🦊 Kapitel 8 - Heimweh

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Die Landschaft war immer bergiger geworden. Der Wald war sumpfigen Wiesen gewichen in denen hier und da eine Birke, oder ein toter Baum stand. Es war alles ziemlich düster. Das graue Wetter, der leichte Nieselregen und die dunklen Felsmassen, die sich vor ihnen auftürmten. Narah war müde. Die lange Reise hatte sie letztendlich doch gelaugt und ihre Pfotetn taten weh. Es war viel passiert und sie brauchte einfach mal eine Pause.
Zweifel hatten sich am Abend wieder in ihrem Herzen eingenistet. Ihr ging es nicht wirklich gut.
Sie hatte Angst vor dem, was die Zukunft bringen würde.

Skaiye trabte zuversichtlich wie immer den kleinen Hang vor ihnen hinauf. Mittlerweile fragte sich Narah, was sie war. Sie hatte zwar gesagt, sie sei Amethyst aber bdi ihrer Ausdauer konnte sie genauso gut ein Onyx sein, auch wenn der Rest ihres Körpers dafür zu schmächtig war. Zumindest stellte sich Narah einen Onyx weit aus kräftiger vor. Vielleicht gab es im Lager ja einen, oder mehrere. Sie war neugierig, was für Füchse sie treffen würde, auch was für Katzen und auf den Wolf war sie gespannt. Narah hatte noch nie einen Wolf gesehen, geschweige denn eine Katze. Es war alles so neu.

Lange dauerte es nicht, bis sie das Lager dann erreichten. Eine Hecke aus Dornen umringte die Kuhle, in der das Lager errichtet worden war. Es lag direkt an zwei Klippen, eine die  direkt neben dem Lager in die Höhe ragte, eine andere, fiel neben ihnen tief in das Tal hinab. Von ihr konnte man über den ganzen Sumpf und den Wald sehen. Ein warmer Duft wehte Narah in die Nase. Es war ein Gemisch aus vielen anderen Düften, von Tieren, die sie nicht kannte.
Alba saß auf einem der Kahlen Bäume und nickte ihnen zu.

Narah konnte sehen, wie die Anspannung sich von Skaiye löste und sich in Erleichterung umwandte. Das war es also. Sie hatte Angst um ihre Gefährten gehabt. Gemeinsam traten sie durch den Eingangstunnel in das Herz der Gemeinschaft ein. Eine schwarzweiße Füchsin kam ihnen entgegen. Sie war etwa in dem Alter, in dem Narahs Mutter gewesen war, vielleicht etwas jünger. "Dir geht es gut. Bin ich froh.", liebevoll leckte sie Skaiye die Ohren, dann sah sie zu Narah. Sie hatte hübsche Haselnussfarbene Augen. "Hallo auch an dich. Wer bist du denn?", fragte sie und setzte sich. Skaiye wurde von anderen umringt. Man schien sie zu mögen, so wie man sie begrüßte.
"Narah", antwortete sie etwas schüchtern.
Die Füchsin vor ihr roch gut, ein bisschen wie ihre Ma.
"Ich heiße Naiwen. Freut mich sehr, dich kennenzulernen. Du musste bestimmt hungrig sein. Lass uns mal schauen, ob wir ein gutes Stück Beute für dich auftreiben können."
Naiwen. Den Namen hatte Narah schonmal gehört. Es war die Füchsin, die ihre Jungen verloren hatte.
Sie tat ihr leid, aber sie traute sich nicht etwas diesbezüglich zu sagen, also folgte sie ihr nur stumm.
Ein wenig abseits gab es einen, wenn auch schmächtigen, Haufen mit Beute. Narah suchte sich einen kleinen Vogel raus. Es war der gleiche, den sie auch an dem letzten Abend gegessen hatte mit ihrer Familie. Sie durfte ihn sich mitnehmen.
Man hatte sie schon dank Alba erwartet und ihr einen kleinen Bau fertig gemacht. - Ein frisches Moosnest unter einem der ausladenden Büsche an der Klippe, gut geschützt vor Regen und Wind.
Naiwen hatte ihr angeboten sich zu ihr zu legen, aber Narah hatte es dankend abgelehnt. Sie sehnte sich nach etwas Zeit alleine.
Schnell war die Beute verschlungen und sie eingeschlafen.
Es war ein tiefer und traumloser Schlaf, erst bei Sonnenhoch wachte sie wieder auf. Sie trat aus dem Bau und streckte sich.
Das Lager lag friedlich, aber geschäftig, vor ihr.
Skaiye war nicht zu sehen, nur ein paar fremde Füchse und ein paar andere Tiere, die sie als Katzen identifizierte. Sie sahen ein wenig aus wie Füchse, nur hatten sie keine langen Schnauzen und einen Schweif wie Welpen.
Niemand beachtete sie wirklich. Zwar spürte sie den einen oder anderen Blick, der sie striff, aber keiner machte Anstalten auf sie zuzugehen und sie war auch recht froh darüber. Sie brauchte Zeit für sich, zum Nachdenken.
So verließ sie das Lager, fand nach kurzem herumwandern einen versteckten Platz, von dem sie auf das Land blicken konnte. Ganz in der Ferne, wie damals das Gebirge im Nebel versunken war, konnte sie das blitzen des Sees sehen.
Nicht mal ein ganzer Mond war vergangen und trotzdem war sie so weit weg von Zuhause. Wobei - war es überhaupt noch ein Zuhause?
Was wohl Pa, Elyon und Juna jetzt machten, lebten sie noch, oder waren sie auch gestorben? Wenn nicht durch das Feuer, dann vielleicht durch die Füchse?
Auch konnte sie immer noch nicht ganz verstehen, wieso der Rat das alles machte. Sie konnte zwar verstehen, weshalb sie das taten, aber das war nicht der richtige Weg.
Es war nicht richtig. Wieso verstand das keiner?
Wenn sie einfach auf Luna, beziehungsweise sich, damals gehört hätten, dann wäre das alles nicht passiert.
Sie wäre jetzt zuhause, bei Ma, bei Pa. Zusammen mit Juna und konnte sich über Elyon ärgern. Sie war doch noch so klein. Wieso musste sie das unbedingt aushalten? Wieso musste sie diesen Weg gehen?
Nichts hiervon fühlte sich richtig an. Es war wie ein Traum.
Bedrückt legte sie die Ohren an, blickte eine Weile auf ihre Pfoten, bis sie wieder hoch sah, hinaus auf die Landschaft, die dunklen Wolken, die ein Gewitter ankündigten.
Vielleicht wäre es einfacher einfach aufzugeben.

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910 Wörter
Geschrieben: 5. Mai. 2020

Überarbeitung 1 - 5. Mai. 2020
Überarbeitung 2 - 5. Mai. 2020

(Hier könnt ihr den Standort der Geschichte soweit sehen

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(Hier könnt ihr den Standort der Geschichte soweit sehen. Haltet einfach nach dem kleinen türkisen Fuchs ausschau. :) )

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