Hoffnung stribt zu langsam

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Kimas Sicht:
Zwei Stunden vor der Explosion.

Mit einem Stoffbeutel über dem Kopf werde ich irgendwohin gefahren. Ich weiß weder, wie viel Uhr es ist oder wer an meiner Seite sitzt. Nur das ich versagt habe, weiß ich mit Sicherheit.

Warum konnte die blöde Bombe nicht scharf gewesen sein?

So hätte ich den ganzen Schlamassel lösen können. Es wäre einfach zu Ende gewesen, keine Probleme mehr, keine Sorgen mehr, keine von mir verursachte Schmerzen.

Einfach nur Frieden.

Doch tief in mir drinnen bin ich doch froh, nicht tot zu sein. Vielleicht halten die ihr Wort und ich kann Chin endlich wieder sehen.

Leicht zieht sich meine Kehle zusammen, da ich weiß, dass meine Hoffnungen vergebens sind. Selbst wenn Wo Fat mich freilassen wollte, Moa würde es nie im Leben zulassen. Dafür sieht er mich zu gerne leiden.

Plötzlich hält der Wagen abrupt an und ich kippe nach vorne. Schmerzhaft knalle ich mit meinem Kiefer gegen die Kopflehne. „F**k!"

Grob werde ich an meinem Arm aus dem Wagen gezogen.

Die grauenvollen Schmerzen in meinem linken Fuß jagen sofort mein Bein bis zu meiner Wirbelsäule und dann durch jede einzelne Nervenfaser, als ich probiere ihn zu belasten und ungeschickt knicke ich um, ohne auch nur die Chance zu haben, mich mit meinen gefesselten Händen abfangen zu können.

Sobald ich auf dem rauen, kalten Asphalt aufkomme, drückt der Aufprall all den Sauerstoff aus meiner Lunge. Krampfhaft schnappe ich nach Luft, bevor ich wieder grob hochgezogen werde.

„Nicht trödeln! Wir müssen weiter!", höre ich eine Stimme genervt rufen, die ich Moa zuordnen kann.

Wenn er die Befehle gibt, ist Wo Fat wahrscheinlich nicht dabei.

Leise höre ich das Meer um mich herum Rauschen, wild und sanft zugleich. Selbst durch den Stoff durch nehme ich die salzige Hafenluft mit jedem Atemzug in mir auf und obwohl ich eh nichts sehen kann, schließe ich die Augen. Für wenige Sekunden genieße ich das Gefühl, lebendig zu sein, schließlich weiß ich nicht, wie lange ich dieses Privileg noch mein eigen nennen kann.

Was haben die mit mir vor?

Ich werde einen Steg entlang geführt, dass Holz knarzt kaum hörbar unter meinen Füßen, während ich vorsichtig einen Schritt vor den anderen setze.

Plötzlich packt mich jemand unter den Beinen und ich schreie vor Schreck laut und schrill auf.

„Sei verdammt nochmal leise!", faucht Moa mich an, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Schon werde ich irgendwo lang gezerrt und leise höre ich das Knarzen einer sich öffnenden Tür.

„Setzt sie dorthin und bereitet schon mal alles für das Video vor. Es soll unseren werten Lieutenant Kelly ja ausreichend motivieren!", ruft Moa den Männern zu, bevor ich auf einen kalten Stuhl platziert werde.

Noch immer schmerzt mein Fuß höllisch und ich kann keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Doch eins weiß ich!

Chin muss mich aufgeben...

Und ich ihn.

Plötzlich fühle ich eine eiskalte Hand auf meiner Schulter, aber diesmal zucke ich nicht mehr zusammen.

„Das alles hätte anders enden können, Kima. Du ständest hier an meiner Stelle und ich könnte dir helfen, Rache an denen zu nehmen, die dir Schmerz zugefügt haben", flüstert Moa mir ins Ohr, doch sein warmer Atem kommt kaum gegen die Kälte, die er in meinem Körper ausgelöst hat, an.

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