Reading Session

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Mein Blick erhellte sich ein wenig, als die Bodenplatte sich bewegte und Zelda zurück in das Baumhaus hineinkletterte. Sie war schneller wieder zurück, als ich es vermutet hatte. Ihr Lächeln war breiter als je zuvor. Sie setzte sich zurück auf ihr Kissen und stellte das dicke Buch mit dem braunen Einband vor unseren Füßen ab. Es war mit demselben goldenen Zeichen verziert, dass ich und Zelda auf unserem Handrücken trugen, genauso wie sie es mir erzählt hatte. Mit großen, leuchtenden und neugierigen Augen betrachtete Zelda das Stück Schrift und auch mein Herz begann vor Aufregung ein wenig schneller zu schlagen. Was mochte wohl darin niedergeschrieben sein? Gab es darin tatsächlich Antworten auf alles, was ich mir nie erklären konnte?

Ich blickte Zelda in ihre Augen und sie erwiderte meinen Blick freudestrahlend. „Wollen wir?", fragte sie mich. Ich nickte vorsichtig und sah ihr dabei zu, wie sie langsam die erste Seite aufschlug. Zelda las mit sanfter Stimme vor was dort geschrieben stand.


„Vor langer Zeit, als unsere Erde noch nicht existent war, durchstreiften drei Göttinnen das kalte und leere Weltall – die Göttin des Mutes Farore, die Göttin der Weisheit Nayru und die Göttin der Kraft Din. Ihr Ziel war die Erschaffung einer ganzen, neuen Welt, mit ihren ganz persönlichen Eigenheiten - ein bewohnbarer Planet mit zahlreichen Lebewesen und einer einzigartigen Umwelt. Din begann mit der Arbeit und brachte den ersten, großen Stein ins Rollen. Mit ihrem feurigen Odem und ihren flammenden Armen schuf sie das Grundgestein, auf dem diese Welt geschaffen werden sollte. Nayru führte die Arbeit fort und schenkte dieser Welt die Gabe der Weisheit und bestimmte alle Gesetze der Physik, alle Logik stammt aus ihrer Hand. Der letzten Aufgabe widmete sich schließlich Farore. Sie war letzten Endes diejenige, die alle Formen des Daseins schuf; Pflanzen, Tiere, Insekten. Auch schuf sie intelligente Lebensformen, welche sich weiterbilden können und den Großteil der Bevölkerung ausmachen sollten. Die Goronen – das Volk des Feuers und eine stolze Gemeinschaft – schickte sie in die Berge. Die Zoras – Wesen des Wassers – ließ sie Meer und Fluss bevölkern. Die Dekus – hölzernes Waldvolk – sollten den Wald bewohnen. Die Menschen hatten als Abbild ihrer selbst die Aufgabe, die restliche Welt zu bereisen und sich ihren eigenen Wohnsitz zu suchen. Im Gegensatz zu heute hatte der Großteil spitze Ohren und war der Magie bemächtigt. Nur einige wenige besitzen diese Eigenschaften heute noch." Zelda ließ ihre Stimme senken und betrachtete mich. Sie hatte solche Ohren wie beschrieben, genauso wie ich sie hatte.


„Aber... aber wieso haben nur noch so wenige diese Eigenschaft?", fragte ich mit vorsichtiger Stimme. „Ich weiß nicht", wusste Zelda nur zu sagen. „Ich schätze, das wird hier noch irgendwo stehen. Mich würde noch mehr interessieren, was mit den ganzen anderen Wesen geschehen ist. Mit den Goronen zum Beispiel." Ich nickte zustimmend. Was war wohl mit ihnen geschehen? Stimmte das, was in dem Buch stand, oder war das bloß eine erfundene Geschichte? Und wenn das alles tatsächlich der Wahrheit entsprach, wie konnte es sein, dass ich noch nie von alledem gehört hatte? Die Schöpfungsgeschichte war doch eine ganz andere, selbst wenn ich nicht wirklich religiös war und nicht unbedingt an sie glaubte. Und auch wie bereits erwähnt wunderte ich mich über der Verbleib der anderen Kreautren, von denen etwas geschrieben stand. Man musste doch irgendwas von ihnen erfahren können, warum waren sie so gänzlich unbekannt?


Zelda blätterte ein wenig weiter. „Hier steht noch etwas über andere Wesen." „Ach ja? Lies vor", bat ich sie. Selbst wenn ich dem ganzen doch etwas skeptisch entgegen trat interessierte der Inhalt des Buches mich sehr. „Also gut. Zu sehr alten Zeiten existierten noch viele andere Bewohner, welche allerdings im Laufe der Zeiten ausgestorben sind, ein Beispiel wäre das alte Wasservolk der Parakwa, zumindest ist über eben diese nichts weiteres mehr bekannt, seit Ewigkeiten hat man nichts mehr von ihnen gehört. Einige andere unsterbliche Wesen haben sich gewandelt und verändert... Hier steht noch etwas über Menschen. Das wichtigste Menschenvolk waren die Hylianer, sie waren diejenigen, die die spitzen Ohren besaßen. Es lag inmitten vom Königreich Hyrule, das wohl wichtigste Land der vergangenen Zeiten. Ein Schattenvolk diente dem Königshaus, die Shiekah. Doch wurden sie von der königlichen Familie verraten und starben mit der Zeit ebenfalls fast vollständig aus, nur noch wenige Überlebende existieren... Wie alt ist dieses Buch denn? Wenn das stimmt könnte es schließlich bedeuten, dass es heute noch immer solche Shiekah gibt." „Hm..." Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Die gesamte Geschichte klang für mich einfach so unwirklich.

Lost Stories | The Legend of ZeldaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt