Wir starrten beide die Tür an, als fürchteten wir, meine Mutter würde gleich erneut hereinkommen. Timing war wohl wirklich nicht meine und Bokutos Stärke. Wie gerne hätte ich mich jetzt in Dornröschen verwandelt und die nächsten hundert Jahre ganz gelassen einfach verschlafen. Für ein einige Sekunden herrschte betretenes Schweigen, ich musterte interessiert meine gepunkteten Socken, während ich gedanklich einige wüste Flüche ausstieß. In letzter Zeit machte ich meinem Spitznamen wirklich keine Ehre.
"Hör mal, Lucky."
Ich schluckte den dicken Kloß hinunter, der sich in den letzten Minuten in meinem Hals eingenistet hatte.
"Mach ich."
Unruhig rutschte er neben mir auf dem Bett hin und her, bis er sich schließlich räusperte und wieder das Wort ergriff.
"Ich weiß nicht, wie ich das am besten sagen soll, aber manchmal macht mein Herz einfach Whoosh, wenn ich dich anschaue."
Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Herz auch gerade Whoosh gemacht hatte. Langsam hob ich den Kopf und sah ihn an. Ohne das ich etwas dagegen hätte tun können, hoben sich meine Mundwinkel.
Sein Geständnis ließ prompt den ganzen Jahrmarkt in meinem Magen anspringen, meine Gedanken dagegen waren kurzgeschlossen worden. Ein paar wenige Gehirnzellen konnten sich noch auf Stelzen über Wasser halten und gaben meinem Mund den Befehl, eine Antwort zu bilden.
Bevor ich allerdings auch nur ein Wort herbringen konnte, sprach Bokuto weiter: "Akaashi sagt, dass ich ganz sicher keinen Herzfehler habe, also muss es an dir liegen."
Ich beschloss, mir eine Antwort zu sparen und schlang stattdessen die Arme um seinen Nacken. Der Geruch von Deo und Waschmittel umhüllte mich, als ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub.
Überrumpelt keuchte er auf, aber es dauerte nicht lange, bis er die Umarmung erwiderte. Ich spürte jede seiner Berührungen durch den dünnen Stoff meines Oberteils und ein wohliger Schauer kroch mir über den Rücken. Ein glückliches Seufzen entkam mir, woraufhin er merklich zusammenzuckte und den Griff um mich verstärkte.
"Alles okay?", nuschelte ich.
"Mehr als okay."
Seine Stimme so dicht an meinem Ohr zu hören, ließ eine Gänsehaut über meine bloßen Arme rieseln.
"Bokuto?"
"Hm?"
Ich konnte nicht fassen, dass ich die folgenden Worte über die Lippen brachte und glaube, ich schaffte es auch nur, weil ich mein Gesicht dabei an seiner Schulter verstecken konnte.
"Du hast doch vorhin gefragt, ob ich als Frosch durchgehe, nicht?"
Ich wartete, bis er nickte.
"Naja, ich bin zwar kein Frosch, aber ich würde trotzdem gerne geküsst werden."
Gespannt auf seine Reaktion hielt ich den Atem an. Ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn in dem Moment in dem man über einen Hügel fuhr und für einen Moment im Sitz schwebte. Beinahe meinte ich sogar, den Gurt über den Schultern zu spüren, der mich in der Bahn hielt. Es war, als würde meine innere Uhr stillstehen.
"Schade, ich als Prinzessin küsse nur Frösche", witzelte er.
Ich spürte die Vibration seines Brustkorbs als er lachte und konnte nicht anders, als amüsiert zu grinsen. Für einen Moment fragte ich mich, ob ich die ganze Situation vielleicht doch missverstanden hatte, doch dann dachte ich, dass das eigentlich unmöglich war. Er hatte ziemlich deutlich gesagt, dass er mich gerne küssen würde. Auch die Tatsache, dass er sich nach meinem Geständnis nicht aus der Umarmung gelöst hatte, sprach in meinen Augen Bände.
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Man sagt doch, Eulen seien weise ✔ [Bokuto Kotaro, Haikyuu!]
FanfictionEine kleine Slow Romance Geschichte für verregnete Tage, an denen man denkt, dass die Sonne nie wieder rauskommt. Trotz ihres klangvollen und vielversprechenden Namens hat Lucky nicht unbedingt viel Glück, besonders nicht, wenn es um Bokuto geht. S...