My girlfriend, as if....

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Mit leerem Blick starrte ich den eingeschalteten Fernseher an. Seit drei Monaten war ich nun hier, lebte in einem mir fremden Haus gemeinsam mit unbekannten Menschen, ohne Anzeichen von irgendwas, das ich eigentlich kennen müsste. Seitdem kein Traum, keine Zelda, kein Sven, kein Dragmire, absolut nichts. Völlig fremde Personen sprachen mich Tag für Tag an, die jedes Mal enttäuscht waren, wenn ich sie nicht erkannte. Noch nicht einmal meine spitzen Ohren blieben mir erhalten, stattdessen hatte ich gewöhnliche, wie jeder andere Mensch sie auch hat. Nie hätte ich gedacht, dass ich den Grund für meine Mobbingzeit jemals vermissen würde, aber nun war es so. Wobei ich sie im Grunde genommen niemals besessen habe. Konnte man etwas vermissen, das nicht existierte? Ich ließ meinen Blick auf meine linke Hand hinunterschweifen, nur um festzustellen, dass es dort kein Triforce gab, so wie eigentlich die ganze Zeit. Doch trotzdem hatte ich jedes Mal die Hoffnung, dass es doch da war, nur ganz blass und ich es deshalb übersehen hatte.

Nachdem ich fit genug gewesen war, um das Krankenhaus wieder verlassen zu können, wurde ich zu einer Art Psychiater geschickt, damit ich mit ihm über meine „Probleme" sprechen konnte, diese Wahnvorstellungen, wie mein Arzt sie geschimpft hat. Ich schilderte ihm meine Lage, in dem Glauben zumindest er könnte die ganze Sache klären, aber er war dann schließlich der Grund dafür, weshalb meine Erlebnisse bloß als Traum abgestempelt wurden. Zelda war dabei wohl der Faktor, der mich davon abhalten sollte zu erwachen und Dragmire das tiefste Innere meines Unterbewusstseins, der mich wecken sollte. Trotzdem weigerte ich mich das zu glauben, selbst wenn alles darauf deutete, dass nie etwas von dem, was ich wusste, geschehen war.

Jede Nacht lag ich in meinem Bett und betete zu den drei Göttinnen, mit der Bitte, endlich wieder einen Traum zu träumen und schließlich mit Verletzungen zu erwachen, die ich mir während des Schlafs zugezogen hatte, um einen Beweis dafür zu haben, dass ich mir nichts eingebildet habe, dass alles Realität war und das Leben jetzt bloß eine Illusion. Aber es war schwierig, wenn einfach nichts darauf hindeuten konnte...

„Link, Klara steht vor der Tür!", rief meine Mutter mir zu. So tief in Gedanken versunken hatte ich gar nicht mitbekommen, dass es an der Tür geklingelt hat. „Ok!", rief ich zurück und machte mich auf den Weg, meine Mutter hatte sich bereits auf dem Weg in die Küche gemacht, um die, nach dem Geruch zu urteilen bereits angebrannte Suppe zu retten. Ich warf mir eine dünne Jacke über, schlüpfte in ein paar schwarze Chucks und verließ das Haus, während ich die Tür hinter mir schloss. Augenblicklich flog mir ein kühler Wind ins Gesicht, nicht stark, aber trotzdem klar zu spüren.

„Link!", rief Klara und fiel mir um den Hals. Mit überglücklichen, braunen Augen, die einen leichten Grünstich besaßen, sah sie mich verführerisch an und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Hey", sagte ich und lächelte leicht. „Oh, ich hab' dich so vermisst", klagte sie und klammerte sich an mir fest. Der Wind ließ ihre honigblonden Locken um ihr hübsches Gesicht tanzen. „Aber wir haben uns doch erst gestern gesehen", meinte ich belustigt. „Ja, das ist viel zu lang!" Ich begann zu lachen und sie stieß mit ihrer Faust leicht in meine Seite. „Komm, lass uns gehen", sagte ich und sie nickte.

Klara, meine Freundin, scheinbar schon seit fast zwei Jahren. Selbst an sie konnte ich mich nicht erinnern. Als sie auf mich zu kam, nachdem ich entlassen wurde, fiel sie mir sofort um den Hals und wollte mir einen Kuss aufdrücken, unterließ es aber, nachdem sie bemerkt hatte wie geschockt ich auf sie reagierte. Sie war am Boden zerstört, als sie erfuhr, dass ich mich an nichts erinnern konnte... sie tat mir so Leid, dass ich ihr versprochen hatte zu versuchen mit ihr weiterzumachen wie „bisher", meine Erinnerungen könnten ja jeder Zeit zurückkommen. Sie hatte eingewilligt.

Ich hatte eine Freundin, mit der ich offenbar schon geschlafen hatte, ohne mich daran erinnern zu können sie vor meinem Koma jemals geküsst zu haben. Meine Freundin... eine Freundin, die ich eigentlich gar nicht liebte, der ich nur etwas vorspielte, so wie jeder anderen Person, die ich eigentlich kennen müsste, bloß damit sie mich in Ruhe ließen und sich keine Sorgen machten. Sie war hübsch und wir hatten uns schon oft geküsst, aber jedes Mal wenn ich sie sah musste ich an Zelda denken. Ich weigerte mich zu akzeptieren, dass sie nicht existierte. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass alles was mir hier erzählt wurde nicht der Wahrheit entsprach. Doch so lange ich dies nicht beweisen konnte blieb mir nichts anderes übrig, als so zu tun, als wäre das alles mein wirkliches Leben. Sobald ich die Möglichkeit hatte von hier zu entkommen würde ich es tun, aber bis es sobald war konnte ich nicht anders, als weiterhin hier zu bleiben und ein falsches Leben zu leben, mit einer falschen Familie, falschen Freunden und einer falschen Liebe.

„Link?" „Hm?" „Alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so abwesend..." Klara hatte ihren Kopf von meiner Schulter gehoben und sah mich besorgt an, während wir den Weg zum Bahnhof abliefen. „Oh nein, alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen", sagte ich zu ihr und setzte ein Lächeln auf. Aber sie blieb stehen. „Ich glaube dir das nicht. Dir geht es nicht gut, das sehe ich doch! Was ist los?" Ich hielt kurz inne und wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Hör mal, es ist wirklich alles gut. Ich bin heute nur etwas in Gedanken, das ist alles." „Sicher?" Sie schien nicht wirklich überzeugt zu sein. Dieses Mädchen war wirklich hartnäckig. „Ja. Glaub' mir, wenn irgendetwas nicht stimmt bist du die Erste, die davon erfährt, alles klar?" ... „Versprochen?" „Versprochen." „Also gut..." Sie war immer noch voller Zweifel, dass spürte ich ganz deutlich. Aber immerhin ließ sie nun locker.

Selbst wenn ich ihr von meinen Gedanken berichten würde, sie würde es nicht verstehen. Niemand konnte das. Niemand konnte mir helfen. Nur ich mir selbst. Und das hatte ich bereits akzeptiert. Nun musste ich bloß noch herausbekommen, wie.


Schließlich waren wir am Bahnhof angekommen. Ich begab mich in Richtung des Automaten und zog zwei Fahrkarten, für mich und für Klara. Sie wich währenddessen nicht von meiner Seite. Wir waren offenbar gerade zum richtigen Zeitpunkt angekommen, der Zug traf genau dann ein, als ich Klara ihre Karte in die Hand drückte. Pünktlich auf die Minute, dass ich das noch erleben durfte.

Der Zug war fast komplett leer, die meisten Passagiere hielten sich in den vorderen Waggons auf, wir hatten uns in einen der Letzteren gesetzt. Klara setzte ihren Kopf auf meiner Schulter ab und schloss ihre Augen, dabei suchte sie nach meiner Hand und schloss sie fest um ihre. Ohne meine Mimik zu verziehen starrte ich teilnahmslos aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft, die an mir vorbei zog und dabei vor meinem Auge leicht verschwamm. Warum tat ich das alles hier eigentlich...?

„Du bist müde, was?", fragte ich Klara, um mich etwas abzulenken. Sie brummte leise, war sie etwa dabei einzuschlafen? „Ja, total", antwortete sie. „Ich habe heute Nacht kaum geschlafen, musste meine Präsentation für die Schule fertig machen. Heute habe ich schließlich keine Zeit dafür und morgen fliege ich ja für den Rest der Ferien nach Italien." „Das sind ganze zwei Wochen", stellte ich fest. „Ja... ich werde dich vermissen..." „Ich dich auch", meinte ich ehrlich. Nicht etwa, weil ich sie liebte, sondern weil ich dann niemanden mehr hatte, der mich ablenken konnte. Die Zeit gemeinsam mit ihr verflog immer recht schnell. Man mochte meinen es war nicht gesund für die Psyche die ganze Zeit so zu tun, als wäre man jemand, der man nicht ist, aber ich tat es trotzdem, um auf andere Gedanken zu kommen und nicht mit irgendwelchen Probleme belagert zu werden. Mit wem sollte ich denn zwei Wochen lang meine Zeit verbringen? Mit diesen Assis, die sich meine Freunde schimpften? Sicher nicht....

Der Zug kam an und wir stiegen aus. Das Kino war gar nicht so weit weg von hier, die Karten hatten wir bereits reserviert. Ich wusste gar nicht, was für ein Film das sein sollte, es war Klaras Wahl gewesen. Irgendeine Liebesschnulze, die mich nicht interessierte, so hatte ich die Befürchtung. Wenn ich eins in diesen drei Monaten über dieses Mädchen gelernt hatte, dann war es, dass sie total auf solche Sachen abfuhr.

Also machten wir uns auf den Weg, Hand in Hand. Ich hatte bereits das Gefühl, dass die gesamte Stadt von unserer „Beziehung" wusste. Die Beziehung, die selbst ein Koma und Gedächtnisverlust überstanden hat, die ewige Liebe, das perfekte Paar. Wenn sie nur wüssten, was wirklich in mir drin los war. Perfekt konnte man das bei weitem nicht nennen. Aber was sollte ich machen? Ich ließ sie einfach in diesem Glauben. So lange man mich nicht penetrant damit konfrontierte hatte ich keine größeren Probleme damit.

Nach nur kurzer Zeit betraten wir das Gebäude. Hier war noch nicht sonderlich viel los. Wir blieben stehen und Klara gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange. „Ich gehe schnell die Karten holen." Ich nickte und sah ihr dabei zu, wie sie auf den Schalter zuging. Es wunderte mich ein wenig, dass sie mich nicht einfach mitkommen ließ, aber wie auch immer.

In diesem Kino war ich mit ihr in den Ferien bereits dreimal gewesen. Ganz schön viel Geld hatte das gekostet, aber wie auch immer. Es waren Herbstferien, drei verdammte Wochen lang. Etwas komisch, da die Ferien um diese Zeit normalerweise bloß zwei Wochen dauerten, meines Wissens nach jedenfalls.

An das Zeug, das ich in der Schule habe lernen müssen konnte ich mich seltsamerweise noch ziemlich gut erinnern, selbst wenn ich bloß in meinem Koma bewusst in die Schule gegangen bin. Etwas seltsam, wenn ihr mich fragt. Also konnte ich ganz normal die Oberstufe abklappern, ohne irgendwas nachholen zu müssen. Zumindest das war gut, ich hatte absolut keine Lust wiederholen zu müssen.

Klara kam zurück und drückte mir eine Karte in die Hand. „Die Tribute von Panem" stand darauf geschrieben. Ich blickte überrascht auf. Das klang gar nicht so schrecklich, wie ich zu Anfang gedacht hatte. „Und, was sagst du?", fragte Klara mich. „Hm?" „Na, zu dem Film!" „Ach so. Besser, als ich erwartet habe", sagte ich grinsend. Sie grinste zurück und gemeinsam betraten wir den Kinosaal. Wir hatten uns schon im Voraus darauf geeinigt nichts zum essen zu kaufen, da wir beide nicht wirklich hungrig waren und das Zeug auch gar nicht mal so billig war. Kino Nummer 4 war uns zugeteilt worden, Reihe 8, Platz 9 und 10. Wir setzten uns hin und warteten darauf, dass der Vorhang sich zur Seite schob.

Lost Stories | The Legend of ZeldaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt