🦊 Kapitel 6 - Die Wahrheit (2)

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Schweigen folgte nach Narahs Frage. Eine ganze Weile war nur das gedämpfte plätschern des Regens zu hören und der Wind der durch die Blätter fuhr. 
"Ich denke, es wird Zeit dir alles zu erklären, Narah.", erklang die Stimme der Füchsin. Sie war seltsam belegt, schien fast traurig. "Der Rat der Ältesten, du kennst die Geschichten. Wie lange meinst du, leben sie schon? Wie lange sind sie bereits Ratsmitglieder?"

Die Frage verwirrte Narah. Sie dachte, es ginge darum, wie Skaiye zu ihr gekommen war? Etwas irritiert sah sie zu der hellen Füchsin. Sie schien es aber erst zu meinen. "Naja ich weiß nicht. Ein paar Generationen sicher."
Skaiye murrte missmutig. "Was würdest du sagen, wenn ich dir sage, dass sie nicht nur ein paar Generationen alt sind, sondern hunderte. Was, wenn sie immer noch der Rat sind, der sich zum Ende der Zeit der Könige zusammengeschlossen hat?" Der Wut in Skaiyes Stimme war allzu deutlich zu hören. 
"Aber... das ist nicht möglich, kein Fuchs lebt so lange.", antwortete Narah etwas verdattert. Sie verstand immer noch nicht genau, worauf sie hinaus wollte.
"Sie haben eine  Weg gefunden so lange zu leben, zu lange. Ihr Wissen über Magie geht weit über das jeden Fuchses hinaus und mit den Jahren haben sie einen Weg gefunden die Lebenskraft der Natur in ihre eigene umzuwandeln. Aber das bringt Opfer auf, unnötige Opfer.", kurz schwieg sie. Ihr Blick hatte sich getrübt. "Welpen, schwächliche Tiere und Pflanzen sterben. Sie müssen nicht unbedingt sterben, aber sie tun es. Und das tun sie nur, wegen diesen selbstsüchtigen Füchsen." Ein leises Knurren war zu hören. Tröstend drückte sich Narah an Skaiye. "Sie alle leben schon so lange, weil sie meinen, dass sie nur so den Frieden bewahren können. Ich verstehe das einfach nicht. So viele Leben kamen nicht dazu geführt zu werden und das nur wegen ihres Egoismus." Skaiye htte sich mittlerweile aufgesetzt. Sie schnaubte wütend, dann wendete sich ihr eisiger Blick zu Narah. "Alle, bis auf dich."

Wieder standen Tränen in den Augen der Füchsin. "Du bist eine Wiederkehrerin, Narah, besser gesagt, die Wiederkehrerin. Dein altes und erstes Leben war Luna, die Wiederkehrerin des Ältestenrates. Du hast an der Seite der Füchse gekämpft, die nur ihre Freiheit wollten. Du warst die, denen das Wohlergehen der Füchse am meisten am Herzen lag. Du warst die Königin des Westens, Figur der Legenden. 
Nachdem die Zeit der Könige vorbei war, bist du Ratsmitglied geworden. Erst warst du Teil des Ganzen, auch du hast eine lange Zeit von der Lebensenergie gelebt, doch... Nachdem eines deiner zwei Welpen kurz nach der Geburt gestorben ist, wolltest du nicht mehr unsterblich sein. Gabriel war dagegen. Er war damals nicht nur Ratsoberhaupt, er war auch dein Gefährte." Skaiyes Ohren legten sich an und sie blickte auf den Boden. "Nachdem ich gehört hatte, dass ein Bau im Süden angegriffen wurde, bin ich so schnell gekommen, wie ich konnte. Oh ein Glück, dass ich gekommen bin."

Narahs Herz klopfte. Sie konnte ihren Geist nicht ganz um das schließen, was sie da gehört hatte. Es schien so unwirklich. Wiederkehrer waren zwar selten, aber auch nicht so selten. Trotzdem, dass sie einer sein sollte und dann auch noch ein so bedeutender? Sie war Ratsmitglied gewesen? Wieso konnte sie sich dann nicht daran erinnern? Ja, kein Wiedekehrer konnte das, aber... Sie stoppte ihre Gedanken. "Wie bin ich gestorben?", murmelte sie mit dünner Stimme. Am liebsten hätte sie geweint, oder irgendwas, aber sie konnte nicht. Ihr Inneres fühlte sich einfach nur taub und leer an. 
"Eine Krankheit hat deinen Körper ergriffen. Sie hat dich gelähmt. Es hat nur ein paar Tage gedauert, bis... Bis du eines mit der Natur geworden bist."
Skaiye sah Narah besorgt an. Sie schien genauso getroffen, wie Narah. Sie schien ihr auch immer noch etwas zu verheimlichen, aber das war wohl auch besser so. "Danke... Danke, dass du mir das erzählt hast. Ich denke, ich werde ein bisschen Zeit brauchen.", nickte Narah dann ab und rollte sich wieder zusammen. Auf einmal schien der Wind in den Blättern beunruhigend, fast bedrohlich. Sie schluckte und vergrub dann die Nase in ihrem Schweif. Er hatte die ersten langen Haare bekommen. Daheim hätten sie jetzt sicher gefeiert. Vielleicht wäre sie ja sogar die erste gewesen. 
Sie wollte heim.

Tausende Fragen schwirrten in der Nacht durch ihren Kopf.  Sie fühlte sich schrecklich, es ließ sie kaum schlafen, auch wenn Skaiyes Duft und ihre Wärme sie einlullten. Es war einfach zu unwirklich, was die Füchsin ihr da vorgetischt hatte. Was hatte das mit den Füchsen zu tun, die ihren Bau angegriffen hatten? Wieso würde Skaiye eine fremde Füchsin retten, selbst wenn diese einmal im Rat war und aus ihrer Sicht das Richtige getan hatte? Wieso war das nicht weiter verbreitet? Die anderen Füchse mussten unbedingt davon wissen. 
War das der Grund, wieso sie mit anderen Füchsen so weit abseits lebte? 

Letztendlich musste sie doch eingeschlafen sein. 

Am nächsten Tag führten sie ihren Weg schweigend fort. Skaiye hatte nicht mehr versucht mit Narah darüber zu reden. Auch wenn sie neugierig war, war sie ganz froh darüber.
Am Mittag zeigte Skaiye Narah eine neue Jagttechnik, die die kleine Füchsin erstaunlich gut beherrschte. Schnell waren drei Vögel gefangen und die Bäuche gut gefüllt.

Ein weiterer Tag ging dahin, mehr Fragen wurden aufgeworfen, aber keine Antworten gegeben. Es schien alles so trist.

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Wörter: 890
Geschrieben: 2. Mai. 2020

Überarbeitung 1 - 2. Mai. 2020
Überarbeitung 2 - 2. Mai. 2020

(Hier könnt ihr den Standort der Geschichte soweit sehen

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(Hier könnt ihr den Standort der Geschichte soweit sehen. Haltet einfach nach dem kleinen türkisen Fuchs ausschau. :) )

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Falls es jemanden interessiert, der Todesgrund von Narah/ Luna in ihrem ersten Leben war "Staupe" c:

"Die Staupe ist eine Viruserkrankung. Die Übertragung der Staupe erfolgt direkt durch infizierte Tiere durch Sekrete. Meist wird die Krankheit von Alttieren auf Jungtiere übertragen. Jungtiere sind empfäglicher für diese Krankheit. Die Staupe ist eine fieberhafte Erkrankung, welche durch Nasenentzündung, Mandelentzündung und Husten, welcher durch eine Lungenentzündung ausgelöst, begleitet wird.

Auf der Haut kommt es zu Rötungen, Bläschenbildung und Pusteln. Auch Muskelzittern, Lähmungen, Wesensveränderungen und Zwangsbewegungen etc. können auftreten - eine schreckliche Krankeheit, welche ganze Populationen dahinraffen kann.

Die Dauer der Erkrankung bis zum Tode dauert je nach Ausprägung von einigen Tagen bis einigen Wochen.

Die Krankheit verläuft für den Fuchs tödlich!"

Quelle:

https://www.djt-vondernordkette.at/wald-wild-info/wild/fuchskrankheiten/

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