Caffeine, my last resort

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Irgendwie hatte ich es dann wohl doch geschafft einzuschlafen, auch wenn es nur für eine halbe Stunde war. Es war zwar viel mehr eine Art Halbschlaf, aber trotzdem genug um mich noch müder zu machen. Wie viel Sinn es auch machte durch das Schlafen müde zu werden. Jedenfalls hatte Zelda mich geweckt, was nicht ganz einfach war mit der lauten Musik in meinen Ohren. Letztendlich hatte sie es dann dadurch geschafft, dass sie das Kissen unter meinem Kopf weggezogen hatte und ich mit einem riesigen Schock hoch geschreckt war. Am liebsten wäre ich noch länger liegen geblieben, aber ich war ihr dann doch dankbar dafür, dass sie mich geweckt hatte. Auf diesem Weg wurden bloß unnötig irgendwelche Träume verhindert, in denen ich sterben könnte.

Nachdem ich mich ins Bad geschleppt hatte und nichts weiter getan hatte, als mir durch die Haare zu wuscheln und meine Zähne kurz zu putzen, hatte ich mir aus dem Kühlschrank eine kühle Dose Monster Energy geschnappt und trank sie genüsslich aus, während ich darauf wartete, dass Zelda endlich fertig wurde. Geduscht hatte sie schon gestern, jetzt fehlte bloß noch das übliche: umziehen, schminken, Haare machen, whatever...

Aus welchem Grund auch immer schlief mein Onkel immer noch. Eigentlich war er der totale Frühaufsteher und immer schon mindestens eine Stunde vor mir wach. Entweder machte ihm die ganze Sache momentan mehr zu schaffen, als ich dachte, oder er war wegen eines Fußballspiels oder ähnlichem letzte Nacht viel zu lange aufgeblieben. Er sollte sich mal nicht so anstellen, immerhin wäre ich die Nacht fast verreckt.

Das Koffein zeigte allmählich seine Wirkung. Auch wenn ich erst die Hälfte ausgetrunken hatte spürte ich bereits, dass mein Körper sich unbedingt bewegen wollte. Jetzt musste das nur noch bei meinem Verstand ankommen und alles war super.

„Was zum Teufel braucht die denn so lange?", flüsterte ich leise. Eigentlich lief ich jeden Tag mit Jan und Luke gemeinsam zur Schule, da wir drei zufälligerweise in derselben Straße wohnten, aber es war bereits so spät, dass sie mit Sicherheit schon ohne mich losgegangen waren. Die dachten wohl ich hätte schon wieder verschlafen, dabei war ich schon seit Stunden wach.

Ich seufzte erleichtert auf, als ich sie endlich im Eingangsflur sah. Sie war gerade dabei sich ihre weißen Ballerinas anzuziehen, als ich den letzten Schluck aus meiner Dose genüsslich ausgeschlürft hatte. Jetzt sah Zelda erst recht wie eine komplett andere Person aus – sie hatte sich blaue und auch relativ kurze Jeansshorts und dazu ein grasgrünes Top mit dünnen Spaghettiärmeln angezogen, die Spitzen ihrer blonden Haare hatte sie sich gelockt. Warum hatte sie sich die Haare gelockt? Kein Wunder, dass sie so lange gebraucht hatte. Gerade zog sie sich ihre Mütze über, um ihre spitzen Ohren nicht sichtbar werden zu lassen. Wie sie es bei dieser Hitze mit so etwas auf dem Kopf aushielt war mir ein Rätsel.

Zelda war dabei sich eine Jeansjacke über zuziehen. Es war zwar extrem heiß heute, aber sie würde das wohl aushalten müssen, wenn sie nicht wollte, dass jemand ihre Schnittverletzungen an den Armen bemerkte.

Bei diesem Anblick musste ich mit dem Kopf schütteln, konnte mir ein Lächeln allerdings nicht verkneifen. Zelda starrte mich mit einem breiten Grinsen an, während sie sich ihre Tasche umwarf. „Was?", fragte sie, noch immer lächelnd. „Ach nichts", kam es schließlich von mir. Schnell hatte ich mir noch meine Krücken geschnappt. „Ich habe mich nur gefragt, warum du dir so viel Zeit gelassen hast."

Wir verließen gemeinsam das Haus und ich schloss die Tür hinter uns. „Es war nun mal schwer wieder ordentlich aus zu sehen, wenn man sich zwei Wochen lang ziehen lässt", gab sie mir wieder zurück. „Gutes Argument."

Eine Dose Monster Energy hatte wohl nicht gereicht. Etwas Müdigkeit hatte mich noch immer im Griff. Da Zelda ebenfalls immer noch relativ müde war liefen wir schweigend nebeneinander her, was eigentlich relativ angenehm war. Manchmal war es einfach besser, wenn man die Klappe hielt und nichts sagte.


Ich konnte ganz deutlich die ganzen Blicke spüren, als ich gemeinsam mit Zelda den Klassenraum betrat. Auch wenn wir verdammt lange gebraucht hatten, waren wir noch relativ pünktlich angekommen und es war auch noch kein Lehrer anwesend. Die Mädchen begannen zu kichern und die Jungs grinsten mich an. Bei diesem Anblick konnte ich nicht mehr als die Augen zu verdrehen. Hatten die nichts, worüber sie sich unterhalten konnten? Manchmal wurden solche Sachen von denen hier sehr übertrieben. Aber ein wenig konnte ich es auch verstehen. Da nach den Sommerferien die Oberstufe starten würde, war das hier auch gleichzeitig die letzte Woche gemeinsam mit dieser Klasse. Da wollte natürlich jeder noch so viel Zeit wie möglich mit allen verbringen, da achtete man auch ganz besonders auf jeden Einzelnen. In solchen Momentan war man froh, dass man in so einer lieben Klasse war. Keiner wurde wirklich ausgeschlossen, wir gingen alle nett miteinander um und wir hatten uns auch wirklich alle lieb. Wenn man sich da die anderen Klassen in diesem Jahrgang anschaute konnte man von Glück sprechen.

Aber meine Krücken waren natürlich auch nicht zu übersehen. Wieso konnte dieser Trank nicht schneller wirken? Jetzt würden etliche Fragen wie „Oh mein Gott, was ist passiert?" oder „Kann ich auf dem Gips unterschreiben?" kommen. Ich freute mich schon darauf – nicht.

Wie zu erwarten waren bereits die ersten aufgesprungen, darunter zählten sich erstmal nur Mädchen. Und genau der Fall, den ich erwartet hatte, war eingetreten. Ich wurde von hunderten Fragen durchlöchert. Während ich allen die Lage erklärte stand Zelda etwas verlegen neben mir. Vor allem die Blicke, die kamen, als ich erwähnte, dass wir zusammen waren, als es passiert war, waren extrem unangenehm.

Nachdem die Fragerei endlich vorbei war und ausnahmslos jeder auf meinem Gips unterschrieben hatte, ließ ich mich auf meinen Platz fallen und gähnte einmal ausgiebig, während Zelda sich noch einmal kurz zu ihren Freundinnen gesellte. Sie war ebenfalls sofort mit Fragen durchlöchert worden, die so ähnlich waren wie „Warum warst du denn so lange weg?" „Warst du krank?" oder „Bist du wieder gesund?"

Natürlich war es klar, dass ich nicht lange alleine bleiben würde. Sofort kam Luke zu mir herüber, logischerweise mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Da wurden wir wohl versetzt, was?", meinte er zu mir und setzte sich auf meinen Tisch. Ich rollte mit den Augen und verschränkte meine Arme ineinander. „Dein Ernst?", fragte ich ihn. Er starrte mich herausfordernd an. Ich deutete das als ein „Ja".

„Aber denkst du wirklich, es ist noch niemandem aufgefallen?", fragte er mich dieses Mal. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. „Was soll aufgefallen sein?" Er beugte sich etwas weiter zu mir vor. Was zur Hölle sollte das denn jetzt werden? „Na liegt das nicht auf der Hand? Man sieht dich und Zelda ständig zusammen, auch in der Pause. Offensichtlich trefft ihr euch auch regelmäßig außerhalb des Unterrichts und jetzt lauft ihr auch noch gemeinsam zur Schule. Du kannst mir nicht erzählen, dass da nichts läuft."

Irritiert starrte ich ihn an und musste erst ein paar Mal blinzeln, ehe ich den Sinn seiner Worte verstanden hatte. „Warte, du denkt, dass Zelda und ich... so..." „Nicht nur ich denke das", unterbrach er mich mitten im Satz. Auf einmal musste ich lachen. Das war doch nicht wirklich deren Ernst? „Hör mal, ich und Zelda, wir sind nur gute Freunde, mehr ist da nicht, okay?"

Luke zuckte bloß noch mit den Schultern. „Wenn du meinst." Er setzte sich auf seinen Platz und ich starrte ihm hinterher. Vorsichtig dachte ich über seine Worte nach und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Ein wenig hatte er ja schon Recht. Wir waren seit dem Tag, an dem Zelda in die Klasse gekommen war, sehr oft zusammen unterwegs gewesen. War da vielleicht doch etwas dran?

„Unsinn", flüsterte ich leise und schüttelte den Kopf. Zelda und ich, wir waren bloß Freunde. Und außerdem waren wir durch das ‚Schicksal' verbunden. Wer weiß, was er sagen würde, wenn er das wüsste. Aber wahrscheinlich dachten dann alle bloß, dass es noch wichtiger war, dass wir beide ein Paar werden. Warum dachten auch immer alle sofort, dass man zusammen war, nur weil mal ein Junge und ein Mädchen sich super miteinander verstanden? Immerhin waren wir nicht die einzige Junge und Mädchen Freundschaft in dieser Klasse. Es wurde mal wieder von allen viel zu übertrieben.

Lost Stories | The Legend of ZeldaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt