For the love of everything, why am I wet?

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Die Tür gab ein knarrendes Geräusch von sich, als sie geöffnet wurde. Ich trat erschöpft ein und sprang direkt auf das Sofa um mich auszuruhen. Eine Woche war bereits vergangen, vollkommen traumlos und ohne jegliche Komplikationen. Allerdings sollte man in diesem Fall Herr Dragmire nicht dazuzählen. Er war definitiv der schrecklichste Lehrer den es gab und er hatte es eindeutig auf mich abgesehen. Sein Ekel mir gegenüber war nicht zu übersehen. Meinen Namen sprach er stets mit einem solchem Spott und Hass aus, dass es mir jedes Mal eiskalt den Rücken runter lief. Ich wünschte mir sehnlich unsere Lehrerin zurück. Bei ihr hatte Geschichte immerhin noch Spaß gemacht, es war sogar eines meine Lieblingsfächer gewesen. Aber nun war es das meistgehasste Fach in der gesamten Klasse. Sein Verhalten grenzte schon an Mobbing. Die Klasse hatte beschlossen, sollte er sich morgen erneut so aufführen, würden wir es dem Direktor melden. Wie konnte solch ein Lehrer nur zugelassen werden?

Mein Onkel saß ebenfalls auf dem Sofa. Er starrte mich besorgt an. Diesen Blick sah ich seit meiner Verabredung mit Zelda öfters auf seinem Gesicht.
„Man, wieso bist du denn erst so spät zurück?" „Nachsitzen", antwortete ich. Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. Immerhin war ich sonst immer so lieb und brav wie kein anderer, nicht einmal in der Grundschule hatte ich auch nur eine kleine Strafarbeit erledigen müssen. „Bei dem Dragmire", fügte ich noch hinzu. Geräuschlos öffnete er seinen Mund um mir zu verstehen zu geben, dass er verstand.
„Und was hast du so schlimmes angestellt?" „Wenn ich das wüsste. Er kam nach dem Unterricht zu mir, hat mich wütend angesehen und mir die Strafe aufgelegt. Ich musste dann da bleiben und er hat mich dabei die ganze Zeit beaufsichtigt. Mit einem richtig gruseligen Gesicht. Richtig creepy."
Als Antwort bekam ich bloß ein Einfaches „Hm" zu hören. Genervt stand ich wieder auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
„Hey, willst du nichts essen?" „Ne hab kein Hunger." „Wie du meinst...."

Sofort warf ich mich auf das Bett. Ich zog meine Hose aus und warf sie achtlos auf den Boden, mein T-Shirt behielt ich an. Gemütlich kuschelte ich mich in meine Decke ein und versuchte zu schlafen. Und es funktionierte überraschend einfach und schnell.

Ein Junge. Ein kleiner Junge gekleidet in dem Grün der Wiesen. Auf seinem Rücken trug er ein kurzes Schwert und einen Schild aus Holz mit einem aufgemalten Zeichen in roter Farbe. Er müsste um die zwölf Jahre alt sein, vielleicht auch etwas jünger. Um ihn herum schwirrte eine leuchtende blaue Kugel mit kleinen durchsichtigen Flügeln. Es zog eine Spur aus funkelndem Glitzer hinter sich her. Dem Jungen stand ein hübsches kleines Mädchen gegenüber. Sie musste ungefähr in demselben Alter sein. Ihre Haare waren in eine Art Kopftuch gehüllt und ihre Kleidung bestand aus einem königlich anmutenden Kleid. Ich stand unmittelbar neben ihnen, doch sie schienen mich nicht zu bemerken.
Es musste sich erneut um einen Traum handeln. Allerdings besaß ich dieses Mal einen physischen Körper.
Das Mädchen wollte von dem Jungen, dass er durch das Fenster in ein prächtiges Gebäude sah. Ich stellte mich vorsichtig neben ihn und sah ebenfalls hinein. Ein riesiger Hüne kniete sich vor einem Thron nieder. Er hatte rote Haare und war braun gebrannt, seine Nase war recht spitz. Seine stechend gelben Augen zeigten keinerlei Emotionen, auch wenn ich mir sicher war, dass ich eine Spur von Habgier und Schadenfreude in ihnen erkennen konnte. Dieser Mann kam mir unheimlich bekannt vor. Ich dachte scharf darüber nach, es musste jemanden geben den ich kannte und der so aussah wie der kniende Hüne vor dem Thron. Nach kurzem Überlegen blieb mir kurz die Luft weg. Die Erkenntnis fiel mir wie die Schuppen von den Augen. Er sah aus wie Dragmire, haargenau so. Einzig und allein in der Kleidung unterschied er sich von der Vertretung meiner Geschichtslehrerin.

Mit einem Mal drehte er seinen Kopf zu dem Fenster und starrte mich an. Oder er starrte den Jungen an, ich war mir nicht sicher. Sein Blick war von purem Hass getränkt. Augenblicklich schreckte der Junge zurück und wandte sich sofort wieder an das Mädchen. Sie unterhielten sich. Zumindest sah es so aus. Ihre Münder bewegten sich, aber kein Ton war zu hören, obwohl sie sich direkt neben mir befanden. Überhaut herrschte hier eine unheimliche Stille. Kein einziges winziges Geräusch konnte ich vernehmen, kein Tier, kein Insekt, nicht einmal das Pfeifen des Windes, obwohl ich ihn ganz deutlich auf meiner Haut spürte.

Ein relativ kurzes Gespräch zwischen dem Jungen und dem Mädchen endete und der Junge verließ den Ort. Ich folgte ihm, wenn auch mehr oder weniger unfreiwillig. Meine Beine bewegten sich von selbst hinter ihm her.

Außerhalb bemerkte ich, dass ich mich in einem Schloss befunden haben musste. Es war wahrscheinlich das Schloss der königlichen Familie wovon Zeldas Vater mir erzählt hatte. Jetzt gerade im Moment befand ich mich wohl in der Hauptstadt. Es gab einen riesigen Markt mit viel Trubel, an jeder noch so kleinen Ecke war etwas los. Hektische Menschen in Eile, gaffende Bewunderer der zum Verkauf stehenden Gegenstände, ruhige Leute mit guter Laune und viel Spaß, Wachen in ritterlichen Rüstungen und auch einige Obdachlose hielten sich in dieser großen Stadt alleinig am Marktplatz auf. Der Junge rannte geradewegs aus dieser Stadt hinaus. Mithilfe einer Zugbrücke konnte man den Graben überwinden, welcher die Stadt von einer großen Ebene trennte. Es dämmerte bereits und der Einbruch der Nacht stand kurz bevor. Die Tageszeit änderte sich unnatürlich schnell. Der Junge war bereits verschwunden und ich stand alleine vor dem Eingang zur Stadt. „Jetzt könnte ich auch aufwachen."

Die Nacht dauerte viel länger, als der Tag gedauert hatte, gefühlte zehn Stunden war es bereits stockdunkel. Nachdem die Sonne untergegangen war wurde die Zugbrücke hochgefahren, ich konnte also nicht zurück in die Stadt gehen und mich genau umsehen. Genauso wenig hatte mein Gehirn es wohl nötig endlich wieder aufzuwachen. Aus dem Boden kamen immer wieder untote Skelette heraus gekrochen und wandelten orientierungslos durch die Gegend. Mich selbst ignorierten sie gekonnt. Ich hatte mich hingesetzt und versucht es mir gemütlich zu machen. Doch ich langweilte mich unglaublich stark. In Wirklichkeit waren mit Sicherheit nur ein paar Minuten vergangen und ich saß hier in dem Traum gefühlte Stunden fest. Ein kräftiger Seufzer entglitt meinen Lippen und ich beschloss kurzerhand mich hinzulegen.

Die Sterne glitzerten wunderschön am Nachthimmel des mir unbekannten Landes. Aus purer Langeweile versuchte ich ein paar Sternenbilder zu erkennen, aber ich fand keines, dass mir bekannt war. Vermutlich lag es an dem extremen Zeitunterschied, der zwischen der damaligen und der heutigen Zeit bestand.
Plötzlich kamen in einem rasendschnellen Tempo dunkle Wolken auf, die jeden noch so kleinen Fleck des Sternenhimmels bedeckten. Ein riesiger Blitz erhellte die Düsternis der Nacht und sofort begann es wie aus Eimern zu regnen. Doch die seltsame Stille herrschte noch immer, sodass ich weder das Prasseln des Regens noch einen Donner hören konnte. Aber spüren konnte ich ihn ganz deutlich, binnen weniger Sekunden war meine Kleidung vollkommen durchnässt und eine fröstelnde Kälte durchfuhr mich. Wäre es kein Traum gewesen hätte ich sofort versucht einen Unterschlupf zum trocken bleiben zu suchen. Ich stellte mich auf und gab erstmal ein fluchendes Wort von mir. Wieso musste alles in diesen Träumen auch so realistisch sein? Etwas weiter weg konnte ich bei genauerem hinschauen etwas Grünes erkennen, das immer näher in meine Richtung kam. Es war sicher der Junge aus dem Schloss. Als er nahe bei mir war blieb er sofort stehen und starrte an mir vorbei. Ich drehte mich um und sah, dass die Zugbrücke sich langsam öffnete. Sofort rannte ein Pferd mit Höchsttempo aus der Stadt heraus, auf seinem Rücken trug es das kleine Mädchen und eine ältere Frau. Ich konnte sie nicht genau erkennen, das Pferd war zu schnell unterwegs. Der grün gekleidete Junge sah ihnen mit einem irritierten Gesichtsausdruck hinterher. Das Mädchen warf etwas Blaues in den Wassergraben. Ich rannte an die Stelle wo es landete und konnte wage einige Umrisse im Wasser erkennen. Genau konnte ich nicht deuten, was das darstellen sollte, aber ich tippte darauf, dass es sich um ein Instrument handeln musste. Ein seltsam geformtes Blasinstrument oder ähnliches. Langsam drehte ich mich um und wartete darauf, dass der Junge dieses Etwas aus dem Graben fischte. Doch dieser wurde aufgehalten. Von dem riesigen Mann aus dem Schloss auf einem pechschwarzen Pferd. Der Junge hatte sein Schwert gezogen und starrte den Hünen mit einem ernsten Blick an. Allerdings zeigte dieser sich vollkommen unbeeindruckt und lachte belustigt. Jedenfalls sah es so aus als würde er lachen. Abweisend hob er seine Hand. In dieser lud er eine Art gelbe Kugel aus Energie auf und schoss den kleinen Jungen damit ab. Er hielt dem Druck des Angriffs nicht stand und fiel einige Meter weit von dem Mann weg. Empört richtete er sich auf und sah in mit einem schmerzlichen Gesichtausdruck vom Boden aus in die Augen. Ich wollte schon los schreien und dem Jungen zur Hilfe eilen, doch in dem Traum konnte mich so oder so niemand wahrnehmen, es würde sich also nicht lohnen etwas zu versuchen. Ohne sich weitere Gedanken um das Kind zu machen ritt er weiter in die Schwärze der Nacht.

Das Kind richtete sich auf und klopfte sich den matschigen Dreck so gut es ging von seiner Kleidung. Nachdem der Mann verschwunden war hatte es sofort aufgehört zu regnen, doch ich war noch immer klatschnass. Die fliegende Kugel flog aus seiner Mütze heraus und der Junge schien sich offenbar mit ihr zu unterhalten. Das Gespräch dauerte nicht lange, kurze Zeit später begab das leuchtende Etwas sich wieder unter die Kopfbedeckung des Jungen und dieser sprang sofort in das Wasser um das Artefakt von dem Mädchen hervor zu holen. Ich hatte wohl recht mit meiner Vermutung, es handelte sich dabei definitiv um ein Blasinstrument. Just in dem Moment war die Sonne aufgegangen und die Zugbrücke wurde erneut ausgefahren. Der Junge stieg aus dem Wasser und ging in die Stadt hinein. Ich folgte ihm.

Der Junge ging dieses mal an einen Ort, der mir bei meinem ersten Aufenthalt in dieser Stadt nicht aufgefallen war. Es war ein großes Gebäude ganz in braun, wohl eine Art Kirche oder etwas Ähnliches. Ich folgte dem Kind in das Innere und staunte nicht schlecht. Es hatte etwas Mysteriöses an sich. Der Raum war komplett in weiß gehalten, der Boden musste aus einem noch edleren Stein als das in Zeldas Villa gemacht sein. In der Mitte befand sich eine Plattform, auf der das Triforce abgebildet war und etwas weiter weg ein Podest. Neben diesem gab es eine Treppe, die zu einer großen verschlossenen Tür führte. Gleichzeitig mit meinem Eintreten meldete sich auch mein Gehörsinn wieder. Ich konnte jeden einzelnen Schritt hören, der von dem Jungen getan wurde, jedes einzelne Tun echote im gesamten Raum. Langsam folgte ich ihm in die Richtung des Podests. Davor kam er zum Stehen. Vorsichtig nahm er drei verschiedene, wunderschön aussehende Edelsteine aus seiner Tasche, einer war grün, einer rot und der andere blau. Jeder hatte jeweils eine individuelle Form und war mit etwas Gold geziert. Der Junge legte die Steine behutsam auf dem Podest ab. Unmittelbar danach zog er sofort das Instrument von dem Mädchen aus der Tasche und begann eine liebliche und mir fern vertraute Melodie zu spielen.

Der Junge beendete sein Spielen und sofort öffnete sich die schwere Tür hinter der Treppe wie von Geisterhand ganz von selbst. Der Junge entfernte sich von seinem Aufenthaltsort und stieg die Treppe nach oben, langsamen Schrittes folgte ich ihm, geradewegs durch die Tür. Etwas weiter weg in der Mitte des nächsten Raumes gab es einen Stein, wo etwas drinsteckte. Ein einzelner Lichtstrahl viel darauf und sorgte dafür, dass dieses Ding das erste war, worauf man in diesem Raum achtete. Die Kugel flog sofort aus der Mütze des Kindes und bewegte sich in einem rasanten Tempo darauf zu. So als wäre es aufgeregt tanzte es schon beinahe um den Gegenstand in dem Stein herum. Der Junge kam mit Ehrfurcht langsam näher. Er atmete einmal tief ein und aus, bevor er seine Hände um den Griff des Gegenstandes legte und ihn vorsichtig herauszog. Nun konnte ich erkennen worum es sich handelte. Es war ein Schwert, dasselbe Schwert wie das des Helden aus meinem vorigen Traum. Ein grelles Licht kam aus dem Spalt des Steins geschossen und blendete mich. Ich hörte bloß noch ein dunkles Lachen...

Schnell schlug ich meine Augen auf. Ein seltsames Geräusch hatte mich aus meinem Schlaf gerissen, was ich allerdings nicht unbedingt schlecht fand. Einige Zeit brauchte ich um meine Sinne vollständig wahrzunehmen. Es war noch mitten in der Nacht. Schlaftrunken stieg ich aus meinem Bett und schaltete das Licht ein. „Was zum..." Ich war komplett nass, meine Haare als auch meine Kleidung trieften vor Wasser. So wie es in meinem Traum war, vollkommen durchnässt von dem Regen. „Zum Teufel?"

Lost Stories | The Legend of ZeldaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt