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»Your name still breaks my heart.«

»All my friends telll me I should move on. I'm lying in the ocean, singing your song.« Die ersten Töne von Lana Del Rey tönen durch meinen Raum. Ich liege mal wieder nur auf meinem Bett und versuche meine lauten Gedanken mit Musik zu ersticken. Ich versuche alles, dass gestern passiert ist zu vergessen und mich nur auf die schönen Klänge zu konzentrieren. Die Musik, die sich in meinem Körper ausbreitet und langsam schwerelos werden lässt.

Nur leider hält auch dieser schöne, gedankenloser Zustand nicht lange und ich muss wieder an die Party gestern denken. Samantha und Simon sind jetzt zusammen. Ich freue mich für die beiden, wirklich. Irgendwie passen sie schon gut zusammen, wenn sie es jetzt auch wirklich auf die Reihe bekommen.

Dann gibt es da noch die andere Seite des Abends. Luis, der mich geküsst hat und dann einfach abgehauen ist. Warum er das getan hat, verstehe ich immer noch nicht.

»Jasmin.«, ruft Mark plötzlich über die laute Musik und schmeißt die Tür wieder hinter sich zu. Ich setze mich auf meinem Bett auf und sehe ihn fragend an. Er kommt nur zu mir, wenn er etwas von mir braucht. So schneller ich ihm gebe was er will, so schneller ist er wieder verschwunden und ich kann mich in Selbstmitleid suhlen. Mark geht allerding zunächst auf meinen Laptop zu und stoppt die Musik, die dieser in einer lauten Lautstärke von sich gibt.

»So geht das nicht weiter. Was ist mit dir los? Was ist gestern passiert?«, fragt Mark, kommt auf mich zu und setzt sich neben mich auf mein Bett. Ich sehe ihn von der Seite an und versuche irgendwie aus ihm schlau zu werden. Was interessiert ihn das plötzlich? Also zucke ich bloß mit den Schultern und wende mein Gesicht ab, damit er meine Trauer nicht erkennen kann.

»Hör mir jetzt genau zu Jasmin. Ich war echt ein Arsch und das tut mir Leid. Ich habe meine Trauer über das Verschwinden von unserer Mutter an dir ausgelassen und das war nicht richtig. Wir hätten zusammenhalten müssen und ich hätte mich auch um dich kümmern müsse, immerhin bist du meine kleine Schwester.«, sagt er und stupst mich mit seiner Schulter an. Ich drehe mich überrascht wegen seiner Worte, wieder zu ihm zurück. Mark sieht mich mit einem wirklich traurigen Blick an und legt mir auch einen Arm um meine Schultern.

»Du siehst ihr so ähnlich. Immer wenn ich dir ins Gesicht gesehen habe, musste ich an sie denken und daran, dass sie mit diesem Arsch und seinen Kindern durch die Welt reist. Immer wenn ich an sie denke, bricht sie mir das Herz nochmal.«, versucht Mark mir zu erklären und drückt mich etwas an ihn. Ich lege meinen Arm um ihn und wir umarmen uns das erste Mal seit drei Jahren wieder. Mir wird erst richtig bewusst, wie sehr ich ihn vermisst habe, als ich in seinen starken Armen liege. Ich kann ihn verstehen. So gut verstehen. Es tut einem nicht gut immer wieder an diese Frau zu denken, weswegen ich es eigentlich die meiste Zeit einfach lasse.

»Ich war so in meiner Wut auf sie gefangen, dass ich ganz vergessen habe an dich zu denken. Ich habe einfach versucht immer etwas zu tun, damit ich nicht an sie denken muss. Ich habe einfach nicht bemerkt wie ich dich behandel und das ich dich für etwas beschuldige, dass du gar nicht getan hast.«, flüstert Mark mir entgegen. Ich sehe ihm in sein Gesicht und kann Tränen in seinen Augen funkeln sehen.

Unsere Mutter hat vor drei Jahren, von einem auf den anderen Tag alles zusammengepackt und ist gegangen. Sie hatte anscheinend schon länger was mit einem ihrer Arbeitskollegen und hat dann entschieden, dass er wichtiger ist, als wir. Sie war einfach weg. Sie hat sich diesen Mann und seine zwei kleinen Kinder geschnappt und mit ihm eine Weltreise gestartet. Einfach so. Seit drei Jahren warte ich nun auf einen Brief von ihr, dass sie sich auch für Mark und mich interessiert. Nichts. Sie hat uns einfach aus ihrem Leben gestrichen und irgendwann habe auch ich angefangen sie aus meinem zu streichen. Am Anfang habe ich einfach nur geweint und mich schlecht gefühlt, doch irgendwann habe ich aufgehört immer über sie nachzudenken.

»Ist schon in Ordnung. Wir mussten alle erst einmal damit klar kommen. Außerdem bin ich auch alleine klargekommen. Ich bin immerhin nur zwanzig Minuten jünger als du.«, antworte ich ihm und ziehe ihn in eine richtige Umarmung. Mark war vielleicht nicht immer der beste Bruder, doch kann ich ihm gar nicht böse sein. Immerhin habe ich selbst etwas gebraucht bis ich mich richtig im Spiegel ansehen konnte, weil ich unserer Mutter so ähnlich sehe. Jetzt daran zu denken, ist zwar schmerzhaft und ich werde wahrscheinlich nie ganz vergessen, dass sie uns verlassen hat, aber ich komme irgendwie damit klar. Wie ich das geschafft habe, als sich auch noch mein Vater und Bruder von mir abgewendet haben, ist mir bis heute nicht ganz bewusst.

Ich löse mich wieder von Mark und setze mich gerade auf meinem Bett auf. »Es tut mir wirklich so leid und ich werde ab jetzt versuchen alles besser zu machen. Falls ich aber mal wieder total der Arsch bin, musst du mir einfach mal in den Hintern treten.«, sagt Mark und seine Mundwinkel fangen an zu zucken. Ich nicke und streiche mir meine Haare aus dem Gesicht. Irgendwie ist mir die Situation etwas unangenehm, da wir uns so lange aus dem Weg gegangen sind.

»Was ist denn jetzt eigentlich gestern passiert? Nick wollte mir gar nichts von dem Abend erzählen und der kann eigentlich ununterbrochen reden.«, fragt Mark mich und kommt somit zum eigentlichen Thema zurück. Ich habe schon gehofft, dass er es vergessen hat. Bei seinen Worten wird mir auch noch bewusst, dass Nick von dem Kuss wissen muss. Sonst würde er doch einfach von einem normalen Abend erzählen können. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch muss ich an Nicks Ausdruck denken, als er davon erfahren. Bestimmt hält er mich jetzt für so eine, die einfach mit dem erst besten rummacht. Und was Luis ihm wohl zu dem Kuss erzählt hat.

»Ich möchte eigentlich nicht mit dir darüber reden, aber es ist auch nicht wirklich was bewegendes passiert.«, antworte ich ihm und versuche dem eigentlichen Thema auszuweichen. »Hat es was mit Luis zu tun?«, fragt er mich und zieht seine Augenbraun zusammen. Anscheinend gefällt ihm dieser Gedanke überhaupt nicht. Ich möchte seine Vermutung nicht bestätigen, kann aber auch nicht lügen und zucke deswegen nur mit den Schulter.

»Halt dich einfach von ihm fern. Wenn es um Beziehungen zu Mädchen geht, kann er echt ein Arsch sein.«, erklärt Mark mir und lässt mich mit seinen Worten leichtzusammen zucken. Leider muss ich sagen, dass es dafür schon zu spät ist. Wäre ich doch nur nie mit ihm in die Küche gegangen, sondern einfach bei Nick sitzengeblieben.

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