🍁Kapitel 5 - Die Wahrheit (1)

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Einen ganzen Tag waren sie schon unterwegs. Narah war noch nie so weit weg von zuhause gewesen, geschweige denn hatte sie so viel gesehen.
Die Landschaft wurde immer hügeliger und bald mussten sie die kleine Bergkette hinauf.
Pa hatte mal erzählt, dass dahinter der Steinwald der Zweibeiner lag. Vielleicht würden sie ja am Abend die Nachtlichter sehen, von denen Ma und Pa so oft geredet hatten.

Narahs Pfote war zwar schon viel besser, aber sie behinderte sie trotzdem. Bei Sonnenhoch mussten sie Rast machen, weil es einfach nicht mehr ging. Skaiye sagte zwar, dass das kein Problem sei, aber die Anspannung in ihr war eindeutig Sichtbar. Was auch immer sie hinunter zum See getrieben hatte, es war wohl dringend gewesen. Narah fragte sich, was es war. Immerhin musste sie den ganzen Weg schon hingelaufen sein. Das tat man nicht aus Wanderlust.

Erst als die Sonne schlafen ging erreichten sie die erste Spitze der Berge. Sie waren vergleichbar klein im Gegensatz zu dem Gebirge, was sich nun immer klarer vor ihnen auftürmte. Von weitem hatte es viel kleiner ausgesehen, aber um so näher sie kamen, umso bedrohlicher wirkte es.
Fast hatte Narah Angst, dass es umkippen würde, auch wenn das eine blöde Angst war. Aber es fühlte sich so an. Wenn sie daran dachte, wie viel Masse das sein musste, wurde ihr schwummrig.
Müde tapste sie hinter Skaiye hinterher.
"Keine Sorge, oben auf dem Hang suchen wir uns einen Platz zum übernachten.", meinte die helle Füchsin mit einem Rückblick auf den Welpen hinter sich.
"Danke, dass du mich begleitest, Narah. Es ist schöner den Weg zu zweit zu gehen, als alleine."
Es war zu windig, als dass Narah Skaiyes Ausdruck sehen konnte, aber die Wärme, die in ihrer Stimme mitschwang, war genug um zu wissen, dass sie es ernst meinte.
Sie sah bescheiden auf den Boden. "Ach, kein Problem. Ich wüsste eh nicht, was ich da alleine getan hätte. Ich glaube, ich wäre verrückt geworden."
Man musste fast rufen, so laut pfiff der Wind mittlerweile. Es würde wohl bald regnen.

Endlich waren sie auf dem Berg angekommen. Erschöpft setzte sich Narah unter einen Baum. Er schützte wenigstens etwas vor dem Wind.
Sie betrachtete kurz die Landschaft unter sich. Es war so riesig. Bei dem Anblick fühlte sie sich ganz klein. Vor allem, wenn sie zurück blickte auf den Weg, den sie bereits hinter sich hatten.
Kurz flammte das Heimweh in ihr auf. Sie wollte zurück in den Bau, wollte ihre Ma wieder und Juna und Elyon. Sie wollte Pas Geschichten wieder hören. Aber das schien nun unmöglich, nicht nach allem, was passiert war.
Etwas bedrückt senkte Narah die Schnauze, bis ihr etwas in den Blick kam.
Nicht weit vor ihr knabberte eine Maus an einer Nuss. Sie konnte Narah nicht riechen, dafür stand der Wind falsch.
Triumphierend senkte sie den Körper, schlich sich durch das kurze Gras.
Plötzlich sah die Maus auf, blickte ihr in die Augen und suchte dann erschrocken das Weite.
So schnell es ging hüpfte Narah hinterher. Die Maus war schneller, als gedacht, trotzdem schaffte sie es, das kleine Tier unter einer ihrer Pfoten zu begraben.
Es Qiekte leise, jedoch nicht lange. Schnell hatte sie ihm in das Genick gebissen, dann war Ruhe.
Stolz hob sie ihren Fang auf und trabte zu Skaiye, die bereits einen Vogel gefangen hatte.
Anerkennend nickte die weiße Füchsin. "Sie ist dir zwar fast entwischt, aber du hast sie trotzdem noch gefangen. Gute Arbeit."
Narah nickte eifrig und aß dann ihre Maus. Skaiye gab ihr noch etwas ihres Vogels ab.

Als sie fertig waren, betrachtete Skaiye Narah eine ganze Weile, was ihren Pelz unangenehm jucken ließ. Sie traute sich trotzdem nicht zurück zu sehen, sondern ließ den Blick über die Landschaft gleiten
"Ich möchte dir was zeigen.", meinte Skaiye dann und verschwand hinter ein paar Büschen.
Mittlerweile hatte es angefangen zu nieseln und es war ziemlich ungemütlich geworden.
Nach kurzem zögern folgte Narah der Füchsin und fand sich wenig später an einem kleinen Plateu wieder.
Unter ihnen schüttete es. Man konnte die Tropfen wie graue Schlieren sehen, als sie sich ihren Weg nach unten suchten.
Riesige Felsen thronten unter ihnen auf einer ungesund grauen rasen Fläche. Sie hatten kleine viereckige Löcher von denen einige leuchteten.
"Ist das der Steinwald?", fragte Narah und sah zu Skaiye hoch.
"Ja, sie haben die Sonne eingefangen, zumindest Teile davon und leuchten damit jetzt ihre Bauten aus."
Narahs Augen glitzerten. Es war schön, trotz des Regens, wie Ma und Pa es berichtet hatten.
Kleine Sonnen glühen überall auf, spiegelten sich in den nassen Stein der Wege. Es war, als würde sich ein Stück Himmel auf der Erde befinden.
"Skaiye? Kann ich dich was fragen?", setzte Narah an.
Der blaue Blick der Füchsin Strich sie, ehe sie nickte.
"Was hast du eigentlich bei meinem Bau gemacht?"

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835 Wörter
Geschrieben: 1. Mai. 2020

Überarbeitung 1 - 1. Mai 2020
Überarbeitung 2 - 1. Mai 2020

(Hier könnt ihr den Standort der Geschichte soweit sehen

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(Hier könnt ihr den Standort der Geschichte soweit sehen. Haltet einfach nach dem kleinen türkisen Fuchs ausschau. :) )

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