Die neue Welt

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Chins Sicht:
„Kima!", schreie ich, während ich verzweifelt probiere diese verdammte Stahltür zu öffnen, doch es geht einfach nicht. Währenddessen liegt Kima auf der anderen Seite der Tür hustend und um ihr Leben kämpfend am Boden.

Herrgott, bitte lass es nicht zu spät sein!

Wieso hat sie nicht auf uns gewartet? Sie müsste doch am Besten von uns allen wissen, was für ein Monster Moa Smith ist. Dieser liegt mittlerweile leblos einen Meter hinter ihr und bewegt sich keinen Millimeter, außer wenn ein krampfhafter Hustenanfall ihn ordentlich durchschüttelt.

Dem Mistkerl würde ich es gönnen, wenn er an den Überresten seiner eigenen Luftröhre und seines Blutes ersticken würde. So ähnlich ist es ja auch unserem Sohn ergangen.

Doch Kima, nein. Ich habe sie doch gerade erst wieder gefunden. Die echte Kima. Die, in die ich mich vor all den Jahren verliebt habe.

Endlich kommen Lou und die anderen an, mit dem kleinen Sprengsatz, der zuerst für Steve gedacht war, doch seine Tür hatte der Commander mit dem dritten Anlauf bereits aufgetreten.

„Chin, geh auf die Seite", fordert mich Danny auf, und natürlich folge ich seiner Anweisung. Sobald Steve an mir vorbei an die Tür kann, befestigt er bereits die Bombe, bevor er sich zu uns hinter die Deckung gesellt.

„Vorsicht, da scheint ein Gas drinnen zu sein. Probiert so wenig wie möglich zu atmen."

Kaum hat der Commander fertig gesprochen ertönt ein lauter Knall und sofort, als der Weg frei ist, stürme ich zu Kima, welche nur noch röchelt und hebe sie hoch. So schnell wie möglich bringe ich sie mit Hilfe von Quinn nach unten und das erste Mal in meinem Leben bin ich froh, dass das SWAT immer gleich mit Rettungswagen erscheinen.

Während wir sie die Treppe hinunter tragen, öffnet sie leicht ihre Augen, die von dem Chlorgas gereizt sind. Sie probiert, etwas zu sagen, doch ihre angeätzten Lippen entweicht kein Wort.

„Kima, halt durch! Wir sind gleich beim Krankenwagen!"

Sanft lächelt sie, bevor ihr Körper wieder aufgibt und ihre Augen zufallen. So schnell wie möglich kommen uns draußen zwei Sanitäter mit einer Liege entgegen und vorsichtig legen Quinn und ich ihren schwachen Körper auf den Schaumstoff.

„Sie war mehrere Minuten Chlorgas ausgesetzt. Ein zweites Opfer müsste auch gleich kommen", informiert die Frau neben mir den medizinischen Einsatzleiter, welcher nur nickt.

Ich selber laufe gleich mit zu dem Krankenwagen, in dem Kima liegt. Bitte, ich will sie nicht auch noch verlieren. Nicht am gleichen Tag wie Kono. Einer der Sanitäter bietet mir an, dass ich vorne mitfahren kann, was ich gerne annehme.

Durch das kleine Fenster sehe ich, wie der Sanitäter ihr die Beatmungsmaske anlegt. Das Piepsen der Maschine wird immer langsam, je näher wir dem Krankenhaus kommen. Doch glücklicherweise verklingt der Ton nicht.

In der Notaufnahme angekommen werde ich wieder in den Warteraum geschickt, während mein Adrenalinpegel auf Rekordhöhe ist. Ich sehe Kima nach, wie sie durch den Gang von mir weg gebracht wird. Doch obwohl sie sonst reglos auf der Liege liegt, reicht ihre Hand nach meiner aus und ihre gereizten Finger suchen meine.

„Bitte halt durch!", flüstere ich leise, während draußen bereits der zweite Rettungswagen eintrifft. Mit Moa.

Mit einer ähnlichen Aussage wird er weiter geschoben, doch hat er wirklich verdient, weiter zu leben, bei all dem Schmerz, den er verursacht hat? Er sieht sogar schlimmer aus als Kima und erschrocken stelle ich fest, es lässt mich kalt. Nicht mal ein bisschen Schadenfreude empfinde ich.

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