Still, es war so still. Fast wäre sie wieder eingeschlafen, doch etwas hielt sie wach. Sie konnte immer noch die Konturen ihres einstigen Selbsts sehen.
Luna, die sie anflehte, der schwarze Fuchs, der sie gefangen hielt.
Jetzt konnte sie es spüren, der schwere Duft, holzig aber angenehm und das schemenhafte Pulsieren, das sie umgab. Es war fast, als würde man ihnen das Blut auspumpen.
Dann, ganz leise konnte sie Stimmen hören.
Die tiefe Stimme einer Füchsin drang an ihr Ohr, dann das Keckern ein paar anderer.
"Sucht sie, allzu lang ist sie noch nicht hier. Sobald sie einen Wiederkehrer haben können wir nicht mehr vernünftig angreifen, dass sie dann auch noch die Verräterin haben macht das ganze noch schlimmer. Sie war Ratsmitglied, ihre Fähigkeiten sind noch ausgeprägter, als die normaler Wiederkehrer.
Für die Freiheit aller Füchse!"
Narah konnte es Rascheln hören, zustimmende Rufe. Was sagte sie da nur?
Es war doch grade das Gegenteil, was stimmte.
Wieso verstand das denn keiner?Sie haben ihr ganzes Leben so gelebt, das ist das einzige was sie kennen und für richtig halten.
Natürlich.
Ihre Augen schienen so schwer, sie konnte sie kaum öffnen.
Die Schemen des Busches, der ihren Bau ausmachte, tauchten vor ihren Augen auf.
Abendlicht schimmerte durch die Zweige.
Sie hatte Glück, dass ihr Bau so abseits lag. Man konnte ihn auch schnell mit Unkraut verwechseln, wahrscheinlich hatte sie deshalb niemand gefunden. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis das passieren würde.
Mühsam richtete sie sich auf. Das war fast wie in ihrem Traum. Hatte sie sich da nicht ähnlich gefühlt?
Lunas Worte halten in ihrem Kopf nach.
"Unsere Tocher", hieß das, Skaiye war Lunas Tochter gewesen?
Eine Welle von Mitgefühl überrollte sie. Sie hatte ihre Ma also auch schon früh verloren.
Ma... Würde sie sie nie wieder sehen?
Es gab ja schließlich keinen Himmel für Wiederkeherer. Gab es überhaupt einen Himmel?
Narahs Aufmerksamkeit hatte sich auf die kleinen Staubpartikel gewandt, die vor ihrer Schnauze durch die Luft schwebten. Wenigstens sie schienen nicht zu schlafen.
Vorsichtig schlich sie voran, doch zuckte dann zurück.
Sie war auf etwas heißes getreten.
Unter ihrer Pfote verlief einer der Riefen. Wie eine Ader schlängelte sie sich aus dem Bau. Sie glühte wie warme Kohlen, gespickt von Orange-roten Partikeln.
Es ließ ihren Pelz unbehaglich abstehen. Was war das für eine Macht?
Narah atmete angestrengt aus und lugte dann vorsichtig unter den Zweigen hervor.
Eine dunkle Füchsin mit silbern schimmerndem Fell saß in der Mitte des Lagers. Ihr Gesicht war schwarz, nur zwei dunkle graue Augen sahen aufmerksam von einer Seite zur anderen.
Durch die ganze Senke zogen sich die schwarzen Adern, hinaus zu dem Baum.
Das war kein einfacher Angriff mehr, das war Krieg. Jetzt wurde es ihr zum ersten Mal wirklich klar.
Die Welt stand kurz von einem verheerenden Krieg und so, wie es aussah lag es an ihr ihn zu stoppen.
Wie damals, dachte sie.
Narah konnte Lunas Anwesenheit spüren. Jetzt verstand sie so vieles.
Luna war immer bei ihr gewesen, hatte mit ihrer Mutter auf sie aufgepasst.
Auch immer mehr Wissen flutete Narahs Geist.
Sie war Wiederkehrerin, ein Ratsmitglied. Sie hatte Macht, mindestens genauso viel, wie der Fuchs, der sie alle in diesen Traumwelten festhielt.
Narah schloss die Augen. Sie spürte wie Kälte in ihren Pelz kroch, wie eine eisige Flüssigkeit zwischen ihre Knochen floss.
Mit einem Mal wurde sie ganz leicht, dass sie die Krallen in den Boden rammen musste um nicht zu taumeln.
Sie wusste nicht, was sie tat, sie tat es einfach.
Einatmen, ausatmen.
Als sie die Augen wieder öffnete war sie nicht mehr im Bau. Sie stand vor dem Lager. Ihre Pfoten schimmerten durchsichtig, ihre Gestalt verfestigte sich immer mehr.
Narah wollte gar nicht wissen, wie sie das geschafft hatte, sie war nur froh, dass sie anscheinend niemand gesehen hatte.
Narah der fliegende Fuchs. Sie kräuselte belustigt die Schnauze.
Leichtpfotig, ohne ein einziges Geräusch zu machen folgte sie der Vene, zielstrebig zu dem Baum.
Hass machte sich in ihr Breit, als sie den schwarzen Fuchs sah. Die Spitzen der einzelnen Haare liefen zu einem dunklen silbergrau an.
Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie wusste nicht, weshalb sie so heftig reagierte, aber sie wusste, dass es nicht grundlos war.
Sie musste, Luna musste, etwas wissen, was sie ihn so hassen ließ.
Narah wusste nicht, wie ihr geschah.
Ihr Körper bewegte sich wie von sich selbst, als sie den großen Fuchs beim Nackenfell packte und aus der kleinen Höhle zog.
Ein tiefes Grollen drang aus ihrer Kehle.
Erst rührte er sich nicht, dann regte sich langsam etwas.
Der Fuchs schien aus seiner Trance erwacht, denn er zappelte, rang sich frei und sah sie mit großen goldgelben Augen an. Er schien so schwächlich und alt. Zumindest, wenn man ihn berührte. Von seinem äußerlichen Erscheinungsbild schien er kaum älter als Skaiye. Er sah aus, wie ein junger Fuchs.
Ekel kam in ihr auf. Wie konnte sie das nur einst zugelassen haben? Wie konnte sie mal einer von ihnen gewesen sein?
"Luna?", fragte der Fuchs. Blankes Entsetzen war in seinen Augen zu sehen. "Aber du bist, ich habe dich...", verängstigt legte der Fuchs die Ohren an, wich zurück.
Siegessicher drängte sie ihn zurück. Wie schwächlich, dachte sie. Er stieß an den Stamm, sah sie weiterhin mit großen Augen an, bis plötzlich seine Ohren nach vorne schnellten.
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The Forest
Fantasy"Seht ihr nicht, was sie mit uns machen? Sie berauben uns unserem wahren Potential. Sie unterdrücken uns! Sie sind nicht besser als die Herrscher vorher. Sie sind schlimmer, weil sie vorgeben mit dem Wort des Friedens zu handeln, während ihre einzi...