie nie normales Essen aßen? Versuchten sie mit ihrem Reichtum anzugeben oder war es ein sentimentaler Wunsch sich an der Zeit ihrer menschlichen Natur zu erinnern? Das Essen war lecker jedoch die Gesellschaft in der ich mich befand machte es unappetitlich. Ich saß neben Seath, der neben Rodriguez saß. Der Prinz saß am Kopf des Tisches von wo er jeder seiner Gäste sehen konnte. Seinen hasserfüllten Blick spürte ich jede Minute. Neben ihm rechts saß seine Ehefrau. Sie war eine Schönheit, die man nur in Modemagazine sah. Ihre blonde Haare wellten sich über ihre Schulter und fielen elegant bis zu ihren Hüften. Ihre Augen hatten eine vibrierende grüne Farbe, nicht wie meine langweiligen, grüngrauen Augen. Sie trug ein schulterloses, grünes Kleid und goldene Armbänder. Eine Smaragdkette hing über ihren Hals. Wie majestätisch! Neben ihr saßen zwei andere Frauen. Sie waren älter. Beide hatten graue Haare und dunkelblaue Augen wie die von Rodriguez. Sie waren die Königin und ihre Tochter. Die Tochter sah blas und tiefe Augenringe waren unter der dicken Puderschicht zu sehen. Sie musste sich sehr viele Sorgen für ihren Bruder Vermont machen. Die Mutter sah ruhiger aus. Jedoch das nervöse Spielen mit ihrem Ring, zeigte wie unwohl sie sich fühlte. Am Tisch saßen noch einpaar andere Vampire. Seath warf ihnen einen distanzierten Blick. Seine Rivale nahm ich an, die wahrscheinlich wie er Vampirführer großer Städte waren.

Allerdings, die Sache die mich am meisten Störte, außer den feindliche Blicke, die ich von allen Seiten abbekam, war diese schwache Aura, die ich spürte. Diese Aura, war nicht wie alle anderen Auren. Sie hatte etwas Einsames und Bösartiges an sich. Seitdem wir den Esssaal betraten, konnte ich nicht das Gefühl loswerden, dass etwas hier nicht stimmte. Diese Aura bereitete mir Gänsehaut obwohl sie kaum zu fühlen war. Wie gerne würde ich durch meine zweite Sicht diesen Raum anschauen! Aber das wäre sehr unhöflich von mir und Seath würde mich auf der Stelle umbringen. Die Vampire diskutierten miteinander über die neuen Ereignisse in ihrer Gesellschaft, potentielle Märkte wo sie ihre Geschäfte ausbreiten könnten und so weiter. Mich interessierte es nicht und langweilte mich zu tote.

Warum wurde es plötzlich in diesem Raum so kalt? Ich fröstelte unauffällig auf meinem Platz. Das Dessert kam irgendwann an. Ein Eis, passend to der eisigen Kälte, die auf meine Haut tanzte. Waren den anderen Vampiren nicht kalt? Der Kellner legte mir und Seath das Dessert vor unserer Nase und verschwand mit einer Verbeugung. Im selben Moment spürte ich diese Aura noch einmal aber viel Stärker als zu vor. Die Kälte war ebenfalls frostiger als zu vor. Da ich sie nun stärker spürte war ich mir nun sicher, dass es sich um eine Hexenaura handelte. Aber nicht irgendeine magische Aura, sondern die einer schwarzen Hexe. Ich entschied mich für eine Sekunde in meine zweite Sicht einzutauchen um mir den Raum anzusehen. Die Auren der Vampire überfühlten den Raum mit ihren roten Auren. Ich zwang meine Sicht sie zu ignorieren und wieder einmal befand ich mich in der gewöhnlichen grünen Leere. Meine Augen wanderten über den ganzen Tisch. Nichts Auffälliges. Ich schaute nach rechts und links. Ein kleiner schwarzer faden war zu sehen. Ich entschied mich meinen Blickparameter zu erweitern. Hinter mir! Die Aura war schwarz gemischt mit blauen Flamen, die eine eisige Kälte ausstrahlten. Ich drehte mich um und schaute durch meine normale Sicht. Da war nichts zu sehen. Merkwürdig...runzelnd wanderten meine Augen auf die Wand, wo ich zuvor die Aura der Gestallt deutlich gesehen habe. „Aurora, Liebes.", zog mich Seaths Stimme aus meiner Wachsamkeit. Er klang ruhig und seine Augen funkelten kalt. Er war unzufrieden. Ich merkte, dass alle Blicke auf mich fixiert waren. Etwas das ich nicht mochte. Die Aufmerksamkeit.

Die Hexagonistin 2 - verschollen in die DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt