»if you lose someone but find yourself, you won«
Die ganze Nächste Woche ist Luis nicht in der Schule. Ich versuche mich wirklich zu überzeugen, dass er einfach nur krank ist, aber irgendwas sagt mir, dass sein Verschwinden mit mir zu tun hat. Am Donnerstag habe ich mich dann endlich getraut Nick abzufangen und ihn zu fragen, was denn mit Luis los ist. »Ihm gehts halt nicht so gut.«, hat er bloß gesagt und ist dann verschwunden. Nick sieht mir nicht einmal mehr richtig ins Gesicht.
Heute, am Montag habe ich wieder Chemie und ich hoffe, dass ich Luis endlich wieder sehe. Ich muss mit ihm reden und möchte gerne von ihm hören, dass er nichts von mir will. Irgendwie muss ich mich ja zwingen von ihm loszukommen.
Mit einem seufzen, packe ich mein dickes Chemiebuch aus meinem Spind in meine Tasche und schmeiße die Tür zu. Samantha steht neben mir und redet ohne Punkt und Komma. Die letzte Woche haben wir öfter unsere Pause zusammen verbracht, was zum einen zwar an Simon liegt, aber zum anderen einfach daran, dass sie mir echt sympathisch geworden ist. Ich hätte in meinem Leben nicht geglaubt, dass wir mal Freundinnen werden, aber sie ist mir momentan die beste die ich je hatte. Sie bestärkt mich in allem, auch wenn ich so viel schüchterner und unkommunikativer als sie bin. Samantha nimmt es so hin und hat kein Problem mich einfach mit allen möglichen Informationen zu belabern.
»Ich muss jetzt zu Chemie.«, unterbreche ich sie, während sie über die neue Freundin von Ben philosophiert. Dieser hat sich nämlich bei seiner Party eine Studentin geangelt, obwohl alle wissen, dass das nicht lange hält.
»Ist gut. Wir sehen uns aber heute Nachmittag. Ich muss unbedingt wieder Eis essen gehen.«, antwortet Samantha, zieht mich in eine Umarmung und drückt mich dann feste an sich. Mit einem wunderschönen Lächeln in meine Richtung dreht sie sich um und verschwindet. Noch etwas, dass ich über Samantha gelernt habe ist, dass sie Unmengen an Eis isst und kein Nein versteht. Wenn sie sich in den Kopf gesetzt hat, dass wir uns Nachmittags treffen, steht es fest, egal was ich dagegen sage.
Mit müden Schritten schlurfe ich also den Gang zum Chemieraum entlang. Als ich die Tür ansehen kann, sehe ich Nick bereits davor stehen. Mit Luis. Er steht zwar mit dem Rücken zu mir, aber ich kann ihn genau erkennen. Leider geht auch schon unser Lehrer neben mir her, sodass ich erst nach dem Unterricht Zeit haben werde Luis anzusprechen. Mit einem enttäuschten Ausdruck auf dem Gesicht mache ich mich auf den Weg in unseren Raum.
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»Luis? Kann ich kurz mit dir reden?«, frage ich ihn und versuche mich in seinen Weg zu stellen. Ich habe schon kurz vor dem Klingeln heimlich angefangen meine Sachen einzupacken, damit ich Luis nicht verpasse. Mit schnellen Schritten bin ich aus dem Raum gegangen, nahezu gestürmt und habe vor der Tür auf ihn gewartet. Jetzt müssen wir nur noch diese blöde Situation klären und ich kann mich heulend in meinem Bett verkriechen. Ich habe die Woche genug nach gedacht und mache mir nichts mehr vor. Zwischen Luis und mir wird nie was laufen. Und so sehr mich der Gedanke auch schmerzt, muss ich es mir langsam selbst eingestehen.
Ich sehe Luis an und verliere mich ganz kurz in seinen schönen blauen Augen. Er sieht mal wieder verdammt gut aus. Dieses schöne weiße Shirt, dass über seine Brust spannt, lässt einen einfach nur an seinen muskulösen Oberkörper denken. Als ich jedoch auf eine Antwort warte und darauf, dass wir das endgültig klären, sieht er mich nicht mal an.
Luis schiebt mich leicht mit seiner Hand zur Seite und geht einfach an mir vorbei. Ich bin so perplex, dass ich gar nichts dagegen machen kann und sehe einfach nur seiner Statur nach, die verschwindet. Nick steht noch neben mir, wirft mir einen entschuldigen Blick zu und eilt dann seinem besten Freund nach. Mein Bauch zieht sich schmerzhaft zusammen und ich merke wie mir Tränen in die Augen treten. Mir wird klar, dass ich zwar mit einer Abweisung gerechnet habe, aber noch viel mehr Hoffnung hatte, dass ich einfach alles falsch verstanden habe und das doch noch was wird. Wie man sieht lag ich falsch und es tut mir im Herzen weh, entzieht mir schmerzhaft die Luft zum atmen.
»Hast du jetzt endlich verstanden, dass er niemals auf dich stehen wird?«, ertönt eine verächtliche Stimme hinter mir und lässt mich erschrocken herumdrehen. Anni steht an die Wand angelehnt und lächelt mich an. Allerding ist es nicht gerade ihr fröhliches, süßes Lächeln, sonder nahezu boshaft. Ich muss einmal schlucken und etwas blinzeln, um die Tränen aus meinen Augen zu vertreiben. So muss mich wirklich keiner sehen.
»Naja ich weiß auch nicht, was jemand wie Luis von dir wollen würde. Du bist doch viel zu schüchtern und langweilig für ihn. Außerdem kennst du ihn doch gar nicht. Du findet ihn vielleicht hübsch und magst sein Image, aber sonst ist da doch nichts. Jasmin du bist einfach unfähig Leute gut kennenzulernen.«, sagt sie und kommt etwas auf mich zugelaufen. Anscheinend bin ich wirklich unfähig darin, wenn ich mit jemandem wie Annelie befreundet war. Ich versuche meine Wut herunterzuschlucken und versuche etwas auf diese demütigenden Worte zu antworten.
»Wieso bist du jetzt so zu mir? Wir waren doch beste Freunde, bevor du zu dieser Maya umgesprungen bist.«, antworte ich ihr. Meine Stimme klingt nicht halb so feste und deutlich, wie ich es mir gewünscht habe. Ich höre mich schwach an. Annelie kommt noch einen Schritt auf mich zu und sieht mich mit einem finsteren Ausdruck auf dem Gesicht an.
»In unserer Freundschaft hat doch nie irgendwas funktioniert. Alle wollten immer nur etwas über die hübsche Jasmin wissen. Die süße Jasmin, die so verdammt schlau ist und so kalt wirkt, dass keiner sich traut mit ihr richtig zu reden. Und dann verliebst du dich auch noch ausgerechnet in Luis? Du wusstest doch immer, dass ich mal was mit ihm hatte. Im Gegensatz zu dir, habe ich dir nämlich was aus meinem Leben erzählt. Sowas macht eine beste Freundin nicht.«, ruft Annelie aus und sieht mich hasserfüllt an. Als ich ihr in die Augen blicke kann ich nur Hass und... Eifersucht sehen. Sie ist eifersüchtig. Auf mich. Annelie ist die schlanke, Sportskanone, mit denen alle befreundet sein wollen und die immer alles richtig macht. Sie ist eifersüchtig auf mich, die lieber alleine Zuhause sitzt, als auf Partys zu gehen.
»Du bist eifersüchtig?«, frage ich sie und sehe sie irgendwie ungläubig an. Ich habe nie mitbekommen, dass ich irgendwie kalt auf meine Mitmenschen wirke. Ich bekomme doch selbst immer Herzklopfen und ein zittern in der Stimme, wenn ich länger als zwei Sätze vor einer Gruppe reden muss. Mein Kopf wird immer ganz rot und ich fühle mich einfach nur unwohl. Das muss den Leuten doch auffallen. Außerdem habe ich mich schon für Luis interessiert bevor sie was mit ihm hatte. Ich erinner mich noch an Annelies anruf, als sie mir davon erzählt hat. Ich lag danach drei Tage einfach nur auf meinem Bett und war ohne Grund traurig. Erst später ist mir klar geworden, dass ich richtig eifersüchtig auf sie war. Als es dann schließlich zwischen den beiden vorbei war, habe ich ihr irgendwann davon erzählt und sie hat mich unterstützt. Ich verstehe ihr verdammtes Problem nicht. Wenn sie doch nicht damit einverstanden ist, soll sie doch was sagen.
»Ich bin nicht eifersüchtig. Ich verstehe nur nicht wie man jemanden wie dich küssen kann.«, antwortet sie und fängt an zu grinsen, als sie meinen qualvollen Gesichtsausdruck sieht. Woher weiß sie von dem Kuss?
»Du fragst dich woher ich das weiß? Maya hat euch gesehen, auch wie er dich einfach stehen lassen hat..«, erklärt sie mir und lässt mich so stehen. Sie geht auf ein brünettes Mädchen zu und verschwindet mit ihr nach draußen. Das ist dann wohl Maya. Ich sehe ihr hinterher und damit gleichzeitig auch unserer Freundschaft, die somit endgültig vorbei ist. Es lässt meinen Bauch schmerzen und meinen Hals trocken werden, wenn ich an Luis und sein Verhalten denken. Allerdings lässt es mein Herz in Stücke zerbrechen, wenn ich daran denken, dass ich meine beste Freundin verloren habe und niemals wieder bekommen werde. Annelie hat sich verändert und ist nicht mehr das liebe Mädchen, dass sich immer um mich kümmert und ich bin nicht mehr so blöd ihr alles zu verzeihen. Unsere Zeit ist vorbei und das ist was mir schlussendlich die Tränen aus den Augen treibt.
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Breathless
Short StoryJasmin ist verliebt. Und das nicht nur so ein bisschen, sondern volle Kanne. So sehr, dass ihr Herz Purzelbäume schlägt und sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzieht, wenn sie ihn sieht. Das einzige Problem dabei, sie hat eigentlich noch nie mit Luis...