Kapitel 3

559 42 10
                                    

Als wir am Schwimmbad ankamen, hatten sich meine Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt. Unsere Fahrräder hatten wir hinter einigen Büschen unweit von hier versteckt, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Das Freibad lag zu unserem Glück ein Stück außerhalb, mitten in einem Industriegebiet, sodass uns hoffentlich niemand hören oder sehen würde.

Zuerst wollten wir einfach durch das Drehkreuz am Eingang klettern, aber dann fiel mir das verdächtige rote Leuchten auf, das auf eine Überwachungskamera hinwies. Shirofuku war fast genauso hibbelig wie Bokuto, wohingegen Kuroo die Ruhe selbst war. Akaashi war zu meiner Überraschung auch gekommen und hatte bisher nicht ein einziges Mal gesagt, was er die Aktion für eine dumme Idee hielt. Stattdessen hatte er sich den ganzen Weg über Bokutos Geschnatter angehört, ihm versichert, dass alles gut gehen würde und mit ihm zusammen ein paar Witze auf Kuroos Kosten gemacht.

Gemeinsam schlichen wir am Zaun des Schwimmbads entlang, bis wir eine Stelle fanden, an der wir ihn ohne große Probleme überwinden konnten. Leise kletterten wir zuerst auf einige Mülltonnen und von dort auf den Zaun. Die Jungs sprangen einfach hinunter und reichten Shirofuku und mir dann von unten die Hand. Zum Glück setzte bei kaum zwei Meter Entfernung zum Boden noch nicht meine Höhenangst ein, sonst hätte ich mich wohl auch mit Bokutos Hilfe nicht getraut zu springen.

"Wir haben es echt geschafft", flüsterte ich erleichtert und die Jungs -mit Ausnahme von Akaashi- lachten leise.

"Was hast du denn gedacht?", fragte Kuroo.

Ich sah ihn nicht besonders gut, was ausnahmsweise mal nicht daran lag, dass ich keine Brille trug, sondern am zugegebenermaßen erbärmlichen Mondlicht. Aus Angst, ich könnte sie verlieren, hatte ich die Brille zuhause gelassen und stattdessen Kontaktlinsen eingesetzt.

"Naja, um ganz ehrlich zu sein, dachte ich, man würde uns zehn Meilen gegen den Wind hören und hier mit einer Polizeieskorte empfangen."

"Meint ihr echt, die Polizei würde kommen?", fragte Shirofuku und steckte sich eine Salzstange in den Mund.

Sie hatte, kaum waren wir von den Rädern gestiegen, nach etwas zum Knabbern verlangt. Nach Eigenaussage half das gegen die Nervosität.

Akaashi sah aus, als könnte er jetzt ebenfalls eine Salzstange vertragen, also sagte ich schnell: "Macht euch nicht ins Hemd Leute, wir werden schon nicht erwischt. Und jetzt lasst uns baden gehen, dazu sind wir schließlich hergekommen."

Unter einem Baum, der tagsüber sicher wohltuenden Schatten gespendet hätte, streiften wir unsere Klamotten ab, bis auch der letzte von uns nur noch in Badesachen dastand.

"Wer zuerst im Wasser ist!", rief ich so leise wie möglich, bevor ich lossprintete.

Bokuto und Kuroo waren die einzigen neben mir, die das Rennen ernstnahmen und wir kamen alle drei beinahe gleichzeitig am Schwimmbecken an.

"Hey, hey, hey! Gewonnen!", freute sich Bokuto und gab mir einen kleinen Schubs in Richtung Wasser.

Ich stieß mich kräftig vom Beckenrand ab und tauchte in das überraschend warme Wasser ein. Als ich auftauchte, stritten Bokuto und Kuroo noch darum, wer von ihnen nun der wahre Gewinner war.

"Wovon träumst du nachts, Eulenkopf. Einen Scheiß hast du gewonnen."

"Und wie ich gewonnen hab, Lucky kann das bezeugen, nicht wahr Lucky?"

Erwartungsvoll wand er mir den Kopf zu und diese Gelegenheit nutzte Kuroo, um ihn mit einem kräftigen Stoß ins Wasser zu befördern. Hustend tauchte er wieder auf und sah Kuroo böse an. Zum ersten Mal seit ich ihn kannte, standen seine Haare nicht vom Kopf ab, sondern hingen ihm nass in der Stirn.

Man sagt doch, Eulen seien weise  ✔ [Bokuto Kotaro, Haikyuu!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt