»Eye contact ist a dangerous, dangerous thing. But lovely. Oh, so lovely.«
»Jasmin, guck mal wer da kommt«, flüstert Annelie, meine beste Freundin mir zu und deutete mit ihrem Kopf auf den breitgebauten Jungen, welcher mit seinen Freunden die Cafeteria betritt. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sehe ich Luis Anson dabei zu, wie er einem seiner Freunde auf die Schulter klopft und anscheinend etwas lustiges sagt, da alle anfangen zu lachen.
Seine vollen, rosa Lippen formen sich zu einem schiefen Lächeln und lassen seine Grübchen zum Vorschein bringen. Dabei funkeln seine blauen Augen und lassen mich fast aufseufze, allerdings nur fast, da ich Anni diese Peinlichkeit nicht zugestehen möchte. Sie würde mich solange damit aufziehen, bis es jeder an der Schule wüsste, wahrscheinlich auch Luis. Sie ist eine echte Tratsch Tante und weiß immer über alles Bescheid. Wenn man mit ihr befreundet ist, muss man echt aufpassen was man sagt, damit es nicht gleich die ganze Schule weiß.
»Er sieht so gut aus. Hast du dir seinen Arsch schon mal genauer angesehen. Echt der Hit«, murmelt Anni und sieht mich mit einem teuflischen Lächeln an. Mit zusammengekniffenen Augen und einem strafenden Blick sehen ich sie an und wende meinen Blick wieder auf das Essen vor mir.
»Ich sage doch nur, dass du langsam mal in die Offensive gehen musst. Du stehst jetzt schon so lange auf Luis und hast noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Nicht mal ein einfaches 'Hallo' oder 'Hi'. «, sagt Anni und sieht mit einem schmachtenden Blick in die Richtung von Luis, welcher sich mit seinen Freunden direkt am Tisch neben uns niedergelassen hat. Bei diesem Anblick zieht sich mein Herz kurz zusammen, schlägt doppelt so schnell wie normal weiter und ich muss den Kloß runterschlucken der sich in meinem Hals gebildet hat.
Ich weiß, dass Anni vor ein paar Jahren auf Luis stand und das auch eine relativ lange Zeit. Wenn ich richtig informiert bin, haben sie sich sogar mal geküsst. Allerdings wurde nichts daraus und sie findet es in Ordnung, dass ich nun auf ihn stehe. Ich werde allerding dieses schlechte Gefühl, wenn ich an sie und Luis denke einfach nicht los. Sie ist genau sein Typ, hübsch, blond, schlank und sportlich. Ich bin nicht blond, nicht schlank, zumindest nicht so wie die Mädchen auf die Luis wahrscheinlich steht und ich bin auch nicht sportlich.
Ich hasse es Sport zu machen, genauso wie mir irgendwelche sportlichen Aktivitäten anzusehen. Da hat mein Bruder Mark wohl alle guten Gene abbekommen. Und genau deshalb, sehe ich mir jedes Wochenende die Spiele seiner Fußballmannschaft an und feuere mit Anni zusammen meinen Bruder an. Und Luis. Welcher wahrscheinlich eher der Grund ist, warum ich mir diese schrecklichen Stunden voller Sport antue.
Ich seufze, löse meinen Blick von Luis und schenke Anni wieder meine volle Aufmerksamkeit. »Du hast ja Recht. Ich weiß aber einfach nicht, wie ich ihn ansprechen soll. Immer wenn ich den Mut dazu habe, bekomme ich entweder kein Wort raus oder er wird von seinen ganzen Freunden belagert.«, flüster ich ihr zu, damit nicht jeder mitbekommt, worüber wir uns unterhalten. Es ist echt peinlich, dass ich kein vernünftiges Gespräch mit Jungen führen kann und das muss nicht unbedingt die ganze Schule wissen. Ich werde ihn auf keinen Fall vor seinen Freunden ansprechen, da ich auf irgendwelche peinlichen Situationen getrost verzichten kann.
»Aber das können wir doch ändern. Heute Abend ist bei Nick Berger eine kleine Party. Da Luis wohl nicht auf der Party seines besten Freundes fehlen wird, kannst du ihn dort treffen. Du musst nur mitkommen und ihn ansprechen. Eine kleines Hallo und das Gespräch kommt ins Rollen.«, sagt sie leise und sieht mich lächelnd an.
Mit einem leidenden Blick sehe ich sie an und schüttel leicht den Kopf. »Ich kann ihn doch nicht auf einer Party ansprechen. Nachher lässt er sich so zulaufen, dass er sich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnert. Dann wäre alle Mühe um sonst gewesen. Außerdem ist Mark da und er hasst es, wenn wir irgendwo zusammen auftauchen.«, erkläre ich ihr und stopfe mir einen weiteren Löffel von dem Essen in den Mund. Jeder weiß doch, dass man auf einer Party nur Leute zum saufen, tanzen und vögeln finden kann. Ich brauche nichts von all dem und würde gerne eine richtige Beziehung zu Luis aufbauen. Keine, in der er an nichts anderes als meinen Körper, meinen nackten Körper denken kann.
»Du musst dich einfach mal was trauen und du möchtest doch nicht, dass du in ein paar Monaten die Schule verlässt, auf die Uni gehst und immer noch kein Wort mit irgendwelchen anderen Menschen wechseln kannst. Und du gehst nicht mit Mark sondern mit mir auf die Party. Ignorier deinen Bruder einfach und alles wird gut.«, antwortet sie mir und sieht mich mit ihrem Gewinner Lächeln an. Anni weiß, dass ich ihr nicht viel abstreiten kann und jeden Moment einknicken werde.
»Ich habe nichts zum Anziehen«, antworte ich bloß und werde direkt von einer quietschenden Anni in ihre Arme gezogen. Ihre Worte haben mich etwas verletzt, allerdings werde ich ihr das wohl niemals erzählen.
»Wir treffen uns um sechs Uhr bei mir und machen uns fertig. Du kannst auch was von mir leihen, ich denke da an das schwarze Kleid mit der Spitze oder lieber das blaue mit den Rosen? Deine Sache taugen nicht so gut für eine Party.« Anni sieht mich fragend an, wartet jedoch auf keine Antwort, sondern startet einen Monolog über ihre Klamotten und was gut mit meiner blassen Haut und den rötlichen Haaren kombinierbar ist.
Ich lasse meinen Blick zu dem Tisch von Luis Anson schweifen und sehe direkt in diese tiefen, blauen Augen. Sehe das freche Grinsen und diese vollen, zum Küssen einladenden Lippen und merke nur wie mein Herz einen langen Schlag aussetzt, nur um mit dreifacher, oder auch vierfacher Geschwindigkeit weiter zuschlagen. Mit einem vorsichtigen Lächeln wische ich meine schwitzigen Hände unter dem Tisch an meiner Hose ab und lasse meinen Blick nicht eine Sekunde von seinem schönen, markanten Gesicht wegwandern. Luis formt seine Lippen zu einem wunderschönem Lächeln und dreht sich nach einem kurzen Zwinkern in meine Richtung, wieder zu seinen Freunden um.
Mein Atem stockt kurz und ich sehe nur noch dieses schöne blau vor mir, bis ich von Anni aus meinen Gedanken gerissen werde und entscheiden muss, ob ich lieber locken oder glatte Haare haben möchte. Mein einziger Gedanke ist: »Ist mir doch egal. Luis Anson hat mich gerade angelächelt.« Doch ich zucke nur mit den Schultern und bekomme mein breites Lächeln nicht wieder aus dem Gesicht gewischt.
Er hat mich angelächelt. Ich habe ihn angelächelt. Er hat mir zugezwinkert. Ich glaube ich sterbe gleich. Luis Anson hat mich bemerkt, er hat mich angesehen. In meinem Bauch zieht sich alles zusammen und ich drücke meine Hand dagegen, um den leichten Schmerz zu betäuben. Mit diesem Gefühl fühle ich mich für den kommenden Abend gewappnet, die Party und alles was sie mit sich bringen wird.
Ich weiß zwar nicht, ob ich mir das alles nur eingebildet habe, doch nichts kann mich davon abhalten heute Abend mindestens ein Wort mit Luis Anson zu wechseln. Nur ein einfaches Hallo.
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Breathless
Short StoryJasmin ist verliebt. Und das nicht nur so ein bisschen, sondern volle Kanne. So sehr, dass ihr Herz Purzelbäume schlägt und sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzieht, wenn sie ihn sieht. Das einzige Problem dabei, sie hat eigentlich noch nie mit Luis...