Reden hilft

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Konos Sicht:
„Der wievielte Nachbar war das jetzt, der nicht einmal wusste, dass Jack Dickon existiert?", fragt mich Danny, als die Frau hinter uns die Tür geschlossen hat und wir wieder im Gang stehen.

„Der vierzehnte? Ehrlich, da denkt man immer, dass man in so einer Nachbarschaft sicher ist und dann merkt keiner einen Mord fast direkt nebenan."

Ich schlage das Blatt mit den abgehakten Namen auf und deute auf die letzten zwei Namen.

„Daron Ma'kala und Ethan Harold. Wie wär's, du übernimmst den mit dem Haole Nachnamen und ich den Einheimischen?"

Danny scheint meinen Vorschlag als nette Provokation zu sehen: „Gerne doch. Mal sehen ob Mr Harold mit meinem New Jersey Humor umgehen kann."

„Eigentlich wollte ich nur nicht in den fünften Stock laufen, der Aufzug hält dort nämlich nicht."

Und so durfte schlussendlich doch ich die Treppen hochlaufen. Warum ist Danny nicht auf den Trick reingefallen?

„Mr Ma'kala, hier ist Officer Kono Kalakaua. Ich würde gerne mit Ihnen reden?", frage ich ihn laut durch die Tür, nachdem ich geklopft habe.

Die Tür öffnet sich und ein stämmiger Mann, definitiv kein Hawaiianer, dessen tätowierten Arme vor seiner Brust verkreuzt sind, tritt hervor. Seine Haare sind kurz geschoren und an seinem Ringfinger ist der helle Schatten eines Rings zu sehen.

Also entweder ein Ehebrecher oder ein Witwer.

„Was wollen Sie wissen?"

„Es geht um Jack Dickon. Er wohnt hier in der Wohnung 2b und wurde gestern zwischen 23 und 23:30 Uhr getötet", erkläre ich ihm und schon wird das Gesicht des Haoles bleicher als sein normaler Hautton.

„Jack ist tot?"

„Standen Sie dem Opfer nahe?"

„Jacky hat mir nach dem Tod meiner Frau sehr geholfen und ich habe ihm zugehört, wenn er über seine Zeit in der Army reden wollte. Ohne ihn wär ich nicht mehr hier und ich wollte genauso für ihn da sein. Ich dachte nicht, dass ich länger leben würde als er", offenbart er mir.

„Mein Beileid, Mr Ma'kala. Wollen wir vielleicht drinnen weiterreden?"

Im Wohnzimmer bietet mir der Mann einen Kaffee an, welchen ich dankbar annehme. Mitten in der Nacht hat Kima mich wieder und wieder angerufen, bis ich irgendwann abgenommen habe. Sie wollte unbedingt mit mir reden.

„Mr Dickon wurde die Prothese entwendet, wissen Sie etwas darüber?"

Leicht lacht er: „Jack hatte sie bei mir vergessen. Er hatte gestern Stress mit jemandem gehabt und wir wollten gemeinsam etwas trinken. Er war so dicht, dass er das Ding  total vergessen hat."

Kurz verschwindet Daron wieder, bis er wenige Sekunden darauf mit einer ziemlich bekritzelten Prothese wiederkommt.

„Jack ließ jeden aus seiner Selbsthilfegruppe darauf unterschreiben, als wäre es ein Gips. Wie ein verdammter Teenie."

„Hat er Ihnen erzählt, mit wem er sich gestritten hat?"

Fast schon entschuldigend schüttelt Daron den Kopf: „Nein, es tut mir leid."

Ich bedanke mich noch einmal für den Kaffee und verabschiede mich von dem Mann.

„Hey Danny, hat deiner was nützliches gewusst?", begrüße ich den Detective, als ich wieder unten bei seinem Wagen ankomme. Im Gegensatz zu mir scheint er gelassen und fröhlich zu sein.

„Ich habe sogar ein Phantombild von unserem Täter!"

Stolz streckt er mir ein Bild entgegen und ich bekomme beinahe einen Lachanfall.

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