Ungebetener Besuch

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Chins Sicht:
„Hast du die Zahnpasta gesehen? Ich habe doch gestern erst welche gekauft", rufe ich aus dem Bad, während ich die Schublade durchwühle.

Irgendwo muss das Zeug doch sein.

Leise höre ich das mittlerweile mir bekannte Klacken von Kimas Prothese von hinten näher kommen, bevor sie schon ihre Arme um meinen Hals legt und kurzerhand eine neue Tube aus den Abgründen des Chaos holt.

„Augen Aufmachen hilft manchmal", flüstert sie mir neckisch ins Ohr, was mir wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Der heutige Arbeitstag hätte eigentlich ziemlich entspannt sein sollen. Wir mussten nur einen Zeugen ins Gericht transportieren, mehr nicht. Doch trotzdem bin ich total platt.

Nach mir nimmt auch Kima die Tube in die Hand und gemeinsam machen wir uns fertig zum Schlafengehen. Wie immer bleibt die Kleine länger im Bad, also lege ich mich bereits ins Bett, denn der nächste Morgen würde eh wie immer viel zu früh kommen.

Die Zeit vergeht und Kima kommt immer noch nicht aus dem Bad, weshalb ich mich dazu entschließe, nach ihr zu schauen.

„Alles gut bei dir da drinnen?"

Schon springt die Tür auf und mit einem wundervoll strahlenden Lächeln blickt sie mich an und pure Freude spiegelt sich in ihren Augen wieder.

„Hast du die Nachricht bekommen, dass du im Lotto gewonnen hast oder warum grinst du so?"

Ich kann mir nicht helfen und lächle zurück, während sie gerade nach den richtigen Worten sucht.

„Morgen."

Diese Antwort verwundert mich schon etwas, doch die Müdigkeit hilft es zu verstecken. „Was meinst du mit Morgen?"

„Ich erzähl es dir morgen", entgegnet sie frech und drückt sich geschickt an mir vorbei Richtung Schlafzimmer.

Als auch ich müde und langsam schlurfend am Bett ankomme, kann ich bereits sehen, dass Kima viel zu aufgedreht ist, um jetzt ruhig schlafen zu können.

„Bis ich dich verstehe wird auch erst noch ein weiteres Jahrhundert vergehen."

„Oder auch nur ein paar Stunden, wer weiß schon was das Leben für uns noch alles bereit hält."

Ich lasse mich neben sie aufs Bett fallen und sanft gebe ich ihr einen Kuss auf die Stirn.

Wie immer schmiegt das kleine Wunder sich an mich und um mir zumindest etwas Schlaf zu sichern fange ich an, langsam durch ihre Haare zu streichen. Fast sofort fängt sie wie eine Katze das Schnurren an, was auch mich beruhigt und sogar noch schläfriger macht.

„Ich liebe dich, Chin."

„Ich liebe dich auch, Kima. Doch du solltest jetzt schlafen sonst bist du morgen wieder unerträglich."

Und schon knufft sie mich leicht in die Seite, nur um kurz darauf ihre Lippen auf meine zu legen. Sofort schließen sich meine Augen und ich genieße das warme Gefühl, von dem ich niemals genug kriegen könnte.

Ziemlich schnell ist Kima eingeschlafen, mitten auf meinem Arm, dessen Finger langsam das Kribbeln anfangen, während ich sie einfach nur beobachte.

Wie sich ihre Brust leicht hebt und senkt, wie sie zufrieden lächelt und wie sie einfach nur eine Ruhe ausstrahlt, die beneidenswert ist.

„Womit habe ich dich Engel nur verdient?"

Auch mir fallen irgendwann die Augen zu, was die Tore in die Traumwelt öffnet und auch ich endlich wieder vollkommen entspannen kann.

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