Der nächste Tag verlief überraschend chaotisch, ständig wurde ich von Mitschülern umringt, die wissen wollten, ob es mir gut ging und was passiert war. Bei manchen von ihnen konnte ich mich nicht mal daran erinnern, wann wir zuletzt miteinander gesprochen hatten und so nahm ich mehr oder weniger verwirrt ihre Besserungswünsche entgegen.
In Gedanken war ich allerdings schon seit gestern Abend bei Bokuto, der einige Meter weiter an einem Baum lehnte und sich mit Akaashi unterhielt. Ich war so viel Aufmerksamkeit nicht gewohnt und regelrecht erleichtert, als Hiko, die Kapitänen unserer Mädchenfußballmannschaft, die ganzen Leute fortschickte, um mit mir über Clubangelegenheiten zu sprechen.
"Seit wann bist du denn so beliebt?", fragte sie skeptisch und musterte mich.
Ich schnaubte: "Das darfst du mich nicht fragen. Offenbar sind ein gerissenes Band und ein Paar Krücken ein echtes Erfolgsrezept, wenn man neue Leute kennenlernen will."
Ich schätzte Hiko, weil sie eine ehrliche Seele war und genau wie ich, oft nicht davor zurückschreckte die japanischen Höflichkeiten unter den Tisch fallen zu lassen. Sie war in einer der Klassen, die auf die Uni vorbereiteten und ich hatte keine Zweifel daran, dass sie zu Großem berufen war.
"Ich weiß, dass du noch nicht viel Zeit dazu hattest, aber hast du dir Gedanken um deinen Ersatz gemacht?"
Es war eine erfrischende Abwechslung zum Vormittag, mal nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden.
"Ich werd' mir heute die neuen Erstklässler genauer angucken, am besten lassen wir sie alle ein paar Bälle halten."
Ich machte eine kurze Pause und strich umständlich den Rock glatt, der zu unserer Schuluniform gehörte: "Manchmal wäre es schon schön, einen Coach zu haben, der solche Entscheidungen trifft."
"Bis wir einen haben, müsst ihr mit mir Vorlieb nehmen. Wenigstens ist unter den Erstklässlern auch endlich jemand, der uns managen will, dann hab ich eine Sorge weniger. Sorano wird sicher behaupten, dass es an ihren Gebeten liegt, die endlich erhört wurden. Gestern hat sie das ganze Training davon geschwafelt, dass die Sterne dieses Jahr gut für uns stünden. Dabei stehen die scheiß Sterne immer gleich. Ich schwöre, noch so ein Training und sie sitzt beim nächsten Spiel auf der Bank."
Bei der Vorstellung musste ich kichern. Ein warmer Windhauch strich um meine Beine und mein Rock bauschte sich nach oben, so hoch, dass der Saum der kurzen Hose, die ich darunter trug, zu sehen war.
Irgendwann in der Mittelschule hatte ich den Umstand verflucht, dass die Röcke keine Taschen hatten und daraufhin hatte ich es mir zur Gewohntheit gemacht, Hosen unter dem Rock zu tragen. Als ich schließlich immer weiter gewachsen war und die Röcke an mir immer kürzer wurden, bis ich Angst haben musste, jederzeit vor meinen Klassenkameraden blank zu ziehen, war ich richtiggehend erleichtert, dass ich immer Hosen drunter trug.
"Meine Güte, dass diese Hohlbirnen auch immer gleich starren müssen, wenn sie einen Blick auf einen Hintern erhaschen können", raunte Hiko mir zu, bevor sie sich ungehalten an mir vorbeischob. "Schau jemand anderem unter den Rock", rief sie und hob drohend die Hand, bevor ich sie davon abhalten konnte.
"Ich hab nicht...", erklang da Bokutos Stimme und sofort stieg mir die Röte ins Gesicht.
Am liebsten wäre ich auf der Stelle im Boden versunken und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es ihm ähnlich. Bevor es noch unangenehmer werden konnte, ließ ich eine meiner Krücken fallen und packte Hiko am Arm.
"Bitte hör auf", zischte ich eindringlich, bevor sie auf ihn losgehen konnte.
"Ich hab' ihr nicht unter den Rock geschaut. Hab ich nicht! Akaashi, du kannst das bezeugen."
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Man sagt doch, Eulen seien weise ✔ [Bokuto Kotaro, Haikyuu!]
FanficEine kleine Slow Romance Geschichte für verregnete Tage, an denen man denkt, dass die Sonne nie wieder rauskommt. Trotz ihres klangvollen und vielversprechenden Namens hat Lucky nicht unbedingt viel Glück, besonders nicht, wenn es um Bokuto geht. S...